Krakaus Rynek Główny – Das Zentrum von allem

Der Hauptmarkt (Polnisch: Rynek Główny) ist weit über Krakau und Polen hinaus bekannt. Er ist bei einem Streifzug durch Polens zweitgrößte Stadt oft der Ausgangs- ja sogar der Mittelpunkt, denn mit seinen Seitenlängen von jeweils 200 m ist er der größte Marktplatz Europas.

Der Rynek war über die Jahrhunderte Zeuge von vielen historischen Ereignissen der polnischen Geschichte. Der Königsweg, über den die Könige auf die Wawel einzogen, führte über den Rynek. Es gibt auch eine enge Verbindung zur Wiener Geschichte. Polenkönig Jan Sobieski feierte hier seinen Sieg über die Osmanen, die 1683 Wien belagerten.

Die Tuchhallen

Im Zentrum des riesigen Platzes stehen die berühmten Tuchhallen. An diesem Platz wurde schon im Mittelalter mit flämischen und englischen Tuchen gehandelt, nachdem Kasimir der Große zu diesem Zweck den Bau einer Markthalle veranlasst hat.

Diese fiel 1555 den Flammen zum Opfer und es entstand der heutige 18 x 108 m große Bau im Stile der Renaissance. Er erhielt ein Tonnengewölbe, sowie umlaufende Arkaden, in denen sich heute Cafés befinden.

Fiaker warten vor der Tuchhalle auf eine Rundfahrt
Tuchhalle mit der Marienkirche im Hintergrund

Ihren heutigen Zustand erhielten die Tuchhallen Ende des 19. Jahrhunderts, als neugotische Arkaden mit Säulenkapiteln hinzugefügt wurden. Heute sind hier im wesentlichen die edelsten Cafés der Stadt untergebracht – denn auch im Sommer bekommt man hier den ersehnten Schatten.

Souvenirstände in den Tuchhallen
Spuren der Vergangenheit – erhaltene Werbung der Tuchhändler

Die kleinen Krämerstände der Tuchhändler sind erhalten geblieben. Heute werden hier aber nur noch selten die edelsten Stoffe angeboten. Es gibt viel mehr Taschen, Magnete und andere Souvenirs. Dafür ist die Renaissance-Atmosphäre noch ein wenig zu spüren – im Gewölbe oberhalb erkennt man die Wappen der hier Handel treibenden Städte und an manchen Stellen sieht man sogar noch ein bisschen alte Werbung.

Podziema Rynku – Die multimediale Unterwelt des Rynek

Podziema Rynku entstand nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten am Rynek im Jahr 2005. Wie in so vielen Städten hatte sich das Straßenniveau mit den Jahrhunderten und Jahrtausenden gehoben, weshalb man unterhalb des Hauptmarktes zahlreiche Straßen entdeckte, aber auch andere kleine Schmuckstücke aus längst vergessener Zeit.

Projektion auf einen Nebelvorhang als Eintritt in den Podziema Rynku

Das Projekt, daraus ein Museum zu machen und damit den Rynek zu unterkellern, galt lange Zeit als sehr umstritten. Man hatte Angst, es könne alles zusammenkrachen. Doch nach viel Überzeugungsarbeit wurden die aufwendigen Ausgrabungsarbeiten nicht zugeschüttet, sondern eine Stahlbetonplatte gegossen und die Ausgrabungen unterhalb des Rynek für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Mittelalterliche Straße unterhalb des Rynek
Im Kellermuseum

Angenehm kühl ist es hier unten und man bekommt ein ganz anderes Gefühl dafür, wie sich der Hauptmarkt von Krakau im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. An vielen, multimedialen Stationen erlebt man die Geschichte Krakaus hautnah.

3D Projektionen der Gebäude rund um den Rynek
Der Rynek im Mittelalter

Die Marienkirche als Wahrzeichen der Stadt

Die gotische Marienkirche mit ihren zwei völlig unterschiedlichen Türmen überragt nicht nur den Rynek, sondern ist aufgrund des schachbrettartigen Aufbaus der Altstadt von vielen Blickachsen aus zu sehen – besonders schön ist die Achse vom Florianska Stadttor.

Blickachse auf die Marienkirche von der Florianska Straße

Gebaut wurde die Kirche Ende des 13. bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts. Zu den sehr unterschiedlichen Türmen gibt es übrigens eine interessante Legende. Den Bau der Türme sollen zwei Brüder in Konkurrenz übernommen haben. Und während der ältere Bruder bereits fertig war, waren die Arbeiten am Turm des jüngeren Bruders noch nicht abgeschlossen. Nun hatte der Ältere Angst, dass der Jüngere seinen Turm höher bauen könnte. Um das zu verhindern, erstach er den Bauherrn kurzerhand. Das angebliche Tatwerkzeug kann man noch heute an der Tuchhalle sehen.

Portal der Marienkirche – nebenan ist übrigens das Hardrock Cafe

Ein besonderes Highlight kann man einmal die Stunde erleben. Dann öffnet sich am höheren der beiden Türme ein Fenster und statt dem Stundengeläut ist ein Trompetensignal zu hören – es wird jeweils in alle vier Himmelsrichtungen der Hejnał gespielt, ein traditionelles Trompetensignal des Triumpfes. Dabei bricht der Trompeter mitten im Spiel ab, eine Erinnerung an 1241, als der Spieler der Legende nach beim Blasen des Alarmsignals während der Melodie von einem Tatarenpfeil getroffen wurde.

Hier wird noch trompetet – traditionelles Trompetenspiel zur vollen Stunde

Wie bei so vielen Kirchen in Krakau (ich habe eigentlich nur im Waweldom keine Baustelle gesehen), ist der Innenraum derzeit (Juni 2019) eingerüstet. Wir konnten während einer Messe einen kurzen Blick hineinwerfen – die 10 Ztl für den Eintritt kann man sich leider sparen. Man kann den berühmten Hochaltar von Veit Stoß z.B. zwar sehen, aber die besondere Atmosphäre ist mit den hohen Gerüsten natürlich nicht zu spüren. Von Zeit zu Zeit müssen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten sein. Ich würde einfach beim Eintrittskartenstand mal nach dem Stand der Bauarbeiten fragen (bevor man sich ärgert.

Der Rathausturm und das verschwundene Rathaus

Bis ins 19. Jahrhundert war der Rynek noch nicht so offen, wie es heute ist. Als das damalige Rathaus aus dem 13. Jahrhundert baufällig wurde, musste man es abtragen. Um den Platz offener zu gestalten, ließ man den Turm stehen, baute aber kein neues Rathaus an dieser Stelle.

Der Turm ist seit einem Sturm im 18. Jahrhundert ist der Turm um 1/2 m geneigt – er ist quasi der Schiefe Turm von Krakau. Man kann ihn bis zur 4. Etage besichtigen. Er beeinhaltet eine Ausstellung zur Krakauer Stadtgeschichte.

Wo einst das Rathaus stand

Unmittelbar am Fuße des Turms steht oder besser liegt ein Kunstwerk von Igor Mitoraj. Eros Bendato ist ein riesiger Kopf des griechischen Gottes Eros, umwickelt mit einer Bandage. Man kann sogar hineinklettern.

Eros has fallen – Kunstwerk am Fuße des Rathausturms

Adam-Mickiewicz-Denkmal

Eine besondere Geschichte hat das Denkmal von Adam Mickiewicz, das seit 1898 vor dem Eingang der Tuchhalle steht. Es wurde 1898 anlässlich des 100. Geburtstags des größten polnischen Romantikers enthüllt.

1940 wurde es während der Deutschen Besatzung Polens von den Besatzungstruppen zerstört und die Statuen wurden verschleppt. 1946 wurden sie auf einem Glockenfriedhof in Hamburg wiederentdeckt, was eine Rekonstruktion erlaubte und somit wurde das Denkmal zum Symbol des Neuanfangs von Krakau nach der dunkelsten Phase der Stadtgeschichte.

Adam-Mickiewicz-Denkmal

6 Kommentare

  1. Hallo, ein sehr gelungener Beitrag von dir! Die Fotos sind traumhaft! In Polen waren wir bisher noch nie, aber müssen wir unbedingt mal nachholen. Nun steht aber erstmal Kroatien auf dem Programm. Ganz liebe Grüsse, Janina

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  2. Hallo, ein sehr gelungener Beitrag von dir! Die Fotos sind traumhaft! In Polen waren wir bisher noch nie, aber müssen wir unbedingt mal nachholen. Nun steht aber erstmal Kroatien auf dem Programm. Ganz liebe Grüsse, Janina

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