Concarneau – Fischerei, Wassersport und ein Bestsellercommissaire

Concareau gehört mit seiner Ville Close sicherlich zu den bekanntesten Städten der Bretagne. Mit seinem Fischereihafen – immerhin der drittgrößte in Frankreich – ist Concarneau ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum. Im 19. Jahrhundert gab es in der Region Sage und Schreibe 34 Konservenfabriken, in denen die Sardinen verpackt wurden und noch heute gilt die Sardinendose aus der Bretagne als beliebtes Urlaubssouvenir. Zudem ist der Ort an der Baie de La Forêt ein beliebtes Zentrum für den Wassersport – dafür sorgen zahlreiche Segelschulen und Kanuverleihfirmen.

Seine Beliebtheit unter den Touristen hat die kleine Stadt an der Flussmündung der Close aber etwas ganz anderem zu verdanken – sie ist nämlich der nicht ganz freiwillige Lebensmittelpunkt eines Pariser Kommissars – und Schauplatz einiger Morde, die Commissaire Dupin zu lösen hat.

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Wassersportzentrum Concarneau

Concarneau

Geschichte

Die Geschichte von Concarneau beginnt – wie die Geschichte vieler Städte – mit einem kleinen Kloster. Benediktinermönche aus der nahen Abtei Landévennec besiedelten die kleine Insel in der Mündung der Moros ins Meer. Diese Insel bildet heute die Altstadt Ville Close im Hafen von Concarneau, die damals allerdings noch nicht mit einer Brücke mit dem Festland verbunden war. Das geschah erst im 12. Jahrhundert als sich die kleine Stadt mehr und mehr zu einer der wichtigsten Festungen der Bretagne entwickelte.

Ville Close

Nur über eine Brücke erreicht man die historische Altstadt von Concarneau. Diese liegt heute eigentlich mitten im Hafenbecken – Flussabwärts liegt der Vergnügungshafen mit zahlreichen Jachten und Segelbooten, flussaufwärts liegt der Fischereihafen mit zahlreichen Nutzbooten sowie der großen Trawlerflotte von Concarneau.

Die Altstadt ist rund herum mit hohen Mauern umgeben, auf denen man heute spazieren kann. Diese öffnen sich nur an wenigen Orten zum Hafenbecken hin. So gibt es etwa die Porte du Passage, an der die Fähre hinüber in den Fischereihafen anlegt. Viel amüsanter ist jedoch die Porte du Vin. Diese führte ursprünglich zum Handelshafen. Handelsschiffe konnten hier anlanden, um die erwarteten Handelsgüter – vor allem wohl Wein, wenn man nach dem Namen geht – schnellstmöglich in die Ville Close zu bringen.

Lange Zeit war die Ville Close als Piratennest verschrien – heute mehr für Crêpe-Bräter.

Das Herzstück der Altstadt bildet die Rue Vauban, in der sich Souvenirshops und Crêperien für jeden Geschmack befinden – eigentlich so, wie man es von vielen touristischen Orten kennt. Trotzdem kommt das mittelalterliche Flair mit den zahlreichen sanierten Fachwerkhäusern noch rüber.

Übrigens: Gleich bei der Brücke zur Ville Close am großen Parkplatz liegt die berühmte Bar L’Amiral, in dem sich Commissaire Dupin besonders gerne aufhält und die bretonische Küche genießt.

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Ein Spaziergang auf den Ramparts – mit der roten Markise: Dupins Lieblingsrestaurant

Museé de la Pêche und Hémerica

Das Museum der Fischerei wirkt von außen zunächst klein und unspektakulär. Drinnen wird in Diuramen und in ausgestellten Schiffen die Geschichte der Fischerei auf der ganzen Welt erzählt.

Ein besonderes Highlight wartet jedoch auf dem Außengelände, direkt am Ramparts. Dort liegt die Hémerica, ein 32 m langer Seitentrawler aus dem Jahr 1957, den der Besucher nach Herzenslust erkunden darf – von der Brücke über die Kombüse bis hin zu den Schlafräumen, dem Motorraum und dem Laderaum.

Info: 3 Rue Vauban, 29900 Concarneau – Geöffnet Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr – Eintritt 5€. Infotafeln in Französisch, eine Mappe mit Übersetzungen (auch auf Deutsch) erhält man an der Museumskasse.

Der Fischereihafen

Zur Fischereiflotte von Concarneau gehören 36 Schiffe – 900 Seeleute verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Fischfang. Hauptsächlich gehen Thunfische ins Netz – davon werden etwa 164.000 Tonnen jährlich angelandet. Regelmäßig kann man vom Quai Russe aus beobachten, wie die großen Trawler den kleinen Hafen anlaufen.

Mehrfach täglich findet direkt im Hafen eine Fischauktion statt. Aus Zeitgründen konnten wir die leider nicht erleben – es soll aber superspannend sein.

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Trawler läuft mit seinem Fang in Concarneau ein

Besonderer Tipp: Sonnenuntergang am Quai Nul in La Croix

Einen direkten Blick auf den Ozean bekommt man im Stadtteil La Croix. Hier sind die beiden Quaianlagen Quai Nul und Quai Russe bis heute erhalten geblieben. Der Quai Nul diente zu Anfang des 20. Jahrhunderts als erster echter Landesteg für die Fischereiflotte von Concarneau. Denn wo heute vor allem Ferienwohnungen zu finden sind, befand sich der ursprüngliche Distrikt der Konservenfabriken. Heute wirkt der Steg etwas verloren, da der Vergnügungshafen und der Fischereihafen weiter landeinwärts gewandert sind – sie befinden sich heute an beiden Seiten der Ville Close.

Doch am Abend versammeln sich hier hauptsächlich Angler und es herrscht eine angenehme Ruhe (wohlgemerkt – im Oktober, wie es in der Hauptsaison aussieht, kann ich nicht sagen) – und beinahe magisch malt die untergehende Sonne einen rosafarbenen Himmel – Hach, welch ein schöner Kitsch…

Fazit

Ich muss wie immer betonen – ich war Anfang Oktober dort, damit jenseits jedlicher Touristischer Stoßzeiten. Und ich muss sagen, wenn man nicht unbedingt auf am Strand liegen und Baden aus ist, lohnt es sich. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Stadt im Juli und August weit voller ist, als an einem Donnerstag Vormittag im Oktober – da wird man sicherlich mehr Schwierigkeiten haben, einen gemütlichen Platz in einer der vielen Crêperien in der Ville Close zu finden oder Highlights wie die Hémerica für sich alleine zu erkunden.

Concarneau und seine historische Altstadt hinter den hohen Mauern strahlt trotz der vielen Souvenirshops ein ganz besonderes Flair aus. Dass sich die Crêperien genau hier ansiedeln, scheint ja schon beinahe verständlich, ich würde es ja genauso machen. Ein besonderes Erlebnis ist der Spaziergang auf den hohen Mauern der Remparts, von hier aus bekommt man noch einmal eine ganz andere Perspektive auf das mittelalterliche Städtchen.

Vom Quai Nul aus kann man selbst im Oktober Fischerbooten und Kanus zuschauen – bei schönem Wetter herrscht reger Betrieb.

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Vergnügungshafen von Concarneau mit der Ville Close im Hintergrund

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