Nachdem ich schon gestern von einem Meister des Impressionismus berichtet habe – Claude Monet, dessen Retrospektive momentan in der Wiener Albertina zu sehen ist – widme ich mich heute einer der größten Inspirationsquellen des Impressionismus – die Schule rund um Paul Gauguin arbeitete häufig in der Bretagne. Zu ihrem Zentrum entwickelte sich ein kleines Städtchen am Flüsschen Aven unweit von Concarneau.
Pont-Aven
Schon bei der Durchfahrt durch den Ort spürt man, warum sich Gauguin in Pont-Aven angesiedelt hat. Ein Gänsepärchen kommt einem auf der Hauptstraße entgegen und wenn man dann aus dem Auto steigt, sieht man sich direkt in einem impressionistischen Gemälde.

Alte Segelschiffe spiegeln sich im Wasser des Hafenbeckens, viele der alten Gebäude, die man auf Gauguins Bildern sieht, stehen noch heute. Und so hat der Tourismusverband überall dort Infotafeln aufgestellt, wo Gauguin seine Staffelei aufbaute, damit der Besucher die Motive aus exakt dem gleichen Perspektive sehen kann, wie der Künstler es tat. Unter seinem Einfluss entwickelte sich das kleine Fischerörtchen zu einem beliebten Ziel der Avengardistischen Künstler – es entwickelte sich die Schule von Pont-Aven, die bis zum heutigen Tage Inspirationsquelle für Künstler ist.
Rund um Gauguin bildete sich damals eine kleine Künstlerkolonie aus, die Schule von Pont-Aven. Gemälde aus dieser Zeit werden aufgrund des Gebrauchs von eher leuchtenderen Farben (im Vergleich etwa zu Monet) dem Post-Impressionismus zugerechnet. Zu dieser Schule zählten Künstler aus ganz Europa, etwa Émile Bernard, Elisabeth Adela Forbes oder Jacob Meijer de Haan.
„Ich liebe die Bretagne, ich finde hier Wildheit und Primitivität. Wenn meine Holzschuhe auf dem Granit klappern, höre ich den dumpfen, dunklen und starken Ton, den ich in meinen Bildern zu erreichen suche“

Als Paul Gauguin 1886 das erste Mal nach Pont-Aven kam, hatte er 4 Jahre zuvor seinen Job als Börsenmakler in Paris verloren. Während er das als Bestimmung sah, dass er sich endlich der Malerei widmen konnte. Die Geldmittel wurden langsam knapp, weshalb seine dänische Frau Mette ihn mit den 5 gemeinsamen Kindern verließ und nach Dänemark zurückkehrte. Da man in der Bretagne günstig lebt und weil die Landschaft viel Inspiration bietet, war sie unter Künstlern beliebt und bis 1894 kehrte Gauguin jeden Sommer zurück nach Pont-Aven und blieb bis in die Wintermonate. Er lebte günstig in der Pension Gloanec.

Von hier begannen Gauguins Streifzüge, etwa durch den Bois d’amour, einem Buchenwald gleich am Dorfausgang oder auf dem Hochplateau vor den Toren des Dorfes mit seinen verstreuten Heuschobern und Gehöften. Besonders ans Herz wuchs Gauguin die Kapelle von Trémalo, in der er häufig mehrere Stunden und ganze Tage verbrachte.
Der kleine Ort mit seinen alten Häusern am Flusslauf des Aven hatte zu Gauguins Zeiten 15 Häuser – dazu gesellten sich 14 Mühlen, die immer wieder in Gauguins Bildern auftauchen. Einige dieser Mühlen sind erhalten geblieben und machen den Flair des ganzen Ortes aus. Diese werden heute aus historischen Gründen erhalten – gerade laufen wieder Restaurierungsarbeiten auf der kleinen Insel im Aven, unter anderem wurde bei meinem Besuch ein Mühlrad gerade auseinandergebaut, um es zu erneuern.
Heute wechseln sich im Wesentlichen Galerien mit Souvenirläden und Cafés ab – dennoch ist die Atmosphäre, die wohl schon Gauguin gespürt hat, erhalten geblieben, wie ich es bisher nirgends erlebt habe.

Am zentralen Platz liegt seit 1985 das Museé de Pont-Aven, dessen Sammlung mehr als 1000 Werke umfasst, die im Wesentlichen der Schule von Pont-Aven widmet. Das Museum kann inzwischen sogar einen echten Gauguin sein Eigen nennen. Der wurde für mehrere Millionen Francs eingekauft – eine gewisse Ironie, wenn man bedenkt, dass der Künstler selten seine Hotelrechnungen im Ort begleichen konnte.
Pont-Aven ist ein echtes Juwel für alle, die schon immer mal mitten durch ein Gemälde von Gauguin laufen wollten.

2 Kommentare