Die Wasserkuppe ist mit ihren 950 m nicht nur die höchste Erhebung der Rhön, sie gilt auch das Dach Hessens. Mit ihrer markanten Radarkuppel ist der Gipfel ein weithin sichtbares Zeichen dafür, dass hier einst der Kalte Krieg dem Alltag der Menschen näher war als kaum woanders in Westdeutschland (außer vielleicht in Berlin selbst).
An Sommertagen mit guter Thermik herrscht hier viel Betrieb – nicht nur auf den Straßen, sondern vor allem hoch oben in der Luft – die Wasserkuppe gilt als Wiege des Segelflugsports. Aber auch Paraglider schweben am Gipfel.
Ein Highlight für Sommertage ist allerdings die Funarena mit Sommerrodelbahn, Murmelbahn und unendlich vielen anderen kleinen Fahrgeschäften für Kids.
Am Eisernen Vorhang – Fulda Gap und das Radom
Historisch spielte der höchste Berg Hessens eine gewichtige Rolle. Neben den Gebäuden der Flugschule, die größtenteils noch aus der NS Zeit stammen, ist bis zum heutigen Tag das Radom weithin sichtbarer Zeuge dieser Zeit.
Der Grund dafür ist leicht mit der Lage des Berges erklärt. Vom Gipfel der Wasserkuppe bis ins benachbarte Birx sind es grade einmal 13 km – heute kein Problem, früher jedoch stand hier der Eiserne Vorhang im Weg. Und Birx gehörte damit zum westlichsten Teil des Warschauer Paktes. Damit spielte die Wasserkuppe in den Verteidigungsplänen rund um die „Fulda Gap“ eine besonders wichtige Rolle. Gleichzeitig konnte man hier auch die Lage ausnutzen, um Spionage zu betreiben. So stand hier ursprünglich nicht nur ein Radom – es waren 5, die in den 90er Jahren entfernt wurden.

Das heute verbliebene Radom ist ein Mahnmal, in dem eine Dauerausstellung an den kalten Krieg und die Fuldagap erinnert. Gleichzeitig kann es hier auch sehr romantisch werden – im Radom befindet sich nämlich auch das höchste Trauzimmer Hessens – man kann im Radom standesamtlich heiraten.
In the Air tonight – Wasserkuppe: Wiege des Segelflugs
Der Flugplatz auf der Wasserkuppe ist aus mehreren Gründen spannend. Mit einer Höhenlage von 902 m ü/NN ist er der höchstgelegene Flugplatz Deutschlands. Er ist als Sonderlandeplatz klassifiziert und dementsprechend ist es auch motorbetriebenen Flugzeugen (zumindest bis zu einem Höchstabfluggewicht von 2000 kg) möglich, hier zu starten und zu landen. Mit rund 18000 Starts und Landungen jährlich gehört er zu den meistfrequentierten Sonderlandeplätzen in Deutschland.
Historisch ist der Flugplatz ebenso interessant. Bereits 1911 starteten hier die ersten Flugversuche – Darmstädter Schüler übten hier mit ihren Gleitern. 1922 gründete Arthur Martens hier seine Fliegerschule und 1924 wurde der Flugplatz offiziell eröffnet. Diese wurde kurze Zeit später von den Nationalsozialisten übernommen und weiter als Ausbildungsstätte für Flugschüler genutzt. Zahlreiche der Gebäude unterhalb des Radoms stammen augenscheinlich aus dieser Zeit. Sie werden heute hauptsächlich als Jugendbildungsstätte genutzt – zudem besteht hier das Deutsche Segelflugmuseum.
Eine asphaltierte Landebahn (Länge heute: 670 m) entstand allerdings erst in den 80er Jahren. Heute gibt es hier gleich mehrere Start- und Landebahnen, die sowohl von Motor- als auch von Segelfliegern genutzt werden. Neben Schleppflügen, für die zwei Motorflieger eingesetzt werden können, sind für die Segelflieger auch Windenstarts auf mehreren Landebahnen möglich. Heute muss man auch nicht mehr auf die Windrichtung achten – zu Zeiten des Kalten Krieges soll es häufiger passiert sein, dass Segelflieger über die Grenze in die DDR verweht worden sind.


Zum Flugplatz gehört heute ein Gebäude mit Schulungsräumen und einer Aussichtsterrasse, aber auch mehrere Hangars, in denen die Flugzeuge der Flugschule gelagert werden.
Besonders schön kann man die Flieger auf einer Rundwanderung rund um den Rhönclub Wanderparkplatz Reulbach beobachten (ausgezeichnet mit 2 und 12 beschildert). Dieser führt am Schafstein vorbei und dann am Nordhang der Wasserkuppe entlang und damit direkt unterhalb der Start- und Landebahn. Von hier kann man die Zugflugzeuge perfekt bei der Arbeit beobachten – bei guter Thermik ist hier gefühlt mehr los als am Frankfurter Flughafen.

Auch das Thema Paragliding wird auf der Wasserkuppe ganz groß geschrieben. Die Sportler haben ihren Startpunkt allerdings verständlicherweise auf der anderen Seite des Gipfels, unterhalb des Radoms auf einer Wiese beim Fliegerdenkmal.
Wandern
Rund um die Wasserkuppe gibt es unzählige Wanderwege. Ein besonderes Highlight habe ich ja bereits oben erwähnt – der Wanderweg Reulbach 12 rund um den Schafstein und unterhalb des Flugplatzes entlang. Der Schafstein ist ein artifizieller Gletscher. Zwischen den zahlreichen Blöcken vulkanischen Ursprungs hält sich das Eis aus dem letzten Winter besonders lange, was eine kühlende Wirkung hat – auch noch im August.
Ein weiterer toller Wanderweg beginnt unterhalb des Berges am Guckaisee. Die Extratour des Hochrhöner ist 21 km lang und führt über den Pferdskopf und ebenfalls entlang des Schafstein bis hinauf zum Gipfel und zurück. Zahllose Einkehrmöglichkeiten machen die Tagestour perfekt.



Fun Zone – Auf der Wasserkuppe mit Kids
Im Winter ist die Wasserkuppe bei guter Schneelage Anziehungspunkt für Skifahrer aus der Region. Im Sommer ist jedoch wesentlich mehr Betrieb. Dafür sorgen nicht nur die zahlreichen Wandermöglichkeiten, sondern auch die große Funarena.
Im Mittelpunkt steht eine Sommerrodelbahn, in der sogar 2 Rinnen nebeneinander verlaufen und man sogar gegeneinander rennen fahren kann. Zudem gibt es eine Sommerrodelbahn auf Schienen (im August 2018 wegen Revision geschlossen) sowie eine Märchenbahn, die durch den Wald führt und im Winter wohl als Skilift genutzt wird.
Mein persönliches Highlight ist aber eine fein gearbeite Murmelbahn. Für 2€ bekommt man eine Holzkugel und kann dann den ganzen Tag die ruhige Kugel schieben – entlang von Schienen, Glocken und kleinen Kesseln. Optimale Beschäftigung vor allem für kleinere Kids.

Nicht zu vergessen ist hier auch der weitläufige Waldseilgarten mit langen Seilrutschen und Kletterwegen zwischen den Bäumen gleich am Eingang des Geländes.

Kulinarisches
Es gibt selbstverständlich zahlreiche typische Ausflugsrestaurants für Schnitzel mit Pommes und Buden, in denen man Süßkram kaufen kann. Ein bisschen kommt hier sogar Jahrmarktstimmung auf.
Etwas Besonderes gibt es bei der Eisdiele. Die Eisheiligen führen ihr Geschäft von Hettenhausen aus. Sie haben sich auf die Fahnen geschrieben, dass sie ihr Eis ohne Zusatzstoffe und aus rein biologischen, lokalen Zutaten herstellt. Und was ist die lokalste Zutat der Rhön? Es gibt hier die kurioseste Eissorte, die ich bisher kennengelernt habe – Heueis… (#mussmanmalprobierthaben).
Erreichbarkeit
Die Wasserkuppe ist perfekt an den öffentlichen Verkehr angebunden – vom ICE Bahnhof Fulda fährt zwischen 5 und 20 Uhr nahezu stündlich die Rhönbahn. Von der Endhaltestelle in Gersfeld sind es gut 6 km bis zum Gipfel. Von hier fährt auch alle 2 Stunden ein Bus, der direkt beim Flughafengebäude hält.
Parkplätze sind zahlreich vorhanden – im Sommer sind die aber auch am Wochenende heiß begehrt. Das Tagesticket kostet 2€.