Das Schloss Belvedere gehört sicherlich zu den bekanntesten Zielen für Touristen in Wien. Spannenderweise habe ich in meinem Freundeskreis festgestellt, dass nur Wenige innerhalb der letzten 5 Jahren wirklich mal in der Ausstellung waren.
Nachdem diese kürzlich völlig neu aufgestellt wurde, nutzten wir die Gelegenheit, zu den Open Friday Nights (noch 2 Termine am 6. und 27. April), mal einen näheren Blick auf die Ausstellung zu werfen. Ich nutze gleich mal die Gelegenheit, um euch den gesamten Barocken Komplex vorzustellen, der den Vergleich mit dem Kaiserlichen Schönbrunn nicht scheuen muss.
Prinz Eugen von Savoyen (1663 – 1736)
Eugen Franz, Prinz von Savoyen-Carignan – allen bekannt unter dem Namen Prinz Eugen – ist wohl die bekannteste Nicht-Habsburgische Figur in der Wiener Geschichte und einer der bedeutendsten Feldherren in der Geschichte Österreichs.
Eugen wuchs in Paris unter komplizierten Verhältnissen auf. Sein Vater starb als er 10 Jahre alt war. Seine Mutter wurde zu einer der Lieblingsmätressen des legendären Sonnenkönigs Ludwig XIV. Da war keine Zeit, sich um die 7 Kinder aus der ersten Ehe zu kümmern. Der sah Eugen dann auch für eine geistige Laufbahn vor – bereits mit 15 waren zwei Abteien in seinem Besitz, was ihm den Spitznamen „der kleine Abbé“ einbrachte.
Doch die Laufbahn gefiel Eugen ganz und gar nicht. Deshalb verließ er 1683 Paris, um am Hofe des Kaisers Leopold I. vorzusprechen. Eugens Bruder war kurz davor in einer Schlacht verstorben und Eugen erhoffte sich, sein Dragonerregiment zu erhalten. Er erhielt zunächst das Offizierspatent und ritt und kämpfte als junger Oberstleutnant in der Schlacht am Kahlenberg bei der Befreiung von den Osmanen. Dort bewährte er sich und bekam so im Dezember 1683 ein 10 Kompanien starkes Dragonerregiment.
Im folgenden führte er mehrere erfolgreiche Schlachten gegen die Türken sowie im spanischen Erbfolgekrieg. Dabei konnte der exzentrische Feldherr gewaltige Reichtümer anhäufen. Denn neben dem Belvedere gehörte auch das Winterpalais im Ersten Bezirk sowie die Schlösser von Hof im Marchfeld und Ráckeve in Ungarn und viele andere mehr zu seinem Besitz. Seine Büchersammlung füllt noch heute weite Teile des Prunksaals der Nationalbibliothek.
Eugen starb kinderlos 1736 in Wien. Er wurde in allen Ehren in der Savoyer Gruft im Stephansdom beerdigt.

Geschichte des Belvedere
Die Geschichte des Belvedere nimmt am Rennweg seinen Ausgangspunkt. Nachdem Eugen seinen Wintersitz innerhalb der Stadtmauern Wiens in der Himmelpfortgasse hatte, wollte er seinen Sommersitz außerhalb der Stadtmauern. Die Wahl fiel auf ein Grundstück im heutigen Dritten Bezirk. Mit dem Grundstück erwarb er ein 1694–1697 errichtetes Lustgebäude, das er von Johann Lucas von Hildebrandt 1714 – 16 zum Prunkgebäude mit Stallungen ausgebaut wurde.
Nach mehreren Zukäufen wurde das Grundstück immer größer und reichte schließlich bis zum heutigen Gürtel. Ursprünglich war nur ein kleines Gebäude geplant. Von Hildebrandt erweiterte jedoch die Planungen und errichtete das heutige Gebäude 1720 – 1723. Eugen behielt seine Wohnräume allerdings im unteren Belvedere und nutzte das Schloss ausschließlich zur Repräsentationszwecken.
Nach Eugens Tod kam das Schloss in Besitz des Kaiserhauses. Zuletzt nutzte Tronfolger Franz Ferdinand das Schloss 1894 bis zu seiner Ermordung 1914 als Residenz.
Das obere Belvedere – Vom Mittelalter bis zum Kuss
Heute wird im Oberen Belvedere die Sammlung der Österreichischen Galerie gezeigt. Dabei holt man zu einem Rundumschlag aus vom Mittelalter bis hin zum absoluten Highlights, dem legendären Kuss von Gustav Klimt oder Gemälde von Egon Schiele. Es gibt kaum eine so umfassende Möglichkeit, sich einen Überblick über die Österreichische Kunst zu verschaffen. Von den Charakterköpfen von Franz Xaver Messerschmidt, denen ein eigener Raum gewidmet ist, über Modellen von bekannten Statuen in der Stadt (wie die Maria Theresia oder Erzherzog Karl am Heldenplatz und historische Porträtmalerei in Form von Kaiser Franz Josef und Kaiserin Elisabeth bis zur Gegenwartskunst ist alles zu entdecken.
Eine besondere Möglichkeit bietet sich im barocken Carlone Saal. Hier werden im Wechsel Gegenwartskünstler ausgestellt in einem ganz besonderen Spannungsfeld zum alten Gemäuser.
„Österreich ist frei“ – Das Belvedere und der Staatsvertrag von 1955
Ein weiteres Mal wurde im Oberen Belvedere Geschichte geschrieben. Am 15. Mai 1955 unterzeichnete Leopold Figl den Staatsvertrag der Republik Österreich – die 10 Jährige Besatzung wurde damit beendet. In seiner Rede, die er noch im Saal hielt, fielen dabei die legendären Worte „Österreich ist frei“. Anschließend traten die Unterzeichner unter dem Jubel Hunderttausender Wiener auf den Balkon des Belvedere, um den Vertrag zu präsentieren.
Der Garten des Belvedere – Von Brunnen bis zum Canaletto-Blick
Der barocke Garten des Belvedere ist ein Highlight. Von hier aus kann man die gesamte Stadt über den Stephansdom bis hinüber zum Kahlenberg überblicken. Bekannt gemacht hat die Perspektive Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, der sie Mitte des 18. Jahrhunderts auf Leinwand bannte.
Im Garten des Oberen Belvedere, direkt neben den Prunkräumen, ließ Prinz Eugen schon 1716 eine halbkreisförmige Menangerie errichten, von denen heute allerdings keine Spuren mehr vorhanden sind. Die Tiere gingen nach dem Tod des Prinzen in den Besitz der kaiserlichen Familie über. Sie wurden nach Schönbrunn und Neugebäude gebracht. Im Belvedere blieb allerdings ein Weißkopfgeier, der dort 1824 nach 117 Jahren Gefangenschaft verstarb.

Das untere Belvedere & die Orangerie
Im Zentrum des Unteren Belvedere steht ebenfalls ein barocker Marmorsaal, der Eugen zur Repräsentation diente und der ursprüngliche Haupteingang des Schlosses war. Die Fresken verweisen, wie es damals so üblich war, auf die kriegerischen Erfolge Eugens mit zahlreichen Kriegstrophäen. Das Deckenfresko von Martino Altomonte zeigt Apoll im Sonnenwagen, Eugen bekommt als nackter Heros von Merkur die Kunde von der Verleihung der päpstlichen Ehrengaben überbracht.
Ebenfalls noch erhalten sind das Goldkabinett, der Groteskensaal und die Marmorgalerie, die zu den Stallungen führen.
Die Prunkstallungen sind angefüllt mit mittelalterlicher Kunst, sie sind allerdings täglich nur von 10 bis 12 Uhr zu besichtigen.
Daneben gibt es wechselnde Sonderausstellungen. Derzeit ist in der Orangerie eine Ausstellung des großen Zeichners Klemens Brosch (noch bis 3.6.2018).


Info
Das obere Belvedere ist am besten mit den Straßenbahnen D (Station Schloss Belvedere), O und 18 sowie mit diversen Schnellbahnen (jeweils Station Quartier Belvedere) zu erreichen. Das untere Belvedere erreicht man am besten mit der Straßenbahnlinie 71 (Station Unteres Belvedere).
Das gesamte Emsemble gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
Das Kombiticket kostet für Erwachsene 22€, Kinder sind bis 19 Jahre frei. Das Einzelticket Oberes Belvedere kostet 15€, das Ticket fürs Untere Belvedere kostet 13€.
Öffnungszeiten:
Täglich 9-18 Uhr
Freitags 9-21 Uhr
Prunkstall im Unteren Belvedere Täglich 10-12 Uhr
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