Wenn der Wiener einen kleinen Ausflug aus seiner Stadt hinaus macht, geht es meist in den kaiserlichen Kurort Baden oder in die kaiserlichen Schlossgärten von Laxenburg. Der kleine Ort Mödling fristet da eher ein ruhiges Dasein. Dabei hat die Stadt viel zu bieten – eine mittelalterliche Altstadt, zahlreiche Wanderwege rund um die Burgruine und den Husarentempel sowie zahlreiche Klettersteige im Föhrenwald, die für jede Könnensstufe geeignet sind.
#Die Geschichte
Die Besiedlungsgeschichte Mödlings am Rande des Wiener Beckens geht schon auf die Jungsteinzeit zurück. Gerade in der Gegend rund um den Kalenderberg im engen Mödlingtal weisen zahlreiche Gräberfeld Funde aus der Hallstattzeit auf.
Ihre Blütezeit erlebte die Stadt im Mittelalter, als die dortige Burg zum Sitz einer Nebenlinie der Babenberger wurde. Da hier die nicht herrschende Linie ihren Sitz hatte, wurde sich hier vorwiegend der Kunst gewidmet. Daher waren zahlreiche bekannte Künstler des Mittelalters zu Besuch, darunter auch der legendäre Walter von der Vogelweide.
Nachdem die Burg während der ersten Türkenbelagerung und einem folgenden Blitzschlag zerstört wurde, war die Stadt den Türken bei der zweiten Belagerung 1683 beinahe schutzlos ausgeliefert und wurde beinahe vollständig entvölkert. Erst steirische Siedler konnten die Stadt wieder bevölkern – zu erkennen ist das auch am steirischen Panter im Ortswappen.

#Die mittelalterliche Altstadt mit der Kirche St. Othmar
Trotz der Türkenbelagerungen sind im Gebiet der Altstadt noch zahlreiche Bauten aus dem Mittelalter erhalten geblieben bzw. nach ursprünglichen Plänen wieder errichtet worden. So gibt es hier das gewisse Mittelalterflair, das man in heutigen Innenstädten nur noch selten findet.
Besonders markant ist die gotische Kirche St. Othmar, die etwas oberhalb der Altstadt liegt. Sie stammt aus dem Jahr 1454. Während der Türkenbelagerung wurden die dorthin fliehenden Menschen niedergemetzelt und die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Zuge der Renovierungsarbeiten erhielt sie ihr barockes Innenleben von heute.

Sehr markant, wenn aber auch nicht mittelalterlich ist das Aquädukt, das sich hinter der Altstadt erhebt. Es stammt von 1872 und war einst Teil der ersten Wiener Wasserleitung. Der Ziegelbau überbrückt das rund 190 Meter breite Mödlingtal und versorgte Wien einst mit frischem Wasser aus den Alpen.

#Burgruine Mödling
Auf der Burg von Mödling liegt der Ursprung der Stadt. Etwa 2 km Luftlinie vom Stadtzentrum entfernt liegt die heutige Ruine der Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert oberhalb des engen Mödlingbachtals. Erbaut wurde sie von Heinrich de Medlich und sie diente als Sitz einer Nebenlinie der Babenberger. Damals soll sie die größte Burg in Österreich gewesen sein. Prominentester Gast war wohl der legendäre Minnesänger Walther von der Vogelweide.
Bestand hatte die Burg nur bis ins Jahr 1556, als sie nach einem Blitzschlag vollständig zum Raub der Flammen wurde. Nachdem sie bereits während der ersten Türkenbelagerung Wiens 1529 niedergebrannt wurde, wurde sie nicht wieder aufgebaut.
Heute ist die Ruine ein beliebtes Ausflugsziel, das von der Stadt aus entweder über die Goldene Stiege und dann entlang des Grads im Föhrenwald oder über den breiten, gut ausgebauten Wanderweg (Beschildert ab Jägerhausgasse) erreichbar. Neben ausführlichen Erläuterungstafeln zur Geschichte der Burg gibt es hier auch Möglichkeiten für ein Picknick – einige fixe Picknicktische sind dort vorhanden.

#Husarentempel
Beinahe schon wie im alten Griechenland fühlt man sich, wenn man aus der Stadt hinauf zum 496 m hohen Kleinen Anninger blickt. Denn dort oben sieht man einen im griechischen Stile erbauten Tempel. Doch den haben keineswegs die alten Griechen in Mödling hinterlassen. Er stammt aus der Zeit des Romantismus. Den Auftrag gab Johann Josef I. von Liechtenstein. Errichtet wurde das heutige Bauwerk 1813 von Hofarchitekten Kornhäusl, nachdem das originale Gebäude bei einem Sturm schwer beschädigt wurde. Als „Tempel des Kriegesruhms“ ist er den Gefallenen bei der Schlacht bei Aspern gewidmet. 5 dort gefallene, unbekannte Soldaten wurden hier beigesetzt – sie werden bis heute von der Stadt als Ehrengräber gepflegt.

#Seegrotte Hinterbrühl
Die Seegrotte im kleinen Weiler Hinterbrühl ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in Niederösterreich. Im ehemaligen Gipsbergwerk entstand ein mit 6200 Quadratmetern Fläche der größte unterirdische See Europas – gespeist von 7 Quellen hat er allerdings keinen natürlichen Abfluss, weshalb täglich 50000 Liter Wasser von elektrischen Pumpen in den Mödlingbach befördert werden müssen, um den konstanten Wasserstand von 1,2 Metern zu erhalten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Wasser völlig abgepumpt und von den Heinkelwerken eine unterirdische Flugzeugfabrik eingerichtet. Etwa 170 Facharbeiter beaufsichtigten hier 600 KZ Häftlinge, die in einer Außenstelle des Konzentrationslagers Mauthausen untergebracht waren.
Die Seegrotte diente als Drehort unter anderem für den Hollywood Blockbuster Der Mann mit der Eisernen Maske. Mit einer Führung geht es heute in den alten Stollen hinein und dann zu einer kleinen Bootsfahrt auf dem See durch das kleine, unterirdische Labyrinth.