Als Reisender findet man immer häufiger echte Publikumsmagneten. Heutzutage passiert es eher selten, dass man irgendwo hinkommt, ohne es geplant zu haben. Auf dem Rückweg von unserem Kärntentrip war eigentlich geplant, noch in Graz was zu Abend zu essen. An der Autobahn A2 kurz vor Graz entdeckte ich dann aber ein Schild, das mir quasi entgegensprang… „Hundertwasserkirche“. Na das klang doch mal spannend…
Hundertwasserkirche zu Bärnbach
Die Anfahrt ist nicht ganz leicht, da das Schild an der A2 leider der letzte Hinweis auf die Kirche bei Voitsberg. Aber heutzutage hat man ja ein eingebautes Navi oder ein Smartphone zur Hand. Von der Autobahn aus sind es dann noch etwa 15 km. Die Kirche leuchtet einem schon vom Ortseingang entgegen, sie liegt im Zentrum.
Die Pfarrkirche St. Barbara entstand kurz nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Architekten Karl Lebwohl. Der Stil war ursprünglich eher nüchtern und einfach. Im Jahr 1987 bekam der legendäre Künstler und Architekt Friedensreich Hundertwasser die vollständige Umgestaltung der strikten Architektur.
Er brach (wie für ihn typisch) schon rein äußerlich die strengen Linien mit abgerundeten Mosaiken an den Hauskanten. Dazu kam ein buntes Dach, sowie ein vergoldeter Zwiebelturm. An der Fassade sind mehrere Sonnenuhren im Hundertwasser typischen Style mit unterschiedlichen Motiven, darunter ein Anker.
Der Innenraum ist auf den ersten Blick relativ nüchtern. Hundertwasser gestaltete mehrere Fenster, darunter das am Taufbecken, das in den späten Nachmittagsstunden das Taufbecken in grandiosen Farben taucht. Noch dazu sind am Altarraum Fenster eingelassen worden, die das Altarbild, ein Jesus am Kreuz in geniales Licht tauchen.
Auch den Raum um die Kirche gestaltete Hundertwasser neu. Es gibt rund um die Kirche zum Beispiel kunstvoll gestaltete Tore, die von einheimischen Künstlern gemeinsam mit Hundertwasser gestaltet wurden. Die 12 Tore repräsentieren die Weltreligionen, sowie wichtige Werte wie Ökumene und Toleranz repräsentieren.
Dazu gibt es einen großen, ruhigen Park, der die wichtigen Stationen im Leben Jesu repräsentieren. Dort liegt auch das Pfarrhaus, das ebenfalls in die Umgestaltung Hundertwassers einbezogen wurde – es wirkt ein kleines bisschen wie ein Hexenhäuschen.
So eine hübsche und außergewöhnliche Kirche erwartet man sicherlich nicht am steirischen Land. Und so waren wir auch über eine Stunde dort. Typisch für Hundertwasser entdeckt man so unendlich viele Kleinigkeiten. Besonders eindrucksvoll empfand ich das Spiel mit dem Licht. Daher ist ein Besuch am späten Nachmittag – wir waren im Sommer nach 16:30 dort – das Lichtspiel am Taufbecken und am Altar ist in der vergleichsweise nüchternen Kirche einfach gigantisch.
Die Kirche ist einen Abstecher von der A2 aus absolut wert. Leider haben wir dort Sonntags kein offenes Restaurant gefunden – das war ein bisschen traurig, weil wir eine ganze Weile hungrig gesucht haben. Aber das ist eben manchmal so am Land.