#flashback: Welcome to the REAL winter – Sankt Petersburg 2016

Hallo Leute!

Meine Mutter sagt immer, wenn ich ihr eine neue Reise ankündige „Ihr wisst ja, was ihr tut“. Insgeheim denkt sie „Seid ihr völlig bekloppt“. Aber inzwischen ist sie es gewohnt, dass wir etwas anders reisen, als die üblichen 1x im Jahr nach Malle-Touristen. Vom Roadtrip durch Griechenland zur besten Krisenzeit über einen Roadtrip durch Rumänien bis hin zu Ägypten oder Israel ist sie es inzwischen ja gewohnt. Nun sollte es also zu Putin gehen… Zu Silvester? Moment, ist da nicht kalt…

#Reisevorbereitung – Irgendwie merkwürdig, aber problemlos

Bevor wir uns über das Wetter Gedanken machen konnten, begannen in Wien erstmal die Vorbereitungen. Nach Russland zu kommen ist nämlich etwas komplizierter, als in Israel oder in Ägypten einzureisen. Das Visum muss man nämlich im Vorhinein beantragen. Dazu muss man einiges an Vorleistung bringen:

  • Nachweis einer für Russland zugelassenen Auslandskrankenversicherung – hatten wir schon für Ägypten abgeschlossen, die war glücklicherweise gültig.
  • Passbild – mussten wir noch machen, geht aber im Passbildautomaten am Bahnhof glücklicherweise schnell
  • Einladung – Moment, wer soll uns denn einladen? Mist, Hotel und Flüge waren gebucht, nun brauchen wir eine Einladung von einem zugelassenen Hotel. Natürlich war das unsere kleine Pension nicht… Das Problem lässt sich aber relativ unbürokratisch lösen. Es gibt im Internet Agenturen, die nur für diese Einladungen zuständig sind. Z.B. visarussia.at. Kreditkartendaten eingegeben (die Kosten liegen bei etwa 20€ pro Person), 2 Stunden später eine Mail bekommen und schon waren wir eingeladen. Offiziell wohnten wir dann also im Grand Hotel am Newski Prospekt – auch nett, zumal unser wahres Hotel nur zwei Blocks weiter war. Trotzdem hatte ich meine Bedenken, dass wir in Sankt Petersburg am Flughafen abgeführt werden, aber es hat alles funktioniert.
  • Nun nur noch das Antragsformular ausdrucken und online (unter vhs-austria.com) einen Termin mit der Visaagentur vereinbaren.

Das geht in Wien relativ flux, das Büro ist am Rennweg im 3. Bezirk. Dort sind wir dann mit Pässen und Unterlagen hinmarschiert, die Konsulargebühr (35€) und die Servicegebühr (30€) entrichtet und nach einer Woche konnten wir unsere Pässe mit Visum wieder abholen. Es gibt noch eine Expressbearbeitung, die innerhalb von 1-4 Werktagen erledigt ist, dann liegen die Konsulargebühren bei 70€.

Nun lag Weihnachten vor der Tür, die Wetterdaten waren gecheckt, alles gut, -4°C, angenehm also für die Jahreszeit. Zwischendurch noch ein Besuch zu Hause, wieder zurück in Wien kam uns dann noch ein familiärer Notfall dazwischen. Schon waren wir kurz davor, das ganze Unternehmen abzusagen. Doch die Beerdigung war dann doch am 30. Dezember, also mal eben schnell in 2 Tagen 1200 km gefahren, um dann am 31. früh morgens den Flieger nach Russland zu erwischen.

#Tag 1: Da können wir uns ja warm anziehen… Wie ich mein erstes russisches Wort lernte „Nastrowije“

An dem Morgen kam dann der Schock – „Schatz, schau mal“, mein Mann hielt mir seine Wetterapp unter die Nase – Sankt Petersburg -18°C, Tendenz fallend. Also noch schnell zu C&A, lange Unterwäsche kaufen…

Also los – die dicksten Klamotten aus dem Schrank in den Koffer und ab zum großen Russland Abenteuer.

Und schon im Flieger spürt man, dass man in Russland angekommen ist – es gibt einen Wodka oder einen Krim Sekt, schließlich ist ja Silvester.

Bei der Einreise wird man dann ordentlich gescannt, so kam es mir zumindest vor – ein Mann mit Fellmütze schaut mich Minutenlang an, dann raus in die Kälte. Weil man ja sparsam ist, nahmen wir eines der Sammeltaxis in die Stadt. Auf der Rückfahrt erwies sich das als Trugschluss, denn wir wurden irgendwo an einer Metrostation rausgelassen und mussten erstmal das richtige Ticket kaufen. Das war schwierig, weil wir nur große Rubelscheine für den Automaten hatten. Der Automat blieb stecken und dann mussten wir erstmal ohne Russischkenntnisse einem gestandenen Ticketverkäufer klar machen, was das Problem ist. Nun hatten wir die Karte, wollten durch das Ticketgate gehen, blieben wieder hängen – Grund: Das Gepäck braucht in Sankt Petersburg auch ein Ticket.

Endlich in der Metro waren wir dann stolz, endlich in der Straße angekommen zu sein, unser Hotel lag am Newski Prospekt, also mitten in der Stadt. Doch der ist lang, inzwischen war es auch schon dunkel und die Temperatur lag bei -20°C. Weitere 1,5 Stunden später kamen wir dann endlich im Hotel an. Das war völlig überhitzt und wir auch schon ganz schön müde. Aber es war ja Silvester. Also wieder in die warmen Klamotten und auf zur Eremitage.

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Nastrowje – Silvester unter russischer Fahne

Dort war dann die witzigste Silvesterparty, die ich je erlebt habe. Auf dem Palastplatz – und da bin ich mir fast sicher – waren wir die einzigen Ausländer unter rund 80000 Russen. Und was tun Russen, wenn sie feiern? Sie trinken Wodka. Noch 30 Minuten bis Mitternacht und schon war mir warm und ich hatte sehr gute Laune, weil jeder erstmal mit uns Brüderschaft trinken wollte – „Nastrowje“… Um Mitternacht begann dann die skurrile Show. Auf die Wand der Kolonaden gegenüber der Eremitage wurde eine gigantische russische Fahne projiziert und lautstark die russische Hymne intoniert. Und anschließend lagen sich alle in den Armen. Wie man feiert, das wissen die Russen definitiv.

#Tag 2: Der Tag NACHDEM der Wodka kam

Am nächsten Tag kamen wir dann doch schon um 11 Uhr aus den Betten, mit Wodkaschwerem Kopf – ein Blick aufs Thermometer: -21°C, yipee, das fühlt sich nach Russland an.

Nach einem ausgiebigem Frühstück bei Marketplace (einem russischen Schnellrestaurant), machten wir uns auf den Weg, die Stadt zu erkunden.

Erste Station war das Kloster Alexander Newski mit der Maria-Verkündigungskirche. Wir begaben uns also nochmal eine Runde in die U-Bahn. U-Bahn Fahren ist in Sankt Petersburg ein spannendes Erlebnis, denn die Stationen sind tief in der Erde (vor allem wegen des sandigen Bodens und des Frostes) und so muss man gefühlte 100 Höhenmeter per Rolltreppe überwinden.

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Verkündigungskirche mit Atheistenfriedhof

Das Kloster ist eines der Bekanntesten in Russland. Es liegt direkt am Ufer der Newa und beherbergt die Gebeine des Stadt-„Heiligen“ Alexander Newski. Zudem ist es Sitz des orthodoxen Metropoliten von Sankt Petersburg. So kommt man in den riesigen Klosterhof. Da das Kloster noch betrieben wird, kann man nur die Maria-Empfängniskirche besichtigen.

Interessant waren auch die Friedhöfe rund herum. Zwischen Metro und Eingang sind die beiden prominenten Friedhöfe von Tichwin (unter anderem sind hier Tschaikowski und Dostojewski begraben) und Lazarus (Begräbnisstätte von Euler; der mit der Eulerschen Zahl). Dazu gibt es im Hof des Klosters, direkt vor der Dreifaltigkeitskirche noch mehrere Gräber. Die gehören führenden Atheisten und Kommunisten. Für den Besuch der Friedhöfe muss man beachten, wenn es kalt und verschneit ist, sind viele Gräber schwer auszumachen.

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Auf dem Tichwiner Friedhof

Am Abend dann bummelten wir dann noch ein wenig am Newski Prospekt entlang und schauten uns Kasaner Kathedrale an, die mit ihren Arkaden ein wenig an den Petersdom in Rom erinnert. Auf dem Rückweg zum Hotel hangelten wir uns dann von Souvenirladen zu Souvenirladen – das Thermometer näherte sich bei Dunkelheit inzwischen den -30°C.

#Tag 3: Ein Tag auf der Spur der Zaren

Für die Eremitage sollte man auf jeden Fall einen ganzen Tag einplanen und möglichst früh starten. Dazu muss man beachten, dass das Museum montags geschlossen und erst ab 10:30 geöffnet ist. Und in Bezug auf die langen Schlangen kann ich nur den Tipp geben: Im Hof gibt es E-Terminals, an denen man das Ticket mit Kreditkarte zahlen kann. Die sind eigentlich immer verwaist, funktionieren aber super und man kann in aller Ruhe an der Schlange vorbei gehen.

Die Kunstsammlung im ehemaligen Zarenpalast ist natürlich gigantisch. Gleich auf mehere Etagen kann man sich hier auf fast schon unübersichtliche Art und Weise durch das Labyrinth schlängeln. Auf einzelne Kunstwerke im Detail einzugehen, würde den Rahmen wohl bei weitem sprengen.

Was man auf gar keinen Fall verpassen sollte, ist die Pfauenuhr und natürlich die verschiedenen Thronsäle.

#Tag 4: Ab auf die Insel

Da Sankt Petersburg schon beinahe am Meer liegt und von zahlreichen Kanälen durchzogen ist, findet man hier zahlreiche größere Inseln. Heute sollte uns der Weg auf die Insel führen, auf der die Stadt eigentlich gegründet wurde, zur St. Peter und Paul Festung. Hier gibt es mehrere Highlights:

Man kann hier das Gefängnis besuchen, in dem hauptsächlich politische Gefangene inhaftiert wurden.

Ein echtes Highlight ist die Peter-und-Paul-Kirche. Die Kirche diente als Begräbnisstätte der Zarenfamilie. Hier findet man sie alle, die Großen – von Peter über Katharina bis zur letzten Zarenfamilie, deren Gebeine in den 90er Jahren wiederentdeckt und hier begraben wurden. Die Familie wurde ja im Zuge der russischen Revolution in Jekaterininburg erschossen und im Wald verscharrt. Für die Familie wurde die Kirche sogar um eine Kapelle erweitert.

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Begräbnisstätte der letzten Zarenfamilie
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In diesen Marmorsarkophagen sind die großen Zaren begraben

Spannend ist hier auch der Ausblick. Direkt vor den Mauern liegt ein kleiner Strand, von dem aus man über die Newa zur Eremitage schauen kann. Bei unserem Besuch hätte man sogar rüberlaufen können, wenn nicht ab und zu mal ein Eisbrecher gefahren wäre.

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Im Sommer legen hier die Schiffe an – kaum zu glauben

Am Nachmittag nahmen wir uns dann Zeit, in die neuere politische Geschichte Russlands einzutauchen. Das Museum liegt in der Nähe der Festung und geht überraschend kritisch beispielsweise mit Stalin um.

#Tag 5: Noch ein paar Kirchen

Sankt Petersburg ist eine Stadt der Kirchen, die, dafür dass sie über Jahrzehnte Säkularisiert waren, in einem überraschend guten Zustand sind.

Als erstes ging es zur Bluts- oder Auferstehungskirche, die in ihrer Architektur mit ihren Zwiebeltürmchen stark an Moskau erinnert. Sie wurde an die Stelle direkt am Gribojedowkanal gebaut, an der Zar Alexander II. einem Attentat zum Opfer fiel. Die Innenausstattung ist beeindruckt, weil sie aus einem einzigen, riesigen Mosaik mit der Grundfarbe blau besteht.

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Sieht schon ein bisschen aus wie in Moskau – Erlöserkirche
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Auch hier fahren im Sommer Sightseeingschiffe
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Innenraum – riesiges Mosaik

Eine weitere Station des Tages war die Isaakskathedrale, die wieder ziemlich direkt an der Newa liegt. Die wunderschöne Kirche wurde zwischendurch mal als Pulverarsenal genutzt.

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Die Kuppel der Isaakskathedrale hinter der dampfenden Fahrrinne

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#Tag 6: Heimweg und andere Katastrophen

Ab nach Hause. Vorher nochmal ein bisschen auf der Newa posieren, dann eine Überraschung – ein Taxi zum Flughafen für 2 Personen mit Gepäck kostet umgerechnet 8€. Hätten wir das mal am Hinweg gewusst.

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Flughafen im Eis

Dann hieß es Warten – und rumgeschickt werden. Denn erst am 3. Gate ging es dann doch in den Bus und dann in den Flieger. Glücklicherweise saß eine Dame neben mir, die russisch und ein bisschen deutsch sprach. Die hat die Durchsagen übersetzt, sonst hätten wir gar nichts mitbekommen. Unglücklicherweise hatten wir auch noch einen „Connecting Flight“ mit Aeroflot über Moskau mit 2 Stunden Aufenthalt. Der verringerte sich dann auf 30 Minuten – inklusive Busfahrt, Ausreise und Terminalwechsel. Dabei hatte ich mich so auf den Flughafen gefreut, an dem ja Edward Snowden länger festsaß. Mitbekommen habe ich dann leider nur wenig, bin durch die Kontrolle für Bordpersonal geschlüpft und dann quasi im Sprint durch die sich schließende Flugzeugtüre gefallen (was wohl aussah wie ein Stuntvideo. Aber dann ging es endlich heim. Das Essen bei Aeroflot ist übrigens extrem grausam, dazu gibt es nur Wasser, keine süßen Getränke – da bekam man direkt ein bisschen Sehnsucht nach zu Hause.

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Einsteigen bei -32°C 

Wien – +4°C, die Frisur sitzt.

#Souvenirs – Ich mag ja Skurriles 

Souvenirs gehören ja immer wieder zu meinen Liebnlingsbeschäftigungen. Es geht natürlich ganz klassisch, in Russland geht es aber auch skurril. So gibt es etwa klassische Babutschkas, aber auch welche, die das Konterfei von Merkel zeigen oder besonders gerne von Putin. An vielen der Straßenstände gibt es Putin-Tassen, Putin-T-Shirts – natütlich besonders gerne das legendäre Bild von Putin mit nacktem Oberkörper auf dem Pferd. Ich dachte ja immer, das wäre ein Klischee, aber es wird dort wirklich verkauft, genauso wie Fuchsfell-Mützen oder kitschige Puppen in jeder Variante.

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Leider ein bisschen unscharf – aber die Shirts zeigen, was ich meine – oben links übrigens neben Che auf Stalin

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Die Damen sind selbstverständlich in meinem Souvenirregal eingezogen

Reiseführertipp:

2 Kommentare

  1. Das ist Russland 🙂 Ich liebe dieses Land. Leider war ich bis jetzt nur in Moskau, denn da wohnen mehrere Freunde und Verwandte. Aber nach Sankt Petersburg wurde ich auch schon eingeladen. Vielleicht wenn die Kids etwas größer sind 😉
    Liebe Grüße
    Tanja

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