Vamos a la Thaya – Unterwegs im Nationalpark Thayatal

Ich habe das große Glück, dass meine Wahlheimat Wien von zahllosen Wanderparadiesen umgeben ist – sei es ganz nah mit den Donauauen oder dem Kahlenberg oder sei es etwas weiter weg mit dem Schneeberg. Am vergangenen Wochenende habe ich mich mal in eine andere Richtung aufgemacht. Denn weil derzeit kein Playa in Sicht ist, sollte es doch wenigstens an die Thaya gehen.

Nationalpark Thayatal

Anfahrt

Der Nationalpark liegt an der Tschechischen Grenze oder geht genau genommen sogar über die Grenze hinaus – denn wie auch der Nationalpark Neusiedler See ist das Naturschutzgebiet grenzübergreifend. Das Nationalparkhaus liegt unweit der kleinen Mittelalterstadt Hardegg im Waldviertel (von dort sind es etwa 2-3 km).

Der Nationalpark ist allerdings auch von Orten wie Retz oder Drosendorf gut an die Öffentlichen Verkehrsmittel angebunden. Mehrmals täglich fährt ein Bus, der nach Retz etwa 25 Minuten benötigt – dem Wandervergnügen steht also nichts entgegen.

Der Nationalpark Thayatal

Der Nationalpark Thayatal ist ein 13,3 Quadratkilometer großes Schutzgebiet rund um den kleinen Grenzfluss Thaya, ein Nebenfluss der March und ist damit der kleinste der sechs österreichischen Nationalparks. Es erstreckt sich zwischen Hardegg und der kleinen Feste Kaja nahe der Ortschaft Merkersdorf. Direkt am anderen Flussufer schließt sich der Národní park Podyjí auf tschechischer Seite zwischen Znojmo und Vranov an.

Der Park liegt an der Grenze zwischen dem trockenen kontinental-pannonischem und rauhem, feuchtem Hochflächenklima, was eine große Artenvielfalt erklärt.

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Geschichte des Nationalparks Thayatal

Das Betreten des Thayatals war lange Zeit schwierig. Die Thaya ist in diesem Abschnitt der Grenzfluss zur Tschechischen Republik und war somit ein Teil des Eisernen Vorhangs. Dieser Teil wird auch im Tschechischen Besucherzentrum in Form eines Abschnitts der Grenzbefestigung im Freigelände dargestellt.

Die Geschichte beginnt wie so oft mit einer dramatischen Entscheidung. 1984 wird bekannt, dass auf tschechischer Seite ein Wasserkraftwerk errichtet werden soll, was dramatische Folgen für die Natur an der Thaya gehabt hätte. Der Stadt Hardegg und verschiedenen Naturschutzorganisationen gelang es jedoch, dies zu verhindern, indem unter anderem Teile des Gebiets in Niederösterreich unter Naturschutz gestellt wurden.

1991 entschied sich Tschechien, das Gebiet am Grenzfluss unter Schutz zu stellen und den  Národní park Podyjí zu gründen. 1992 schließt sich Österreich an und stellt das Gebiet unter besonderen Schutz.

Ab 1997 mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages zur Gründung eines Nationalparks ist der Nationalpark Thayatal entstanden.

Das Nationalparkhaus Hardegg

Kommt man mit dem Auto, parkt man optimal am Nationalparkhaus Hardegg. Von hier aus starten einige Wanderwege wie der Hennerweg oder der Einsiedler(-Wildkatzen)Weg.

Und mit dem Nationalparkhaus hat man einen Ort geschaffen, an dem man sich entweder bei Kaffee & Kuchen nach der Wanderung ausruhen kann oder sich weitergehend über die Geschichte, die Flora & Fauna und allerhand andere Dinge informieren (Eintritt in die multimediale Ausstellung 4,50€, mit der Niederösterreichcard frei).

Vor allem spannend sind aber die zahlreichen Angebote wie von Nationalparkrangern geführte Naturentdeckungstouren (1-4 Stunden entlang der Wanderrouten) oder auch Angebote für die Kids wie das Wildkatzencamp und vieles mehr.

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Nationalparkhaus nahe Hardegg

Wanderwege im Nationalpark Thayatal

Insgesamt gibt es 6 gut gekennzeichnete Wanderrouten im Nationalpark, die sich auch prima miteinander kombinieren lassen. Dazu kommen 4 Rundwanderwege und 3 Radwege von Tschechischer Seite. Alle gemeinsam machen den Nationalpark Thayatal/Podyjí zu einem echten Wanderparadies.

Unterwegs mit Kids sind natürlich die Themenwanderwege besonders spannend. Beide starten beim Nationalparkhaus.

Der Hennerweg (Nr. 6) ist nur 1,8 km lang und besonders für Familien geeignet – Kinderwagen ist gar kein Problem. Hier geht es entlang von 6 Stationen geht es um allerhand Themen des Naturparks – etwa die Bedeutung von Todholz oder auch die Entstehung von Buchenmischwäldern. Man lernt mit Gucklöchern, Tastboxen und kleinen Lautsprechern die Natur rund um den Nationalpark noch besser und eindrucksvoller kennen. Höhepunkt ist der Hardegg-Blick mit einem grandiosen Blick auf die Burg und die Stadt.

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Blick auf Hardegg

Ein weiterer Themenwanderweg, der parallel zum Einsiedlerweg (Nr. 2) verläuft, beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Wildkatze beschäftigt. Im Thayatal konnten zuletzt Spuren der Wiederansiedelung der als verschollen/ausgerottet geltenden Wildkatze nachgewiesen werden, weshalb dieser Weg in Teilen über das Leben dieser seltenen Art Auskunft gibt.

Kern des Nationalparks ist natürlich der Weg Nummer 1, der von Hardegg nach Merkersdorf entlang der Thaya führt. Hier muss man zwar zum Teil ein wenig klettern, da viele große Steine und Bäume am Flussufer liegen. Belohnt wird man aber mit einer einzigartigen Natur entlang des ehemals Eisernen Vorhangs. Der Weg ist vom Nationalparkhaus gut über den Wildkatzenweg erreichbar und erreicht am Ende zudem meinen persönlichen Favoriten – den Kajaweg.

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Achtung, Staatsgrenze

Der Kajaweg (Nr. 5) ist ein kleiner Rundweg rund um die ehemalige Raubritterburg Feste Kaja. Hierhin kann man entweder vom Nationalparkhaus fahren oder eben über den Thayatalweg hinkommen. Hier herrscht eine wildromantische Stimmung in Perfektion. Man dreht eine Runde rund um die alte, aber gut erhaltene Festungsanlage mitten im Wald. Im Tal des Kajabachs leben seltene Krebse und wenn man Glück hat (hatten wir leider nicht) kann man den Fischottern bei der Nahrungssuche zuschauen.

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Die Wanderwege auf tschechischer Seite blieben uns leider verschlossen, da wir mit dem Mietwagen die Grenze nicht übertreten durften – aber auch hier gibt es zahlreiche Highlights, etwa die Eishöhlen oder die Ruine Neuhäusl.

Flora & Fauna

Zunächst einmal ist ganz wichtig: die Sichtung von seltenen Tierarten hat viel mit Glück und Geduld zu tun. Die Tiere sind scheu – gerade im Falle der Wildkatze – so ein Wildkatzenweg erweckt ja gewisse Erwartungen – werden sicher die wenigsten der Nationalparkranger, die sicher mehr Zeit im Park verbringen als jeder andere – jemals ein Exemplar zu Gesicht bekommen haben. Auch wir mussten eher mit dem kleineren Getier Vorlieb nehmen – aber Grasfrosch und Weinbergschnecke sind ja schonmal was…

Obwohl der Park der kleinste der österreichischen Nationalparks ist, beheimatet er gut die Hälfte aller einheimischen Pflanzenarten. Es entstanden unterschiedliche Waldgesellschaften wie ein Buchenwald oder ein Hainbuchen-Eichen-Mischwald.

Im Park sind nach Öffnung des Eisernen Vorhangs mehrere verschwunden geglaubte Tierarten wieder gesichtet worden – neben der bereits erwähnten Wildkatze soll sich auch eine Elchpopulation angesiedelt haben. Dazu kommen weitere seltene Arten – die Äskulapnatter, der Schwarzstorch oder der Steppeniltis. Im Winter sollen sogar Seeadler gesichtet worden sein.

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Schmetterlinge
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Babyfrosch
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Weinbergschnecke

 

2 Kommentare

  1. Schade, dass die Wildkatzen so scheu waren, aber die Fotos am Schluss waren ein toller Ersatz! Ich selbst kannte diesen Nationalpark bis eben gar nicht! Vielen Dank fürs Vorstellen!

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