#Seenliebe – Reichsbankgold-Edition

Schon lange bevor ich nach Wien zog, kannte ich das Salzkammergut. Es kam schließlich immer mal wieder in den legendären Geschichtsstunden vor, in denen Horst Sauer von den Legenden rund um das Reichsbankgold erzählte.

Denn während im Salzbergwerk Altaussee die Raubkunst geschützt zwischengelagert wurde, ranken sich um den nahegelegenen Grundlsee und noch mehr um den Toplitz-See Legenden rund um Schätze, die die Nazis dort in den letzten Kriegstagen versenkt haben. Wir haben dort hauptsächlich die Landschaft genossen – aber trotzdem musste ich immer wieder an den guten Horst und seine Legenden denken (Gott hab ihn seelig).

Vom Grundlsee zum Toplitzsee

Für eine Wanderung bietet sich hauptsächlich der Weg zum Toplitzsee an. Am Grundlsee folgt man größtenteils der vielbefahrenen Landstraße und dem Fahrradweg, was ich persönlich nicht so spannend finde.

Wir sind daher bis zum Gasthaus Rostiger Anker am Ende des Sees gefahren und haben das Auto dort abgestellt. Von hier führt ein kleiner Spaziergang von etwa 30 min entlang des Traun-Flusslaufs bis zum Toplitzsee.

Wanderung entlang des Traun
Wanderung entlang des Traun

Aufgrund der geografischen Lage des Sees endet der Weg dort. Vom Gasthaus Fischerhütte kann man sich allerdings mit Plätten-Booten zum hinteren Teil des Sees übersetzen lassen, um die Wanderung zum Kammersee fortzusetzen, der als Quelle des Traun gilt, ein Fluss, der die Landschaft im Salzkammergut maßgeblich bestimmt.

Plätten warten auf Gäste

Der Weg führt entlang der Traun und kommt man oben an, spürt man ein bisschen das Schatzsuchfieber, was der Mythos mit sich brachte, der in einer Aprilnacht 1945 entstand. Dazu trägt momentan auch ein wohl unter den Schneelasten des letzten Winters zusammengebrochenes Bootshaus bei. Wenn man die Geschichten vorher gelesen hat, trägt das irgendwie noch zur Atmosphäre des Sees bei, um den sich wohl mehr Mythen ragen als um Loch Ness.

Mythos Toplitzsee

Vom Reichsbankgold und was wirklich dahinter steckte – oder die Dunkle Geschichte des Toplitzsee…

Heute liegt der kleine See ruhig und unauffällig am Fuße des Toten Gebirges. Doch seine Abgeschiedenheit machten sich die Nazis zunutze. Zwischen 1943 und 1945 machte hier die Kriegsmarine des TVA Eckernförde waffentechnische Versuche.

Und so rankten sich auch zahlreiche Gerüchte rund um die Goldreserven der Reichsbank um den kleinen See. Zahlreiche Tauchgänge führten in Nachkriegszeiten aber nur zu Funden von kistenweise britischem Falschgeld, das im Rahmen der Aktion Bernhard in Konzentrationslagern produziert wurde. Die Pfund sollten die britische Wirtschaft fluten und damit den Wert der Währung massiv abwerten und damit zu Unruhen im Land führen. Die Aktion wurde aber nie zu Ende gebracht.

Obwohl der See vermutlich einer der bestuntersuchten im Salzkammergut ist, bietet der Mythos rund um das Reichsbankgold Schatzsuchern immer wieder neue Nahrung. Tauchen ist allerdings seit 2009 strengstens verboten und die Bundesforste haben eine 99jährige Tauchsperre ausgerufen. Weitere Schatzsuchen bedürfen eines strengen Genehmigungsverfahrens.

Was die Tauchaktionen auch zu Tage führten, war der Toplitzseewurm, eine Tierart, die es nur in diesem See findet. Er lebt in einer Tiefe von 20 m und macht sich den hohen Gehalt an Schwefelwasserstoff des Sees für ihren Stoffwechsel zu nutze.

Legende Toplitzsee

Am Grundlsee – Von Hitlers Privatbibliothek und Goebbels Sommerhaus

Das Salzkammergut – und das sollte man nicht verschweigen – bildete das Zentrum der geplanten Alpenfestung der Nationalsozialisten. Und so haben viele Villen, gerade rund um Altaussee und Grundlsee, eine dunkle Geschichte, derer man sich bewusst sein sollte, wenn man in der Region unterwegs ist.

Vom Parkplatz am „Rostigen Anker“ blickt man auf den See und entdeckt eine kleine, schlossartige Villa. Dabei handelt es sich um die Villa Roth, die im Volksmund auch Schloss Grundlsee genannt wird. Sie wurde vom Architekten Franz Roth für seinen Bruder, den großindustriellen Jean Roth, errichtet. Das Jagdschloss nutzte in Nationalsozialistischen Zeiten Propagandaminister Joseph Goebbels mit seiner Familie als Ferienwohnsitz.

Villa Rath am Ufer des Grundlsee

Ein weiteres dunkles Geheimnis bietet auch die Villa Castiglioni, die am Seeufer nahe des Ortes Grundlsee liegt. Sie gehörte dem Rabbinersohn Camillo Castiglioni, bis sie 1937 enteignet wurde. Dann waren hier weite Teile von Hitlers privater Bibliothek untergebracht.

Villa Castiglioni am Grundlsee – mit Plättenboot

Die Helle Seite

Natürlich haben der Grundlsee und der Toplitzsee auch Geschichten aus helleren Zeiten zu bieten.

So fanden Erzherzog Johann und seine spätere bürgerliche Ehefrau Anna Plöchl unweit des Abflussbauwerks des Sees ihre große Liebe – eine der berühmtesten Liebesgeschichten im kaiserlichen Hause Habsburg.

Auch andere große Namen verbrachten gerne ihre Zeit am Grundlsee – etwa der berühmte Dirigent Herbert von Karajan oder der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud.

Seenliebe – Reichsbankgold

Ich persönlich finde es immer sehr spannend, Orte zu erkunden, um die sich Mythen ranken, die ich schon aus dem Geschichtsunterricht kenne, besonders in solchen malerischen Landschaften wie dem Salzkammergut. Und wenn diese Mythen eine noch so dunkle Einfärbung haben, sollte man sie nicht verschweigen und vielleicht sogar bewusst auf diese Spurensuche begeben, nicht um das Gold zu finden (wie auch?), sondern um sich bewusst die Frage zu stellen, warum man überhaupt auf die Idee kommen konnte, dass da Gold versenkt wurde. Denn das ist ja das Ende einer langen Kette historischer Ereignisse.

Gerade dieses sich bewusst auf die Spuren von solchen Ereignissen zu begeben, sich mit Personen zu beschäftigen, die daran beteiligt waren und auch mit Personen, die später den Schatz gesucht haben, empfinde ich immer wieder als spannenden Aspekt beim Wandern.

Die Wanderung vom Grundlsee zum Toplitzsee ist mehr ein ruhiger Spaziergang, man hört den Traun fließen, die Landschaft ist einfach großartig.

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