Für meinen heutigen Blogbeitrag war ich mal wieder in meiner Wahlheimat unterwegs. Ich habe es mir ja ein bisschen zum Ziel gesetzt, euch die etwas versteckteren Juwelen zu zeigen, die nicht jeder kennt.
Wiener Postsparkasse
Man findet die Wiener Postsparkasse im Ersten Bezirk. Sie liegt nicht unbedingt in dem Teil rund um Stephansdom und Wiener Hofburg, sondern im eher ruhigen Stubenviertel am Georg-Coch-Platz. Es gehört zu den späteren Wiener Ringstraßengebäuden.
Otto Wagner und seine PSK
Der legendäre Jugendstil-Architekt Otto Wagner bekam den Auftrag, das neue Wiener Postsparcassen-Amt zu erbauen. Es wurde in den Jahren 1904-06 fertiggestellt und ist eines der frühesten Gebäude, das in der modernen Stahlbauweise erbaut wurde. Es entstand auf einem Areal, wo sich vorher die Franz-Josef-Kaserne befand. Bereits 1910-12 wurde das Gebäude auf seine heutige Größe erweitert.
Fassade
Die Fassade zeigt ebenfalls besondere Merkmale, die an der Ringstraße einmalig ist. Im oberen Bereich besteht sie aus Marmor- im unteren Bereich aus Granitplatten mit Aluminiumapplikationen in Form von Nieten, die die Platten nur scheinbar an ihrem Platz halten – in Wahrheit werden sie ausschließlich vom Putz gehalten. In ihrer Optik sollen sie an einen Geldspeicher erinnern.
Öffentlich zugängliche Teile – Die beiden Kassensäle
Öffentlich zugänglich sind die beiden Kassenhallen – die Große für die klassischen Bankgeschäfte und die Kleine für die etwas größeren Geschäfte.
Tageslicht spielte gerade beim Design der Kassenhalle eine große Rolle. So wurde das Dach als komplette Glas-Stahl-Konstruktion errichtet. Darüber wurde während einer Erweiterung das bereits geplante zweite Glasdach eingezogen. Das Thema Licht bildet für Wagner aber noch eine weitere Grundlage. So geht man in der großen Kassenhalle über Glasbausteine, die das Licht ins erste der insgesamt sechs Kellergeschosse weiterleitet – den Postfach- und Postsortierraum.
Damit sich der Raum nicht überhitzt, hat Wagner auch ein ausgeklügeltes Belüftungssystem entwickelt – Basis davon bieten mehrere Aluminiumsäulen, die als Einlässe für die Klimaanlage dienten. Weiterhin charakteristische Merkmale sind die Uhr und der täglich analog von einem Mitarbeiter verstellte Kalender auf der Kopfseite des Kassenraums.
Im hinteren Kassenraum wurden die größeren und etwas intimeren Geschäfte abgewickelt – Kredite verhandelt etc. Erhalten geblieben sind nur die alten Kassenbegrenzungen. Die kleine Kassenhalle beinhaltet heute eine Ausstellung über die Architektur und das Werk Otto Wagners.




Eine Führung, die sich lohnt – Otto Wagner Büros und die Beamtenstiege
Führungen hinter die Kulissen wurden zuletzt immer wieder angeboten, etwa bei den Vienna Open House im September oder vom Museum der Angewandten Künste (kurz MAK). Nachdem das Gebäude allerdings 2013 an die Signa Holding verkauft wurde und die Postsparkasse 2018 in sein neues Hauptquartier am Hauptbahnhof umgezogen ist, ist es wohl spätestens wenn die Bauarbeiten beginnen, nur noch sehr selten möglich. Ein Mitarbeiter der Signa versicherte mir allerdings, dass die Kassenhalle sicher weiterhin öffentlich zugänglich bleiben soll. Ein Anzeichen dafür ist sicher, dass das eigentlich seit Oktober 2017 geschlossene kleine Museum kürzlich wieder eröffnet wurde. Über die genaue Verwendung der Büroräume schweigt man sich bisher aus – Büros oder aber ein Luxushotel waren im Gespräch, was Befürchtungen auslöste, dass die historischen Büros aufgelöst werden müssten.
Hinter die Kulissen kommt man auch derzeit nur mit einer Führung. Die jedoch hat es in sich. Absolute Highlights sind die eindrucksvolle Beamtenstiege sowie die von Otto Wagner selbst ausgestatteten Räume der Beamtenetage, die seit dieser Zeit nur kleinste Änderungen erfahren haben. Natürlich wurde die Elektrik verändert. Am amüsantesten aber ist das Porträt von Kaiser Franz Josef. Wagner hatte zunächst nur die Büste im Foyer vor den Kassenräumen vorgesehen. Doch anlässlich eines Jubiläums musste auch in der Direktionsetage ein Porträt aufgehängt werden. Wagner ersetzte einen Spiegel im Meetingraum, wo das Porträt noch heute hängt.



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