Nordmazedonien – wie das kleine Binnenland nördlich von Griechenland seit kurzem heißt – ist nun wahrlich kein normales Urlaubsziel. Dabei bietet mit dem Ohrid- und dem kleineren Prespersee so viel mehr als nur einen optimalen Ausgangspunkt für eine Erkundungstour an das angrenzende Albanien.
Ohrid
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Wie kommt man hin?
Man hat eine ewige Anreise im Kopf, zumal der Ohridsee vielen wohl eher unbekannt ist. Doch das ist gar nicht so, denn mit dem internationalen Flughafen St. Paul the Apostle von Ohrid liegt hier der zweitgrößte Flughafen Nordmazedoniens.
Zwar ist der Flugverkehr (glücklicherweise) eher rar, er wird aber von der ungarischen Billigfluglinie Wizzair angeflogen, unter anderem von Dortmund und 3x die Woche gibt es auch einen Linienflug von Wien aus – morgens um 6:05 Uhr, also sogar noch weit bevor der öffentliche Verkehr in Wien erwacht.
Vom Flughafen Ohrid aus gibt es keine öffentliche Anbindung an die Stadt. Es werden aber direkt zahlreiche Taxifahrten angeboten. Zudem gibt es am Rande des Parkplatzes zahlreiche Autovermietungen, darunter auch international etablierte Unternehmen wie Sixt oder Hertz.
Wichtig ist, wenn man mit dem Mietwagen oder dem eigenen Auto nach Ohrid anreist – Parken in Ohrid ist komplex. Die Stadt ist in verschiedene Parkzonen unterteilt. Parken kann man nur per SMS von einer Mazedonischen Telefonnummer bezahlen, wir waren unsicher, vermutlich funktioniert es NICHT vom europäischen Handy. Wir hatten dann Glück, dass die Besitzerin unseres Hotels, das mitten in der Altstadt lag, auf dem Parkplatz ihres Restaurants hat parken lassen. Nur brauchten wir dafür die Karte der Besitzerin, weshalb wir während der 2 Nächte Aufenthalt nicht wirklich mit dem Auto wegfahren konnten.

Der See
Mit seiner Größe von 1414 Quadratkilometer ist der Ohridsee etwa 2/3 so groß wie der Bodensee. Er liegt auf einer Höhe von etwa 700 m und grenzt im Osten an Nordmazedonien, im Westen an Albanien. Sein Alter wird auf zwei bis fünf Millionen Jahre geschätzt, was den Karstsee zu einem der ältesten Seen Europas macht.
Besonders ist der See nicht nur, weil er keinen Zufluss hat und sich hauptsächlich aus Karstquellen rund um das Kloster von Sveti Naum speist. Es gibt hier auch zahllose endemische Arten, etwa die Ohridforelle oder verschiedene Wasserschnecken, die es nur hier gibt und den See zu einem Paradies für Ökologen macht.
Auch Infrastrukturell bietet der See Möglichkeiten – so gibt es einen regelmäßigen Bootsverkehr nach Sveti Naum und auch eine Fährverbindung von Ohrid ins albanische Pogradec.

Die Geschichte von Ohrid
Ein See bietet immer Möglichkeiten, weshalb die Region um Ohrid schon von den Illyrern, den Makedonen und den Griechen besiedelt war.
Schon früh wurde Ohrid christlich, was die Überreste der Basilika Polyconhous Basilica aus dem 5. Jahrhundert belegen. Zu Hochzeiten soll es in der kleinen Stadt 365 Kirchen gegeben haben. Zu Zeiten des Bulgarischen Reichs war Ohrid ein wahres geistliches Zentrum, was diverse Handschriften und Klöster aus dieser Zeit belegen können.
Unter den Byzantinern wurde Ohrid schließlich sogar ein Erzbistum mit der Sophienkirche als ihrem Mittelpunkt. Bis heute leben viele bulgarisch stämmige Familien in Ohrid und prägen die Stadt.
Zwischen 1385 und 1408 eroberten die Osmanen Ohrid, die erst im osmanisch-russischen Krieg von den Osmanen befreit und erneut bulgarisch. Heute leben die Kulturen parallel und friedlich nebeneinander.
Sehenswertes in Ohrid und Struga
Spektakulär am Rande eines Felsvorsprungs oberhalb des ehemaligen Fischerdorfs Kaneo liegt die kleine Kirche St. Johannes von Kaneo. Sie zählt zu den wohl meistfotografierten Sehenswürdigkeiten von Ohrid. Errichtet wurde sie vermutlich im 13. Jahrhundert, es sind Fresken aus dem 14. Jahrhundert erhalten – und dass das so ist, grenzt an ein Wunder, da sie mehrfach von den Osmanen zerstört und im 17. Jahrhundert schließlich aufgegeben wurde. Es ist Bulgarischen Siedlern zu verdanken, dass die spektakuläre Kirche heute noch zu sehen ist. Im 19. Jahrhundert begannen sie damit, das kleine Monument zu restaurieren.
Es lohnt sich, die Stufen hinauf zum Felsen oberhalb der Kirche zu steigen, der Blick über See und Kirche ist gigantisch.

Unterhalb der Kirche, ganz dicht an den Felsen geschmiegt, liegt das kleine Fischerdörfchen Kaneo. Entlang eines kleinen Seesteegs wechseln sich hier kleine Strände mit großartigen Fischrestaurants ab.

Mitten im historischen Ortskern liegt die Sophienkathedrale Sveti Sofija, die bis ins 11. Jahrhundert zurückgeführt werden kann. Besonders spannend sind die gut erhaltenen Fresken, die schon aus der Anfangszeit der Kirche stammen. Diese kunsthistorisch bedeutenden Kunstwerke sind durch Glück erhalten geblieben. Als die Osmanen Ohrid einnahmen, wandelten sie die Kirche in eine Moschee um und die Fresken wurden übertüncht und wurden dadurch vor äußeren Einflüssen geschützt.

Nun geht es hinauf auf den Hügel, auf dem Ohrid als Siedlung ihren eigentlichen Anfang nahm. Direkt hinter der Sophienkirche geht es steil den Berg hinauf. Dort trifft man zunächst auf das alte Theater. Es ist nahezu perfekt aus der hellenistisch-römischen Zeit erhalten – nur die Bühnenkonstruktion wurde erneuert, weil es noch immer in seiner Funktion genutzt wurd. Von hier hat man einen gigantischen Blick über den Ohridsee und die Stadt.

Von hier führt der Pfad weiter zur Klementskirche, die der byzantinische Feldherr Progon Sguros und seine Gemahlin Eudokia im Jahr 1295 gestiftet haben. Sie war zunächst der Gottesmutter Peribleptos geweiht. Erst als im Zuge der Osmanisierung von Sveti Sofija die Gebeine des heiligen Klement in die neue Hauptkirche umgebettet wurden, erhielt die Kirche den Namen Sveti Kliment. Erhalten sind monumentale Malereien und Fresken aus dem 14. Jahrhundert.

Weit über der Stadt auf der Spitze des Stadthügels Gorni Saraj liegt die Festung von Zar Samuil, der 992 und 1018 seinen Sitz in Ohrid hatte. Damals herrschte der Bulgarische Zar über das Gebiet und hatte in Ohrid seinen Hauptsitz. Zwar ist in der Festung nur noch wenig erhalten, dafür exisistiert aber noch die große Festungsmauer mit ihren großen Toren und ihren mehr als 20 Tortürmen. Der Besuch lohnt sich vor allem aufgrund der 360° Rundumsicht über die gesamte Stadt und den See.

Es lohnt sich auch ein kleiner Spaziergang von der Altstadt weg entlang des Sees. Hier trifft man auf eine breite Flaniermeile, von der aus man die Fischer auf dem See beobachten kann. Man trifft aber nicht nur auf Boote, auch zahllose Schwäne und Kormorane sind auf dem See mit dem spektakulär sauberen Wasser unterwegs.
Etwa auf der Hälfte der Bucht findet man einen kleinen Landungssteg, von dem aus man einen perfekten Blick auf die gesamte Stadt hat. Noch etwas weiter kommt man zu einem kleinen Flusshafen mit Segelbooten und kleineren Motorbooten, auf dem unter anderem auch ein Stützpunkt der Mazedonischen Armee ist.
Noch etwas weiter gibt es eine kleine Bar, das Cuba Libre, von dem aus man den Sonnenuntergang über dem Ohridsee perfekt genießen kann.


Um das berühmte Kloster Sveti Naum wird es im nächsten Blogbeitrag gehen.
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Fantastische Bilder! Liebe Grüsse, Elisa
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