Amazing Places – Die wilde rosafarbene Granitküste bei Ploumanac’h (Bretagne)

Als es hieß, es geht in die Bretagne, musste ich einen Ort sehen. Kaum einen Bestseller verbindet man so sehr mit der Bretagne wie die Reihe um den scharfsinnigen Commissaire Dupin von Jean-Luc Bannalec. Im bisher letzten Buch der Reihe war er in der Brocéliande – davor war er mit seiner Freundin im Norden der Bretagne auf Urlaub, natürlich nicht, ohne dabei einen Fall zu lösen. Natürlich habe ich mich erneut auf seine Spuren begeben.

Côte de Granit Rose

Spektakulär zieht sich die rosafarbene Granitküste im Norden der Bretagne zwischen Perros Guirec und Trégastel. Am besten erkundet man die Gegend entland des rund 3,5 km langen Zöllnerpfads (Sentier des Douaniers), der die beiden Städte Ploumanac’h und Perros Guirec verbindet. Er ist erstklassig ausgeschildert, auf beiden Seiten sind große Parkplätze vorhanden. Ich muss allerdings zugeben: wir waren Anfang Oktober dort – zur Hauptsaison (Ploumanarc’h gehört zu den beliebtesten Ferienorten der Bretagne) muss man vermutlich für einen guten Parkplatz das eine oder andere Stoßgebet loslassen.

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Waves are coming

Der Zöllnerpfad wurde ursprünglich angelegt, um Piraten und Schmugglern das Handwerk zu legen. Jean-Baptiste Colbert (1619-1683), Finanzminister unter dem legendären Sonnenkönig, ließ in ursprünglich anlegen. Er belegte Waren von außerhalb von Frankreich mit hohen Importzöllen, die er von den Zöllnern eintreiben ließ.

Die Wanderung beginnt direkt am Strand des kleinen Örtchens, an dem man schon die erste kleine Kuriosität entdecken kann. Das Oratorium des St. Guirec wurde im 13. Jahrhundert einem Heiligen keltischer Abstammung gewidmet, der im 5. Jahrhundert an dieser Stelle das Festland betrat und für die Christianisierung Frankreichs sorgte. Der ursprünglichen Holzfigur wurde eine legendäre Fähigkeit nachgesagt: steckte ein unverheiratetes Mädchen dem Heiligen eine Nadel in die Nase, die auch stecken blieb, sollte es binnen eines Jahres verheiratet sein. Das allerdings wurde so gerne genutzt, dass die Figur 1904 gegen eine aus dem lokalen Rosa Granit ausgetauscht wurde. Doch auch die zeigt inzwischen im Nasenbereich die eine oder andere Abnutzungserscheinung. Trockenen Fusses kommt man zur etwas windschiefen Kapelle übrigens nur bei Ebbe – bei Flut sollen manchmal nur die Säulchen herausschauen.

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Ich bin schon verheiratet, keine Angst, ich stecke dir nichts in die Nase…

Eine weitere Kuriosität in der Bucht von Ploumanac’h ist übrigens das kleine Schlösschen von Costaérès, das auf einer kleinen Insel vor der Küste liegt. Es wurde 1892 bis 1896 im neogotischen Stil für den polnischen Mathematiker Bruno Abakanowicz im neogotischen Stil gebaut. Sein Freund, Literaturnobelpreisträger Henryk Sienkiewicz, soll hier seinen Roman Quo Vadis? geschrieben haben. Stolzer Besitzer des Schlosses ist seit 1988 Didi Hallervorden – kurz nach dem Kauf brannte das Dach ab. Hallervorden ließ das Schloss sanieren, soll aber selten in Ploumanarc’h gesichtet werden. Trotzdem ist das Schloss nicht zur Besichtigung freigegeben, obwohl man die Insel bei Ebbe zu Fuss erreichen könnte.

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Möwe am Strand von Ploumanac’h – Im Hintergrund das Ferienschloss von Didi Hallervorden

Von hier aus führt der Zöllnerpfad hinter einem kleinen Park entlang bis hinaus zur spektakulären Küste, die von riesigen Gesteinsbrocken gradezu übersät ist. Man betritt den Park rund um den 1945 errichteten Leuchtturm Mean Roz (selbstverständlich fügt er sich in die Landschaft ein, ist er doch aus rosafarbenem Granit) und fühlt sich ein bisschen, als wäre man auf einem anderen Planeten gelandet. Die Küste und der Park sind beinahe übersäht mit riesigen, feuerroten Felsbrocken, die hier schon seit Jahrtausenden liegen und trotzdem beinahe den Eindruck machen, als würden sie sich bewegen. Riesige, rauschende Wellen brechen sich an der steilen Küste und sofort fühlt man sich ganz weit weg von allem. Ein Weg zweigt ab zum Leuchtturm, erst jetzt, wo man neben einem der kleineren Brocken steht begreift man, wie riesig sie sind.

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Jede der Felsformationen hat einen eigenen Namen – darunter etwa Napoleons Hut, der in der Resistance eine Rolle spielte. Die BBC gab nämlich mit dem Code „Le chapeau de Napoléon est-il toujours à Perros?“ („Ist Napoleons Hut noch immer in Perros?“) am 3. August 1944 das Signal für einen koordinierten, bewaffneten Aufstand gegen die Deutschen Besatzer.

Am Küstenpfad findet sich außerdem das kleine „Maison Littoral“, das in einer Ausstellung über die komplexe Entstehung des Granitgesteins an der Côte de Granit Rose berichtet. Folgt man dem Weg weiter, vorbei am Teufelsschloss (keine Sorge, nur eine Felsformation), kommt man zum Bootshaus der Seenotrettung. Hier gibt es eine spektakuläre Rampe, auf der die Boote einmal täglich zu Wasser gelassen (und wieder raufgeholt) werden.

Eine Bootstour zur vorgelagerten Inselgruppe, zu den Sept-Îles, wird in den Sommermonaten von den Häfen von Ploumanac’h und Perros Guirec aus angeboten – dort soll eine riesige Basstölpel-Kolonie beheimatet sein. Wir mussten aufgrund des stürmischen Wetters leider darauf verzichten.

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Maison Litoral mit der Bootsrampe der Seenotrettung

Wie ihr auf den Fotos sehen werdet, hatten wir ein bisschen Pech mit dem Wetter, denn die Gesteinsbrocken sollen bei Sonne in allen Farben schimmern. Wenn sich die Wellen an der Küste brechen und das Wetter etwas rauher ist, das hat aber auch etwas für sich – was denkt ihr?

Für mich gehört die Côte de Granit Rose definitiv zu den Highlights in der nördlichen Bretagne. Die Wanderung zwischen Perros Guirec und Ploumanac’h ist in etwa so, wie man sich einen kleinen Ausflug auf den Mars vorstellt – also zumindest, wenn es dort einen Ozean gäbe. Ein bisschen wartet man auf die kleinen, grünen Männchen, die hinter den großen Felsen hervorspringen.

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In der Hauptsaison ist es sicherlich empfehlenswert, möglichst früh oder möglichst spät zu kommen, da es sicherlich zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in der Bretagne gehört. In der Nebensaison – Anfang Oktober und bei stürmischem Wetter – hielt sich der Ansturm aber in Grenzen. Ich werde sicher nochmal wiederkommen, denn ich will hier unbedingt mal einen Sonnenuntergang erleben, wenn sich die Sonnenstrahlen auf den feuerroten Felsen bricht.

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