Bei einer Bretagnereise gehört der Mont Saint Michel sicherlich zu einer der beliebtesten Ziele. Allerdings liegt dieser – obwohl das lange Zeit anders war – heute um wenige Meter nicht mehr in der Bretagne, sondern in der Normandie. Wir waren selbstverständlich trotzdem dort.
Mont Saint Michel
Ein Berg im Meer und seine lange Geschichte
Die Geschichte des kleinen Berges, der damals angeblich noch nicht im Meer gelegen haben soll, beginnt 708. Der damalige Bischof von Avranches wurde im Traum vehement vom heiligen Michael dazu aufgefordert, ihm eine Kirche zu bauen (es sollen auch Kopfnüsse eine Rolle gespielt haben). Noch während die Kirche, die auf einem kleinen Hügel entstand, der einst den Kelten als Kultstätte diente, in Bau war, kam ein Sturm auf und seit dem befindet sich die Insel zumindest bei Flut mitten im Meer.
Die für den Kirchenbau nötigen Reliquien erhielt man vom Monte Galgano in Italien. Diese wurden zunächst in einem einfachen Bau aufbewahrt. Als im Jahr 966 30 Benediktiner die Abtei übernahmen, ging es wirtschaftlich wie religiös bergauf. 996 heiratete hier sogar König Richard II. seine Gattin Judith de Bretagne, was dem Kloster noch mehr Bedeutung verlieh.
Im 11. Jahrhundert begann man damit, die Abtei zu einer Festung auszubauen. Die Mauern wurden massiv, so dass sie sogar den protestantischen Angriffen während der Hugenottenkriege standhielt. Das Bauprojekt am Mont Saint Michel dauerte rund 500 Jahre und wurde zu den kostspieligsten Projekten des gesamten Mittelalters.
Einen massiven Einschnitt bedeutete die Auflösung des Klosters mit der französischen Revolution. Von nun an wurden viele Gebäude der Abtei als besonders schweres Gefängnis genutzt. Erst mit der 1000 Jahr Feier der Abtei zogen wieder Mönche und Schwestern ein.
Heute leben hier 40 – 50 Mönche und Schwestern (laut Reiseführer von 2015 sind es 42). Diese gehören den Gemeinschaften von Jerusalem an.

Der Damm – Die Brücke – Die Bucht
Spannend ist die Geschichte der Brücke, die einen zum Mont Saint Michel bringt. Erst seit 2014 steht die heutige Stelzenbrücke, die Ebbe und Flut freie Bahn gibt. Vorher handelte es sich um einen einfachen Damm. Da dieser die Zirkulation behinderte, drohte die Insel völlig zu verlanden, was nicht nur die Optik, sondern auch die Ökologie der Bucht massiv gestört hätte.
Als der Fels im 11. Jahrhundert seine heutige Bebauung bekam, soll er rund 4 km vom Land entfernt gewesen sein. Die Brücke des Stararchitekten Dietmar Feichtinger, die heute das Festland mit der Insel verbindet, hat jedoch eine Länge von nur 760 m. Diese Zahlen illustrieren die zunehmende Verlandung der Bucht wohl mehr als deutlich.
Zu diesem Projekt gehört auch weniger Offensichtliches. So wurde der Fluss Coueneson mit einer Schleuse versehen, die seit 2009 in Betrieb ist. Mit ihr soll Wasserdruck erzeugt werden, um die über die Jahrhunderte in der Bucht abgelagerten Sedimente wegzuspülen. Mit dessen Hilfe soll der Boden in der Bucht bis ins Jahr 2045 um 70 cm abgesenkt werden.
Sightseeing und Kulinarisches
Wie die meisten sind wir erstmal hinaufgestiegen zur Abtei, die an der Spitze des Bergplateaus tront. Der Eintritt hier kostet 10€ für Erwachsene (vorher online buchen ist möglich und in der Hauptreisezeit sicher lohnenswert).
Von der Kasse aus steigt man hinauf zur Abteikirche. Von der Terrasse aus hat man einen gigantischen Blick über die gesamte Bucht und kann die Leute unten auf der Stelzenbrücke beobachten. Die Kirche selbst stammt aus dem Jahr 1084 und gehört damit zu den ältesten frühromanischen Sakralbauten in Frankreich.
Der Rundgang führt von hier weiter durch das Dormitorium, den Schlafsaal der Mönche, bis in den von zwei Säulenreihen umgebenen Kreuzgang. Die Säulen sind merkwürdigerweise versetzt gestellt, was dem Raum eine besondere Tiefe gibt. Spannenderweise liegt der Kreuzgang oberhalb des alten Rittersaals – wohl aus Platzgründen.
Weiter geht es durch ein komplexes Labyrinth aus Sälen aus den unterschiedlichsten Bauperioden des Klosters. Unter anderem findet man einen mittelalterlichen (im 19. Jahrhundert erneuerten) Schrägaufzug.
Leider ist vom ursprünglichen Reichtum des Klosters wenig übrig geblieben. Zu lange waren die Gebäude als Gefängnis genutzt und zu häufig waren sie geplündert worden. Von der ursprünglich reichhaltigen Möblierung und Wandbehängen, wie man sie vielleicht aus anderen Klöstern kennt, ist heute nur noch wenig zu sehen. Trotzdem ist es lohnenswert, durch die alten Mauern zu laufen, sie zu erkunden und die ganz besondere Atmosphäre zu spüren (klappt allerdings nur, wenn wenig los ist – an Tagen mit wirklich viel Betrieb ist das wohl eher der Horror).

Mont Saint Michel ist weit mehr als nur die Abtei. Zur Stadt gehören auch mehrere Restaurants, Souvenirläden und eine Post. Zusätzlich gibt es auch ein paar Hotels. Ich würde euch allerdings empfehlen, eher auf eine Unterkunft im nahen Pontorson oder der Umgebung zurückzugreifen, da die Preise hier wirklich überteuert sind.

Unter den Restaurants ist vor allem das Mère Poulard bekannt. Das von Anne Poulard gegründete Restaurant, direkt beim Eingangstor, ist vor allem bekannt für seine riesigen, frisch geschlagenen Omelettes. Die haben allerdings auch ihren Preis – das billigste Gericht auf der Karte liegt bei 18€.
Zusätzlich dazu hat der Mont Saint Michel noch mehrere Museen zu bieten – unter anderem ein viel beworbenes Kerkermuseum, ein Maritimes Museum und ein historisches Museum. Da diese aber vom Eintritt her genauso teuer sind wie die Abtei (also jedes einzelne, es gibt wohl ein Kombiticket) und diese in diversen Foren als Touristenfallen beschrieben werden, würde ich eher die Finger davon lassen. Für mich gilt bei sowas immer: je mehr Flyer man mir in die Hand drückt, umso mehr stinkt so ein Museum zum Himmel… Für das Kerkermuseum waren es 3 zwischen Eingang und Abteil.
Was sich aber durchaus lohnt, ist ein Gang auf dem Ramparts Walk, also auf der begehbaren äußeren Befestigungsmauer. Hier bekommt man spannende Perspektiven auf Teile der Stadt. Die Treppen führen direkt beim Stadttor nach oben und reichen bis hinauf zum Eingang der Abtei.

Infos – Parken, wie kommt man hin und alles, was sonst noch so nützlich ist
Der Besuch des Mont Saint Michel gehört für viele Reisende auf die Agenda bei einem Frankreichbesuch. So ist uns hier auch etwas über den Weg gelaufen, was in der Bretagne selten passiert wäre: ein Bus Chinesische Schüler… Aber wen wundert es – alljährlich kommen rund 3,5 Millionen Besucher zum Mont Saint Michel.
Die Anreise mit dem eigenen Auto ist aufgrund der riesigen Parkplätze allerdings überhaupt kein Problem. Nachdem der Damm in den 2000er Jahren umgelegt wurde, kann man zwar nicht mehr bis zur Insel fahren, dafür sind aber riesige Parkflächen angelegt worden, die nach einem Parkleitsystem befüllt werden. Parken ist hier mit einem Tagessatz von 12€ (Stundensätze gibt es nicht) nicht ganz billig, aber aufgrund des umfassenenden Service rund um den Parkplatz wohl gerechtfertigt.
Von hier gibt es drei Wege, um über die 800 m lange Brücke und seine Vorläufer zu kommen – zumindest solange diese (wie es im Schnitt an 30 – 40 Tagen im Jahr der Fall ist) überflutet ist.
- zu Fuss – man kann bequem zu Fuss über die Brücke gehen. Auf dem breiten Fussweg kann man sich bequem langsam dem Berg nähern und dabei zusehen, wie die berühmte Siluette immer größer wird.
- mit dem Gratis-Shuttle – es gibt einen Pendelverkehr mit Bussen, die einen über 4 Stationen bis beinahe vor die Tore der Abtei bringen. Die sind jedoch auch an Tagen mit wenig Betrieb (wir waren Anfang Oktober dort) relativ überfüllt.
- mit dem Pferdeshuttle – etwas gemächlicher und mit etwas mehr Platz kann man sich der Abtei mit dem Pferdeshuttle nähern. Das kostet allerdings etwa 8€/Nase/Strecke.
Innerhalb der Stadtmauern des Mont Saint Michel kann man sich dann nur noch zu Fuss bewegen.
Lohnt es sich?
Ich würde sagen, definitiv ja, wenn es auch zur Hauptreisezeit etwas mühsam sein kann. Im Hotel sagte man uns allerdings als Tipp, dass man dann eine zweite Öffnung in der Nacht zur Promenade Nocturne (Juli bis Anfang September von 19 Uhr bis Mitternacht bei gleichen Eintrittspreisen macht. Dann soll wohl weniger los sein. Wir waren Anfang Oktober gegen 10 Uhr am Parkplatz – der Besucherandrang war da noch entspannt – als wir gegen 14 Uhr zurückkamen, schoben sich Massen in den Navettes und zu Fuss in Richtung Berg.
Auf diese Massen hat sich natürlich auch das mittelalterliche Gässchen eingerichtet, das Richtung Abtei führt – unglaubliche Massen an Souvenirläden und überteuerten Restaurants kämpfen um die Aufmerksamkeit der Touristen – sicher die Schattenseiten einer der prominentesten Sehenswürdigkeiten in Frankreich.
Ein Kommentar