Ich habe für euch mal ein kleines bisschen im Archiv gewühlt. 2012 waren wir das erste Mal auf großem Griechenland-Roadtrip. Das hört sich nach viel Meer und Strand an. Ich muss allerdings ehrlich zugeben: Ich bin überhaupt kein Strandmensch, kann mit dem „Beachlife“ nicht viel anfangen.
Entsprechend waren wir damals auf Kulturtrip – schließlich gilt die Griechische Antike als eine Art Wiege unserer Zivilisation. Was liegt also näher, als am Nabel der damaligen Zivilisation zu beginnen – hoch oben in den Bergen mit dem Blick auf den Golf von Korinth?

Das Orakel von Delphi
Delphi ist heute eine, natürlich vom Tourismus geprägte, Kleinstadt unterhalb des Parnass. Das Örtchen liegt wenige Hundert Meter von den Ruinen entfernt. Doch das war nicht immer so. Als 1892 Archäologen den Ort des legendären Orakels identifiziert und mit Ausgrabungen begonnen hatten, mussten die Bewohner von Kastri weichen. Sie hatten ihre Häuser direkt über den antiken Ruinen gebaut – sie wurden in das neue Delphi umgesiedelt, damit ungestört gegraben werden konnte.
Kaum lässt sich erahnen, welch wirtschaftliches Zentrum hier zu Zeiten der griechischen Antike war. Erst wenn man beginnt, die Ruinen zu erkunden, lässt vieles auf Reichtum schließen.
Mythologisch war Delphi der Nabel der Welt. Zeus ließ zwei Adler von beiden Enden der Welt aufsteigen. Wo sie sich trafen, wurde der Omphalos, der Nabel, gelegt. Den großen, gemusterten Stein sieht man noch heute im kleinen Museum von Delphi. An dem Ort lebte auch Python, den Erdmutter Gaia gebar, nachdem sie sich mit dem Schlamm vereinigte, der vom Goldenen Zeitalter übrig blieb. Ihm wurden die hellseherischen Fähigkeiten nachgesagt, die Delphi durch Opfergaben seinen Reichtum verschaffen sollten.
Das steil am Hang des Parnass gelegene Gelände ist an sich schon eindrucksvoll. Die verbliebenen Ruinen geben nur einen kleinen Eindruck davon, wie prunkvoll dieser Mittelpunkt der Welt in der Antike war. Im Zentrum stand natürlich das Heiligtum des Apollon. Doch nach oben bewegt man sich zunächst entlang der Via Sacra, der heiligen Straße, an der jedes größere Volk sein eigenes Schatzhaus hatte. In diesen kleinen Häusern wurden die Weihegeschenke für den Tempel und das Orakel aufbewahrt. Eines davon, das Schatzhaus der Athener, wurde 1893 während der Ausgrabungsarbeiten wieder errichtet und rekonstruiert. Die Schatzhäuser drückten dabei natürlich auch die Macht des jeweiligen Volkes aus.
Als Medium des Gottes Python diente die Priesterin Pythia, die über einer Erdspalte nahe des Apollontempel hockte. Die ethylenhaltigen Gase aus der Spalte versetzten sie in Trance. Da ihre Worte nie verständlich waren, wurden sie von den Oberpriestern des Apollontempels interpretiert. Oft waren sie mehrdeutig. Legendär ist unter anderem die Weißsagung, die König Krösus erhielt. Er wollte vom Orakel wissen, ob er gegen die Perser in die Schlacht ziehen solle. Er bekam den Orakelspruch, er werde ein großes Reich zerstören. Mutig zog er in die Schlacht – das zerstörte Reich war am Ende jedoch sein eigenes.
Vom Apollontempel sind drei mächtige Säulen erhalten, die an einer Ecke wieder errichtet wurden. Besten Blick darauf hat man von den Tribünen des Theaters aus, das noch weiter oben am Berg liegt. Es fasste 5000 Menschen.
Legendär ist Delphi auch aufgrund der Pythischen Spiele, die versetzt zu den olympischen Spielen stattfanden und die zweitwichtigsten Panhellenischen Wettkämpfe darstellten. Sie fanden im etwas abseits im Wald gelegenen Stadion statt.
Etwas außerhalb des eigentlichen Ausgrabungsgeländes hab ich dann das Bild von meinem Geschichtsbuch aus der 6. Klasse sofort wiedererkannt. Dort liegt das Heiligtum der Athena Pronaia auf der anderen Seite der Straße nach Delphi. Hier findet man im Zentrum den Rundtempel der Athene, von dem nach einem Felssturz von 1905 noch 3 Säulen stehen. Rund herum sind zahlreiche Schatzhäuser, in denen die Opfergaben für die Athene dargebracht wurden.

Auch ein Besuch des kleinen Museums auf dem Gelände der Ausgrabung lohnt. Hier werden zahlreiche antike Fundstücke aus der Geschichte Delphis gezeigt – darunter Weihegeschenke und selbstverständlich der Omphalos.
Für mich ist Delphi auf einer Ebene mit Machu Picchu und Petra. Ich habe sie in meinem Geschichtsbuch gesehen und wollte danach immer mal hin. Zugegeben – Delphi wird da nicht bei jedem auf der Liste auftauchen. Aber ich fand den Ort des Nabels der Welt und des legendären Orakels einfach als die beeindruckendste Ausgrabungsstätte der griechischen Antike. Man hat das mächtige Gelände mit den noch heute beeindruckenden Ruinen in dieser gigantischen Landschaft, von überall hat man den Ausblick auf das Meer weit unten im Tal, auf der anderen Seite hat man den 2400 m hohen Parnass. Kein Wunder, dass man diesen Berg nicht nur Apollon geweiht hat, sondern ihn auch als Heimat der Musen angesehen hat.
Info
Eintritt und Öffnungszeiten
Das Kombiticket für beide Ausgrabungsstätten und das Museum kostet 12€.
Der Eintritt ist frei am…
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Geöffnet ist Montags von 10 bis 17 Uhr – Dienstags bis Sonntags von 8 bis 20 Uhr. Achtung! Erfahrungsgemäß können sich die Öffnungszeiten aufgrund des geringen Finanzbudgets in Griechenland spontan ändern. Aber früh hingehen lohnt sich, denn manch einer kommt auf Tagestour aus Athen erst ab 10 Uhr dort an.
Wir haben dort im Hotel Stadion (Affilate Link, leitet direkt zu booking.com) übernachtet, um möglichst früh aufbrechen zu können und das hat sich gelohnt.

Wie kommt man hin?
Wir hatten einen Mietwagen. Vom Flughafen Athen fährt man rund 2,5 Stunden durch landschaftlich eindrucksvolles Gelände.
Von vielen Kreuzfahrtagenturen und Tourismusagenturen werden auch ab Athen Tagestouren angeboten. Ich persönlich würde allerdings den Mietwagen immer bevorzugen, da diese Agenturen oft teuer sind und mit großen Gruppen planen. Da kann man sich, ist man zu zweit unterwegs, meist Mietwagen und Hotel locker leisten.
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