Am Cruz del Condor – Wenn 12 kg Vogel in die Luft gehen

An manche Situationen und Orte auf Reisen denkt man besonders gerne zurück. 2014 ging es mit meinen Schwiegereltern und dem Gatten auf eine besonders große Reise – einmal quer durch Peru. Natürlich stand Machu Picchu auf dem Programm. Viel außergewöhnlicher und besonderer war aber mein Besuch im Colca Tal.

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Blick ins Colca Tal bei Chivay

Flying Condors

Das Colca Tal liegt etwa 100 km nördlich von Arequipa nahe dem kleinen Örtchen Chivay. Wir entschieden uns damals, dass wir in Chivay eine Übernachtung einschieben, damit wir möglichst früh im Tal ankommen. Um 5 Uhr am morgen erwartete uns der Bus mit dem Guide auf dem Weg zum Cruz del Condor.

Der Colca Canyon ist bis zu 3269 m tief und damit fast doppelt so tief wie der Grand Canyon in den USA. Gerade am oberen Rand wurde das Gelände terrassiert und schon von den Inka landwirtschaftlich bewirtschaftet.

Am Cruz del Condor findet man den Ort, wo die Chance die seltenen Andenkondore im Flug beobachten kann. Hier ist besonders morgens zwischen 8 und 10 Uhr die Thermik besonders geeignet, um die großen Vögel in große Höhen zu bringen. Natürlich sind Beobachtungen auch hier nicht garantiert, sondern stark von den jeweiligen Wetterbedingungen abhängig. Wir hatten das besondere Glück, dass gleich 9 große Tiere über unseren Köpfen kreisten – ein Anblick, der selbst unseren Guide zum Staunen brachte.

Übrigens kleiner Tipp: Die Thermik, die am Rande des Colca Canyon herrscht sorgt dafür, dass es immer zugig und frisch ist – warme Klamotten sind sehr empfohlen. Ich hatte sogar die warme Mütze auf, das einzige Mal auf der ganzen Reise.

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Mirador am Cruz del Condor

Die Kondore am Mirador sind nicht abgerichtet. Es sind wilde Tiere, denen es selbst überlassen wird, ob sie sich zeigen oder nicht. Ich war begeistert davon, dass die Tiere auch nicht angefüttert werden. Sie stoßen nicht herab, weil irgendwo Aas versteckt wurde um den Touristen eine Show zu bieten.

Leben der Andenkondore

Der Andenkondor hat zwar ein großes Verbreitungsgebiet und ist beinahe im gesamten Gebirgsgebiet anzutreffen. Die Population gilt dennoch als gefährdet und er befindet sich auf der roten Liste. Die Gesamtpopulation wird auf etwa 10000 Individuen geschätzt. Der Kondor zählt zu den Neuweltgeiern. Die Population hat vor allem seit dem Eintreffen der Conquistadores stark abgenommen, im wesentlichen aufgrund von Bejagung.

Die Tiere sind bis zu 110 cm groß und wiegen bis zu 12 kg. Daher ist die Thermik besonders wichtig, um die schweren Tiere in die Luft zu bekommen. Sie haben eine Flügelspannweite von 270 bis 310 cm.

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Andenkondor im Flug

Die Köpfe sind – geiertypisch – nackt. Bei den Männchen erkennt man dann einen leuchtend weißen Kragen sowie weiße Bänderungen am Flügel. Ihre volle Färbung erhalten die Tiere allerdings erst im Erwachsenenalter von etwa 2-3 Jahren und ist erst mit 6 Jahren voll ausgeprägt. Zudem haben die Männchen einen erektilen Schnabelkamm, der den Weibchen fehlt. Zudem sind ausgewachsene Männchen um etwa 1/4 größer als weibliche Individuen.

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Junger Andenkondor

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Wie unter Geiern so üblich ernährt sich der Andenkondor hauptsächlich von Aas. Sie nisten an Felswänden und ziehen meist alle 2 Jahre ein Jungtier auf.

Erlebnis Andenkondor

Mein Treffen mit den Andenkondoren bei Chivay in Peru ist nun schon beinahe 4 Jahre her. Dennoch ist es mir mindestens genauso in Erinnerung geblieben wie Machu Picchu. Langsam näherten wir uns dem Mirador zu Fuß, entlang der Kante des Canyons. Schon von weitem sehen wir die mächtigen Tiere, die lautlos in der Thermik über den Köpfen kreisen.

Zugegeben – ein bisschen gruselig ist es schon, wenn so viele, riesige Vögel über einem sind – gegenüber Menschen sind die Kondore allerdings absolut harmlos. Es sieht so aus, als könnte den Tieren niemand etwas anhaben. Es sind für mich einfach schützenswerte Wesen.

2 Kommentare

  1. Ich hatte vor ein paar Monaten mal einen Bericht über die Andenkondore gelesen und gleich darauf meine Wunschliste der Orte, die ich einmal sehen möchte, um einen Ort erweitert. Daher freue ich mich auf so einen Blog-Artikel umso mehr. Danke für den Beitrag. Es schön zu wissen, dass die Tiere absolut frei sind und nicht angefüttert werden. Ich finde, Tier- und Artenschutz sollten beim Reisen ganz weit oben stehen.

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