Ich bin ja durchaus gerne mal außerhalb von Wien unterwegs. Tagesausflüge ins Burgenland oder nach Niederösterreich sind bei mir nicht selten, vor allem am Wochenende. Einer meiner letzten Ausflüge führte mich in die Gegend um Melk, das ja vielleicht durch das bekannte Kloster einige kennen. 6 km südlich davon, im kleinen Dorf Schollach, liegt eine Burg aus der Renaissance.
Schloss Schallaburg
Die Burg der Herren von Schala wurde 1242 erstmals urkundlich erwähnt.
1450 bis 1614 war die Burg im Besitz der Herren von Losenstein, die im nahen Loosdorf die Hohe Schule gründeten, die Burg wurde damit zur Hochburg des Protestantismus in Österreich. Danach wechselte der Besitzer mehrmals.
Im Zweiten Weltkrieg war die Burg in Besitz eines Deutschen Freiherrn. Nach dem Staatsvertrag gelangte sie in Besitz der Republik Österreich, die sie an das Land Niederösterreich weiterverkaufte. Sie wurde daraufhin restauriert und seit 1974 wird sie als großes Ausstellungszentrum genutzt.
Vom Parkplatz geht man den Berg hinauf durch mehrere Burgtore. Im alten Burggraben, kurz vor dem Haupttor findet man einen großen Spielplatz. Durch das Haupttor kommt man dann in den Arkadenhof, der im ersten Stock mit hübsch geschnitzten Figuren eingerahmt wird. Rundrum sieht man die wunderschönen Figuren, die sich in sattem Rot klar vom Weiß des Mauerwerks abheben.
Im ersten Stock findet man dann die große Ausstellung in den ehemaligen Prunkräumen. Ein weiterer Ausstellungsraum für eine Nebenausstellung befindet sich im Keller.
Zwischen Ersten und Zweitem Burgtor geht noch ein weiterer Abzweig hinüber zum großen Burggarten.
In der Burg gibt es keine Dauerausstellung, wie man sie vielleicht von anderen Schlössern kennt. Es gibt viel mehr eine von Saison zu Saison wechselnde Sonderausstellung. Im vorigen Jahr ging es um Österreich in den 70er Jahren, in diesem Jahr wird die Geschichte und die Gegenwart des (gemäßigten) Islams thematisiert, wobei man mit Absicht den radikalen Strömungen keinen Raum gibt. Es geht um Traditionen, um Kleidung und Essen, um Flucht und Integration. Ich fand die Ausstellung sehr informativ, schließlich sollte man sich mal ernsthaft und vorurteilsfrei mit dem Thema beschäftigen.
In diesem Jahr gibt es außerdem eine Nebenausstellung, die sich mit dem Thema Reformation, besonders im Hinblick auf die Schallaburg als Protestantisches Zentrum. Sie beschäftigt sich etwa mit dem Thema Erziehung auf der Hohen Schule in Loosdorf.
Die Schallaburg ist eine beeindruckende Anlage. Mir gefällt schon die Architektur, der Arkadenhof mit seinen schönen Figuren raubt einem schier den Atem. Ansonsten gibt es eben viele der klassischen Merkmale einer Burg, die allerdings im Stil der Renaissance umgebaut wurde – natürlich auch mit einem dunklen Keller usw.
Die beiden Ausstellungen sind wirklich toll. Die Reformationsausstellung ist beeindruckend, interaktiv und sie zeigt, wie modern die Erziehung bereits vor 500 Jahren war.
Die Islam-Ausstellung zeigt wertfrei den Islam, den die Mehrheit der Muslime leben, mit ihren Schriften und Werten, mit ihrer Kleidung und ihrem Alltag, mit ihren Kultgegenständen und ihrer Religion. Ich fand diese Ausstellung besonders spannend, weil sie den radikalen Strömungen keinen Platz und kein Forum lässt und den modernen Islam eben modern und positiv zeigt – eine Ausstellung, die man alleine deshalb besuchen sollte, um sich eine Meinung in der gegenwärtigen Diskussion über Zuwanderung zu schaffen.
Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung!
Infos
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Eintrittspreise:
€ 11,00 | Erwachsene
€ 10,00 | ermäßigt (mit Ausweis: SeniorInnen, StudentInnen bis 26 Jahre, Präsenz- und Zivildiener, Lehrlinge, Menschen mit Behinderung)
€ 3,50 | SchülerInnen
1x freier Eintritt mit der Niederösterreichcard
Öffnungszeiten:
18. März bis 5. November 2017
Montag bis Freitag 9.00 bis 17.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 9.00 bis 18.00 Uhr
(Kassa- und Einlassschluss 1 Stunde vorher)