Der kleine Ort La Gacilly in der inneren Bretagne ist eigentlich nicht weiter auffällig – viel Landwirtschaft, wenig Tourismus. Doch seit 2003 wird dort regelmäßig eines der größten Fotografie-Festivals Europas ausgetragen. Eine schöne Tradition, bei der die Kunst international renomierter Fotografen in das Leben des Dorfes integriert wird. Nach 2018 wird das Festival nun auch zum zweiten mal in Niederösterreich ausgetragen, in der kleinen Kaiserstadt Baden, südlich von Wien.

Fotofestival in Baden 2019
Im Mittelpunkt des Festivals steht das Besucherzentrum am Brusatti Platz. Von dort aus starten die beiden Festivalrouten – die Gartenroute durch den Guttenbrunner Park und den Doblhoffpark bis zum Rosarium und die Cityroute durch den Kurpark und durch die Gassen der alten Kaiserstadt. Die Routen zu den Ausstellungen sind jeweils deutlich beschrieben, ein Stadtplan mit den Ausstellungen gibt es für 1€ beim Festivalzentrum (ist aber eigentlich nicht unbedingt nötig). Nachdem im vorigen Jahr die Bilder auf einer Route von 4,5 km zu bestaunen waren, ist es in diesem Jahr mit 7 km noch weit mehr.

Das Prinzip des Festivals ist es, dass die Ausstellungen in den Alltag der Stadt integriert werden. Und so findet man die Bilder nicht nur in den Parks, sondern auch in den Gassen, großformatig an Hauswänden, so dass man sie vielleicht auch erst auf den zweiten oder dritten Blick entdeckt.
Nachdem es im vorigen Jahr in den meisten Ausstellungen um das Grundthema Afrika ging, ist das Motto des Festivals in diesem Jahr „Hymne an die Erde“

Entlang der Festivalroute beschäftigen sich Fotografen mit dem Thema Natur, deren Schönheit, aber auch deren brutaler Verletzlichkeit. Viele dieser Themen beschäftigen sich mit dem Diskussionsthema unserer Zeit – Philippe Bourseiller zeigt etwa die Vergänglichkeit der Eiswelten und setzt diese in einem Gegensatz zum Teich im Doblhoffpark. Mich persönlich hat die Serie „Aus den Erzählungen“ von Nina Gorfer und Sarah Cooper besonders beeindruckt. Die beiden Fotografinnen setzen die Porträtfotografie in Zusammenhang mit klassischer Porträtmalerei – sie zeigen ihre Models in etwa im Stile von Gustav Klimt.
Andere Serien zeigen die teils auch brutalen Schönheiten in der Savanne, in denen sich etwa ein Rudel Löwen über ein Gnu hermachen. Die Fotografin zeigt Claudia Andujar zeigt das Leben im Amazonasbecken und wie es sich in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

Die schiere Zahl an beeindruckenden Aufnahmen in der ganzen Stadt machen es kaum möglich, den gesamten Umfang der Ausstellung bei nur einem Besuch zu erfassen. Aber darum geht es gar nicht – La Gacilly bringt die Kunst in die Stadt und das Festival will auch, dass man immer wieder etwas Neues entdeckt, neue Perspektiven, neue Bilder. Manch einer fährt mit dem Fahrrad vorbei, bleibt stehen, schaut sich ein paar Bilder an, fährt weiter. Andere gehen die Ausstellungen systematisch ab – jeder sieht La Gacilly etwas anders und entdeckt etwas Anderes. Ich finde es einfach großartig, dass sich das Festival in Baden etablieren konnte und werde sicher noch ein paar mal vorbeischauen – und ich freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr.

Info
Das Festival läuft noch bis zum 30. September 2019 – der Eintritt ist frei.
Führungen finden im August von Donnerstag bis Sonntag jeweils um 18 Uhr statt. Ab September starten die Touren um 17 Uhr. Start ist jeweils am Festivalzentrum, das Ticket kostet 9€/Person.
