One Day in Graz – Tagestrip ins Herz der Steiermark

Meine Entdeckungstour durch Österreich hat mich zwar schon an viele Orte gebracht – ich war allerdings noch nicht in besonders vielen Landeshauptstädten. Das möchte ich in diesem Jahr ändern, denn viele von ihnen sind von Wien aus gut in einem Tagesausflug erreichbar und es gibt viel Spannendes zu erkunden.

Für meinen Tagestrip in die Steiermark nutzte ich übrigens – wie fast immer – eine öffentliche Verbindung. Wien und Graz sind am schnellsten mit dem Flixbus verbunden (2,5 h Fahrzeit, Preis pro Strecke 12,50€, Verbindung beinahe stündlich, Endstation beim Jakominiplatz – mehr unter flixbus.at).

Altstadtimpression

Herrengasse und Landhaus

Am Jakominiplatz angekommen empfängt uns Graz zwar mit grauem Schneeregen, doch der ist schnell vergessen, als wir auf die prunkvolle Herrengasse einbiegen. Auf der breiten, barocken Prachtmeile, in der einst der Adel seine Anwesen erwarb, ist heute eine Shoppingmeile entstanden, auf der man alles bekommt, was das Herz begehrt. Sofort spürt man, dass hier, zwischen Platz am Eisernen Tor und Hauptplatz, das Herz der Stadt schlägt – und das nicht erst seit gestern.

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Highlight der Prachtbauten ist das Renaissancegebäude, in dem heute der steirische Landttag tagt. Das Grazer Landhaus wurde 1527 – 31 als Tagungsgebäude für die Landstände errichtet und gilt mit seinem dreistöckigen Arkardenhof und seinen kunstvollen Rundbogenfenstern als einer der bedeutendsten Renaissancebauten Europas. Kleiner Tipp übrigens – direkt neben dem Durchgang in den Arkadenhof auf der Seite der Herrengasse hängt noch die alte Hausordnung (sehr amüsant zu lesen).

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Schloßberg und Uhrturm

Den Schloßberg haben die Grazer der Sage nach einem Pakt mit dem Teufel zu verdanken. Man bat ihn, den Schöckl noch höher zu machen und versprach ihm im Gegenzug die Seele des ersten Menschen, der den Berg besteigt. Als er mit einem Felsen zurückkam, sah er jedoch Prozessionen in der Stadt. Es war Ostersonntag und der Teufel wusste, er habe keine Macht über die Menschen. Voller Wut soll er den Fels in die Stadt geworfen haben, wo er bis heute liegenblieb. Hinauf  gibt es mehrere Wege. Es gibt eine Treppe, eine Standseilbahn und einen Aufzug.

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Ein weiterer spannender Fact ist übrigens, dass die Stadt Graz den Namen „Schloßberg“ als Eigennamen führt – somit ist er nicht der neuen Rechtschreibung unterworfen.

Weithin bekannt als Wahrzeichen der Stadt ist der berühmte 28 m hohe Uhrturm auf dem Schloßberg. Der Wehrturm stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert, wurde allerdings erst 1712 durch Aufmalen riesiger Ziffernblätter zum Uhrturm. Im Turm sind zudem noch drei Glocken erhalten – die Stundenglocke von 1382, die Feuerglocke und die Armesünderglocke, die bei Hinrichtungen und zur Sperrstunde geleutet wurde.

Die Arkadenhöfe und die Altstadt

Der Teufel hat Graz zwar den Schloßberg gebracht, aber eigentlich könnte man glauben, dass ihn der Himmel geschickt hat. Denn als die Bomber der Allierten Graz unter Beschuss nahmen, bot er der Altstadt Schutz, weshalb sie bis heute als eines der größten geschlossenen Renaissance Emsemble besteht. Mehr als 50 Arkadenhöfe laden zum Erkunden ein, beinahe hinter jedem offenen Tor versteckt sich ein wunderschöner Hof. Mein Highlight ist der große Hof der Alten Universität, in dem auch ein witziges Kunstwerk seine Heimat gefunden hat – ein Schneemann (natürlich ein Künstlicher) steht hier vor seiner Zukunft und schaut in eine Pfütze.

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Am Glockenspielplatz drehen dreimal täglich (11.00, 15.00 & 18.00 Uhr) ein zünftiger Bursch und ein süßes Mädel ihre Runden. Zu drei wechselnden Liedern wird getanzt und wenn die letzte Note verklungen ist, kräht der goldene Hahn.

Glockenspiel

Graz war einst Sitz der Habsburger Kaiser. So hatte die Stadt auch eine eigene Residenz, die Burg. Heute sind nur noch wenige Teile davon erhalten – darunter die legendäre Doppelwendeltreppe. Sie stammt aus dem Jahre 1500 und begeistert durch ihr Detailreichtum. Ein bisschen fühlt man sich hier, als wäre man in einem Gemälde von MC Escher gelandet.

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Kunsthaus und Murinsel

Das Kunsthaus und die Murinsel sind die Überbleibsel der Kulturhauptstadt Graz. Das Kunsthaus wird von den Grazern liebevoll „das Alien“ genannt und wird der Blob-Architektur zugerechnet. Es bricht damit bewusst mit der Architektur der Innenstadt, schlägt aber auch gleichzeitig eine Brücke, in dem es mit der Fassade des 1847 errichteten Eisernen Haus verbunden ist. Es liegt am Lendufer der Mur und bietet mit seinem Ausstellungsprogramm zeitgenössischer Kunst.

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Als Kombination Eventlocation und Fussgängerbrücke ist mitten in der Mur die Murinsel erhalten geblieben. Hier versteckt sich ein kleines Café direkt neben einem kleinen Amphitheater, in dem es im Sommer ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm gibt.

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360° Ausblick im Café Freiblick im Kastner & Öhler Sackgasse 7 – 13 8010 Graz

Das Kastner & Öhler ist das wohl bekannteste und traditionsreichste Kaufhaus in der Innenstadt von Graz (gegründet 1873). Das Unternehmen hat in der Altstadt von Graz sein wohl prunkvollstes und traditionsreichstes Haus. Im 6. Obergeschoss hat das Haus allerdings mit dem Café Freiblick einen weit größeren Anziehungspunkt. Sowohl auf der großen Terrasse als auch bei schlechtem Wetter durch große Panoramascheiben kann man von hier aus die gesamte Grazer Altstadt mit dem Schlossberg überblicken und dazu Drinks und kleine Imbisse genießen.

Kleiner Fakt am Rande übrigens: Die Dachkonstruktion des Kastner & Öhler gilt seit dem Umbau als Wunde im sonst so geschlossenen Bild der Grazer Altstadt, die ja mit den roten Dächern zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Man machte beim Umbau des Kaufhauses eine Ausnahme, weil der Standort in Gefahr kam. Als Auflage galt allerdings, die metallene Dachkonstruktion in rot zu verkleiden – doch das geschah bisher noch nicht.

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Für den Ausklang – Campari Bar im Frankowitsch Stempfergasse 2-4, 8010 Graz, Montag bis Freitag 12 bis 20 Uhr, Samstag 12 bis 17

Im Delikatessengeschäft Frankowitsch haben Designerin Karasinski und Architekt Zehetner einen 60 Quadratmeter großen Raum mit einfachen Mitteln zu einem gemütlichen Raum umgebaut, in dem Barkeeper Christian Eber alle denkbaren Drinks mit Campari mixt. Zu jedem Drink gibt es leckere Antipasti – ein Konzept, das einfach zum gemütlichen Ausklang eines Erkundungs- oder Shoppingtags in Graz einlädt.

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Tipp: Altstadtrundgang (graztourismus.at)

Jänner bis Dezember 2017 | täglich 14.30 Uhr (Deutsch | Englisch)

ACHTUNG: Am 13.2. (Faschingsdienstag) findet kein Rundgang statt!

In den Monaten Jänner bis Juni und im November & Dezember werden die Führungen zweisprachig mit 1 Guide abgehalten.
Die Stadtführung findet bei jedem Wetter statt. (Am 13.2. Faschingdienstag kein Altstadt-Rundgang!) Eine Anmeldung ist in den Monaten Jänner bis März und im November und Dezember bis 13:30 unbedingt erforderlich!

Treffpunkt: Graz Tourismus Information, Herrengasse 16, 8010 Graz

Dauer: 1,5 Stunden
Preise: Erwachsene € 11,50 | ermäßigt* € 10,00 | Kinder (6 – 15 Jahre) € 7,00 | mit Graz 3-Tages Ticket € 7,50
Buchung & Information: Graz Tourismus Information, T +43/316/8075-0

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10 Kommentare

  1. Das war sehr interessant. In Graz war ich noch nie. Auch die Legenden mit dem Schloßberg und die vielen Sehenswürdigkeiten hast du gut vorgestellt. Auch die Links dazu finde ich sehr hilfreich. Vielen Dank für die „Städtetour“. Lieben Gruß, Sandra

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  2. Graz ist eine sehr schöne Stadt. Wir waren dort schon mehrmals zu kulinarischen Events, und sind jedesmal wieder begeistert, was diese Stadt alles zu bieten hat. Dein Bericht weckt schöne Erinnerungen.

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  3. Da hast du meine Heimatstadt aber ganz toll und korrekt beschrieben 🙂
    Der Zauber der Herrengasse geht übrigens auch nach 11 Jahren hier nicht verloren. Ich liebe es, durchzuschlendern und entdecke an den Fassaden der Häuser immer wieder etwas Neues!
    LG Barbara

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  4. Die Stadt sieht unglaublich romantisch aus… ich würde so gerne mal hinfahren. Dort kann man bestimmt auch wunderschöne Bilder machen! 🙂

    Liebste Grüße,
    Carmen ❤

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