Eigentlich war es mir vorher gar nicht so bewusst, wie oft man den Namen Genf in den Nachrichten hört. Das liegt nicht am schönen See, auch nur wenig an dem legendären Physikzentrum CERN. Es liegt viel mehr daran, dass hier eines der 4 Büros der Vereinten Nationen (UN) liegt. Und es ist eines der Wichtigsten – denn in den großen Konferenzräumen hier wird Geschichte geschrieben.
Palais des Nations in Genf
Der Palast des Völkerbundes hat seinen Eingang direkt gegenüber dem Red Cross Museum an der Avenue de la Paix (Buslinie 28). Hier muss der Besucher zunächst durch den Sicherheitscheck, der dem am Flughafen relativ ähnlich ist. Dann muss man sich ausweisen und bekommt einen Sicherheitsausweis, auf dem alle Infos gespeichert sind, auch ein Foto wird gemacht.
Die Führungen werden in Englisch und Französisch angeboten – Eintritt kostet 12 CHF. Sie beginnen etwa alle 1,5 Stunden. Es gibt allerdings einen großen Wartebereich mit Sitzplätzen, einem großen Souvenirshop und freiem WLAN. Aber schon auf dem Weg dorthin lohnt es sich, die Augen offen zu halten – uns ist im Park direkt ein Pfau über den Weg gelaufen. Allerdings darf man sich hier nicht frei bewegen, man sollte sich möglichst direkt ins Besucherzentrum begeben.
Wir warteten leider gleich eine ganze Stunde. Dann ging es in 3 Gruppen los, mit Mitarbeitern der UN. Unser Weg führte uns durch die langen Gänge, die durch große Fenster einen Blick auf den See, den Mont Blanc und den gigantischen Garten freigeben.
Gebaut wurde das Gebäude zwischen 1929 und 1938 und diente zunächst als Zentrum des 1946 aufgelösten Völkerbunds. 1946 wurde er von dessen Nachfolgeorganisation, der UN, übernommen und ist Sitz des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (UNHCHR) und der Weltgesundheitsorganisation WHO.
In den Konferenzräumen finden heute bis zu 8000 Treffen pro Jahr statt, darunter wird etwa derzeit hier über den Frieden in Syrien verhandelt. Und so führt uns der erste Weg auch in den historischen Konferenzraum, in dem unter den symbolträchtigen Fresken schon der eine oder andere Friedensvertrag geschlossen wurde.
Von hier geht es in den großen, modernen Plenarsaal und schließlich in den Emirates – Konferenzsaal (hat nix mit der Airline zu tun, er wurde von den Emiraten gestaltet).
Das Gelände ist einfach großartig, auch wenn man als Besucher nicht überall hingehen darf. Die Architektur wirkt sehr martialisch, passt aber in die Zeit, in der das Gebäude entstanden ist. Schon die Gänge mit den großen, hellen Fenstern sind absolut gigantisch.
Die 3 Konferenzräume sind alle ganz unterschiedlich. Vor allem im alten Raum mit den Fresken kann man förmlich fühlen, wie viele Verträge hier schon unterzeichnet wurden, die über Frieden auf dieser Erde entschieden haben.
Beeindruckend ist übrigens auch der Platz unterhalb des Gebäudes, an dem die 195 Fahnen der UN (193 + 2 Prospect) wehen. Davor steht ein Kunstwerk, ein roter Stuhl auf 3 Beinen, eines ist abgesprengt mit einem Springbrunnen – es soll an die Opfer von Landminen erinnern. Vorplatz und Park macht das Gelände noch ein bisschen beeindruckender.
Man sollte den Völkerbundpalast in Genf auf keinen Fall verpassen.
In diesem Sinne
Eure Anke