Heute darf ich euch ein ganz besonderes Museum vorstellen – im Museumsdorf Niedersulz im nördlichen Weinviertel werden alte Gebäude mit Inventar aus dem gesamten Gebiet, die nicht mehr gebraucht werden, gesammelt.

Museumsdorf Niedersulz
Geschichte
Die Geschichte des Museumsdorfs nahm in den 1970er Jahren ihren Ursprung. Die alte Schule in Niedersulz wurde geschlossen und Josef Geissler zeigte dort ab 1977 seine volkskundliche Sammlung. Diese wurde immer Größer und legt heute den Grundstein der Sammlung.

1979 erhielt Geissler dann von der Gemeinde Sulz eine etwa 5 ha große saure Wiese. Geissler rettete einen alten, vom Abbruch bedrohten Streckhof. Alte, erhaltenswerte Bauteile wie der Dachstuhl wurden weitestgehend erhalten und Stück für Stück nach Niedersulz transportiert, das Mauerwerk wurde exakt nachgebaut und das alte Gebäude so neu errichtet.
Und so kamen Stück für Stück insgesamt 75 Gebäude auf das heute 20 ha große Gelände – Kirchen, Bürgerhäuser, ein alter Pfarrhof, eine Kellergasse, ein Wirtshaus mit Greisslerei, ein lebendiger Bauernhof und seit neuestem auch eine Wagnerei. Alle sind angelegt wie um das Jahr 1900, ohne Strom und mit Originalmobiliar.


Das Besondere an Niedersulz ist, dass es im Vergleich zu anderen derartigen Freilichtmuseen als ein großes Dorf angelegt ist, mit reichlich bepflanzten Bauerngärten, Taubenschläge, Stallungen und viel Liebe zum Detail.
Eine Zeitreise ins Jahr 1900
Lässt man das moderne Eingangsgebäude hinter sich, fühlt man sich direkt in die Dorfidylle des 19. Jahrhunderts katapultiert. Als Erstes geht es in die Schule. Zwei Klassen mit insgesamt etwa 100 Kindern wurden in der Dorfschule unterrichtet. Direkt anhängig ist auch die Lehrerwohnung, die bis ins kleinste Detail wieder entstanden ist – bis hin zum Federwisch, ein Entenflügel mit Federn, mit dem man den Tisch vom Mehl befreit hat.
In der neuen Wagnerei (Eröffnung 2019) wurde die gesamte Werkstatt der Wagnerei Halmschlag in Hollabrunn abgetragen und in Niedersulz wieder aufgebaut – inklusive historischer Maschinen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert.
Etwas weiter vom Dorfplatz entfernt gibt es zahlreiche alte Bauernhöfe, in denen das Leben am Land gezeigt wird, mit Stallungen und Rauchkuchl. Der Lebende Bauernhof (unweit vom Ein- und Ausgang) beherbergt sogar ein paar der wenigen Bewohner von Niedersulz – zwei Esel, Hühner, Schweine, Gänse, Puten und Ziegen sind hier in der traditionellen Landwirtschaft untergebracht – sie dienten im Wesentlichen zur Eigenversorgung der Bewohner.



Rund um den Dorfplatz findet man dann das Zentrum mit einer Häuserzeile, unter anderem mit dem Bürgermeisterhaus mit seiner alten Einrichtung und das Wirtshaus mit anhängiger Greisslerei, in der man noch die ganz alten Waren findet – Meterwaren werden bzw. wurden hier neben Kaffee, Rosinen und Maulkörben für Kühe verkauft, eine Tafel weißt darauf hin, wann der Arzt das nächste mal ins Dorf kommt.


Wieder etwas außerhalb liegt die alte Kellergasse, in der auch eine kleine Vinothek untergebracht ist. Diese wird regelmäßig von einheimischen Winzern besetzt, so dass man hier auch die einheimischen Produkte probieren und mit nach Hause nehmen kann.

Daneben gibt es unglaublich viele dörfliche Gebäude, die man heute kaum noch kennt – eine Schmiede, eine Spinnerei, ein Altbauernhaus und viele klassische, weinviertler Bauernhöfe.
Die gesamte Anlage bis ins letzte Detail zu erkunden, wird sicherlich viele Besuche benötigen – die vielen alten Werkstätten und Stallungen haben mir das Gefühl gegeben, dass ich direkt in die Geschichten meiner Großeltern gesprungen bin, die Schiefertafeln in der Schule, die Puten, die im Hof rumlaufen – einfach großartig, ein Highlight auch für Kids.


Besonderer Tipp: In der Reihe „Alltag im Dorf – Wie war das damals“ werden immer am Wochenende einzelne Gebäude bespielt und man kann fleißig Fragen stellen. (Infos dazu hier)
Das ganze Museumsdorf Niedersulz ist wie eine Zeitreise – ein dynamisches Gebilde, wie es ein Dorf um das Jahr 1900 eben war – mit vielen Gärten, in denen die Tomaten wachsen, Apfelbäumen und Tieren – fast, als würde die Bauernfamilie gleich rauskommen, den Ochsen vor den Pflug spannen und aufs Feld gehen. Ein großartiges Erlebnis, nicht nur für Kids, sondern für alle, die dem hektischen Großstadtalltag aus Wien mal entfliehen wollen.
Infos
Öffnungszeiten 2019
15. April bis 1. November
täglich von 9:30 Uhr bis 18:00 Uhr
(letzter Einlass: 17:00 Uhr)
Ab 15. Oktober bis 17:00 Uhr geöffnet
(letzter Einlass: 16:00 Uhr)

Eintrittspreise 2019
Erwachsene: 12 €
Kinder bis 18 Jahre: freier Eintritt
Lehrlinge, Studenten, Grundwehr- und Zivildiener: 7,50 €
Senioren: 10 €
Saisonkarte 2019: 29 €
Einmaliger freier Eintritt mit der NÖ Card
(gilt nicht für Gruppenbuchungen)
10 € Eintritt pro Familie (Kinder bis 18 Jahre unbegrenzt, max. 2 Erwachsene)
Diese Ermäßigung ist nur in Verbindung mit einem NÖ-Familienpass gültig. Ausgenommen Veranstaltungen, nicht mit anderen Aktionen kombinierbar, nicht in bar ablösbar.

Hunde sind generell an der Leine erlaubt – nur auf dem Lebenden Bauernhof sind sie verboten.
Das Gelände ist größtenteils kinderwagengeeignet, viele Hauseingänge sind natürlich mit Eingangsstufen. 100% barrierefrei ist die Anlage also nicht – aber mit Hilfe sollte es kein großes Problem sein.



Ah, vielen Dank, das schaut sehr interessant aus !
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