Es ist nun schon beinahe 20 Jahre her, als der Orkan Lothar Süddeutschland und die umliegenden Regionen heimsuchte – ausgerechnet am 2. Weihnachtsfeiertag 1999 legte er mit Windspitzen von bis zu 272 km/h ganze Waldgebiete nieder. Es starben 110 Menschen während des Sturms und bei den Aufräumarbeiten und Schätzungen einer Versicherung betrug der Schaden 6 Milliarden US$.
Seine Spuren sind längst beiseite geräumt. Doch in einem Waldstück zwischen Schliffkopf und Alexanderschanze an der Schwarzwaldhochstraße wurde es der Natur überlassen, die Schäden des Orkans zu überwinden. Und so kann man sich bis heute auf seine Spuren begeben.

Lotharpfad
Im Schwarzwald vernichtete Lothar innerhalb von nur 2 Stunden 30 Millionen Kubikmeter Holz. Das war vorallem dem geschuldet, dass in der Region Brachflächen hauptsächlich mit Fichten aufgeforstet wurden, die im dortigen Buntsandstein nicht tief wurzeln konnten und daher von den heftigen Winden einfach umgeknickt wurden.
Damals machte man ein 10 Hektar großes Waldstück an der B500 (Schwarzwaldhochstraße) zum Bannwald um die Regeneration der Natur hier längerfristig beobachten zu können. 2003 legte man dort mit Mitteln der Europäischen Union den 800 m langen Lotharpfad an. Besucher können hier auf einem vom Parkplatz an der B500 ausgehenden Rundweg, über Stege, Treppen und Brücken, unmittelbar erleben, wie viel die Natur in den 19 Jahren nach Lothar schon zurückerobern konnte.

Seit 2014 gehört der Lotharpfad ins Zuständigkeitsgebiet des Nationalpark Schwarzwald, der ihn betreut und auch für die Instandhaltung zuständig ist. Unweit des Lotharpfads, am Ruhestein, liegt das Nationalparkzentrum, von dem aus im Sommer auch geführte Touren am Lotharpfad angeboten werden.
Und so wandert man zwischen jungen Tannen, immer wieder steigt man über das tote, moosbewachsene Holz, das der Sturm damals umgeworfen hat.
Highlight ist eine Aussichtsplattform direkt am Steg, bei der man die Vogesen, Straßburg, Oppenau und bei guter Fernsicht auch den Kaiserstuhl, den Feldberg und die Alpen sehen kann. Wie ihr auf den Bildern seht: wir hatten da eher wenig Glück, die Fernsicht reichte gerade einmal 20 m.

Was mir ein bisschen zum „Lehrpfad“ gefehlt hat, sind Infotafeln, die z.B. den Wald in verschiedenen Phasen zeigen – etwa vor dem Sturm, kurz danach und 5 Jahre danach. Insgesamt ist es aber ein extrem netter Spaziergang durch den Wald, der gut zeigt, zu wie viel Selbstregeneration die Natur fähig ist. Man sollte allerdings vorher schon etwas mit dem Begriff Lothar in Verbindung mit dem Schwarzwald anfangen können.
Der Lotharpfad ist gut zu laufen – aufgrund der vielen Treppen ist er aber für Kinderwagen und Rollstuhl eher ungeeignet. Bei Regenwetter können die Holzpfade etwas rutschig werden. Hunde sind (an der Leine) überhaupt kein Problem, wir hatten einen dabei!
