5000 km Afrika – Autofahren mal anders
Was hatte ich ein grummeln im Magen – unterwegs in Afrika, 5000 km durch Namibia, Botswana und Zimbabwe. Und das mit dem dicken Toyota Hilux – und das, obwohl ich bisher immer nur Corsa gefahren bin und selbst da eine gewisse Einparkschwäche gezeigt habe. Und dann auch noch im Linksverkehr.
Und jetzt, wo schon fast alles hinter mir liegt, frage ich mich, wo denn das Problem ist…
Unser Auto
Unser Auto, ein geräumiger Toyota Hilux entwickelte sich als beste Wahl – denn die Straßenverhältnisse sind dann doch sehr abenteuerlich, besonders bei vielen Lodges sind die Zufahrtswege tiefe Sandpisten. Ohne „4 Wheel Drive“ geht da eher wenig. Auch die Federung ist auf den teils sehr ruppigen Schotterpisten wirklich Gold wert.
Meine ersten Kilometer
Gleich von Beginn an war beschlossen, dass mein Mann und ich uns das Fahren teilen. Und so war ich erst im Sesriem dran. Das ist ein Nationalpark im Namib-Naukluft-Gebirge, südlich von Windhoek. Ich hatte nach dem Vortag (es ging über 300 km Schotterpisten) gehörig die Hosen voll. Und dann schaute ich mir die Route an und sah, dass auch eine Strecke dabei sein sollte, wo nur Off-Road-Fahrzeuge zugelassen sind – Huch…
Die ersten Kilometer waren dann erstaunlich bequem, denn es ging erstmalig wieder über eine Teerstraße – doch dann ab in den Spaßpark. Und natürlich kam es, wie es kommen musste… Keine 50 Meter vom Parkplatz entfernt sah ich ein steckengebliebenes Fahrzeug. Ich dachte noch, das kann ich besser, dann ein leichtes Kratzen und schon steckt die Anke im Sand. Glück im Unglück, denn gleich kam mir ein erfahrerener Safariguide zu Hilfe – Paddy von Black Pot Safari aus Südafrika. Er kam mit der Winde, schnell war das Problem beseitigt, das Auto war wieder aus dem Sand und das Abenteuer konnte weitergehen.
Meine Regeln für das „Off Road“ Fahren:
- man sollte sich vorher mit Fahrzeugtechnik ein wenig auseinandersetzen (wie bekomme ich den 4-Rad-Antrieb, was tue ich, wenn ich im Sand stecke etc.?). Die zweite Frage habe ich gut lösen können – Aussteigen und hilflos gucken habe ich nun in Perfektion drauf – aber nicht überall kommen so viele hilfsbereite Südafrikaner vorbei wie im Sesriem.
- man sollte eine Schaufel dabei haben, so geht das Ausgraben wesentlich leichter. Ich hatte dankenswerterweise gleich mindestens 10 südafrikanische Helfer, aber auch das klappt nicht immer.
- wenn die Straße so aussieht, dass man Angst bekommt, sollte man lieber die Finger davon lassen. Auch das klappt nicht immer, denn wir hatten unsere Lodges vorgebucht und die Zufahrtswege sind zum Teil unerwartet abenteuerlich – aber irgendwo muss man ja schlafen.
- immer genügend Wasser im Auto haben – aber das ist bei Fahren in Namibia und Botswana sowieso oberstes Gebot – denn wer ohne Reifenpanne durchkommt, der hat schon Glück gehabt.
Man gewöhnt sich dran
In Namibia sind nur etwa 20% der Straßen mit Teer belegt. Die sind in erstaunlich gutem Zustand, so dass man die 120 km/h, die erlaubt sind, auch ohne Probleme. In Botswana sind zwar mehr Straßen geteert, die sind aber in schlechterem Zustand. Dort muss man immer ein Auge 100 m weiter haben, denn die Schlaglöcher kommen doch zum Teil sehr plötzlich. Denen kann man dann nur ausweichen, aber glücklicherweise ist der Verkehr selten dicht, daher ist das unproblematisch.
Aber nicht nur die Schlaglöcher machen einem Probleme, sondern auch an die Querrillen sind zum Teil tiefer als man denken mag. Motorradfahrer fahren deshalb auch größtenteils im Stehen. Die entstehen durch die Stoßdämpfer der Autos, die das Auto in eine Schwingung versetzen und durch die unterschiedliche Belastung des Schotters entstehen die regelmäßigen Querrillen. Gegen die kann man leider nichts machen.
An die sogenannten Gravel Roads werde ich mich dagegen nie gewöhnen. So gibt es zum Beispiel in die Küstenstadt Swakopmund nur Schotterpisten, teils 200 km lang fährt man durch nichts als Wüste und bekommt die allseitsbeliebte African Massage (so nannten es unsere Safari-Fahrer).
Nördlich des Etoscha-Parks wird es dann wesentlich besser mit den Hauptstraßen – trotzdem kann man immer noch in sehr abenteuerliche Situationen kommen, etwa wenn man etwas abseits der Hauptstraßen gelegene Lodges bucht – da gibt es dann schonmal ordentliche Sandpisten.
Staub
Wer viel wert auf saubere Koffer legt, sollte sich unbedingt eine Decke mitnehmen, denn beim Hilux kommt hinten sehr viel Staub auf die Ladefläche. Man sollte auch schauen, dass man nicht allzu dicht hinter dem Vordermann herfahren, da man auf den Schotterpisten häufig plötzlich bremsen muss. Wenn man nicht vorbeikommt (überholen ist häufig waghalsig) sollte man daher lieber immer mal wieder eine kleine Pause einschieben.
Somewhere over the Border
Wir kamen über den Caprivi-Streifen und den Ngoma Border Post von Namibia nach Botswana. Dazu muss man zwei Grenzposten überqueren. Auf Namibischer Seite füllt man seinen Ausreisezettel aus. Der Fahrer muss sich zudem an der Schranke registrieren – mit Pass und Papieren muss er in ein kleines Häuschen. Wichtig ist dabei, dass man sich von der Autovermietung eine Ausfuhrgenehmigung geben lässt, in der Dinge wie Motornummer und Chassis-Nummer eingetragen sind, denn für die Nummern hätte ich mir sonst einen Wolf gesucht. Wir bekamen sie erst verspätet per Email zugesendet – direkt dran denken erspart einem viel Streß.
Die Fahrt geht dann weiter über die Ngoma-Brücke zum Botswanischen Grenzposten. Vorher muss man zudem eine Desinfektionswanne passieren, die die Maul-und-Klauenseuche aus Botswana fernhalten soll. Was das Thema angeht, hat Botswana eine große Infrastruktur aufgebaut – wenn man von einem Regierungsbezirk in den nächsten fährt, muss man durch eine Wanne und zudem jedes Paar Schuhe in einer Wanne desinfizieren. Es ist daher insgesamt ratsam, die Schuhe in Botswana alle außerhalb des Koffers aufzubewahren, das spart Zeit und Wühlen in der Dreckwäsche. Auch tierische Produkte dürfen nicht über diese Grenzen gebracht werden. Bananen kann man schnell noch essen, er erlegte Elefant muss aber dann zurückbleiben.
Am Border Post an sich muss man dann den Pass vorzeigen und die Einreiseformalitäten erledigen – ein Visum braucht man nicht. Zudem muss man noch die Gebühr zahlen. 150 Pula wurden fällig für eine Versicherung und eine Straßennutzungsgebühr, die dann für die Ausreise auch noch mal gezahlt werden müssen.
Eigentlich ist das ganze weniger wild, nur ein bisschen chaotisch. Man hat ein kleines, völlig überfülltes Häuschen, in dem 20 Afrikaner in einer Schlange drängeln und sich laut unterhalten und man selbst fühlt sich plötzlich ganz klein, weil man nicht so genau weiß, wo man hin muss und was man machen muss. Aber man bekommt den Weg gewiesen, also alles halb so wild.
Tierbegegnungen
Tierbegegnungen erwarten einen auch außerhalb der Nationalparks – besonders häufig am Caprivi-Streifen und in Botswana (in der Wüste fühlen sich die Ziegen nicht so wohl). Dabei sind es nicht die Elefanten oder die Strauße, sondern meist Kühe, Esel oder Ziegen, die gerne mal einfach überall grasen. Beste Fahrzeit ist daher mittags, da wollen die Viecher nicht unbedingt über die Straße sondern sie entspannen irgendwo im Schatten. Trotzdem muss man immer auf der Hut bleiben – auch wenn keine Warnschilder stehen.
- Ziegen schaffen es oft noch rechtzeitig über die Straße, auch wenn sie manchmal etwas panisch sind – die kleinen Zicklein können die Geschwindigkeit nicht so einschätzen, Bremsen ist angesagt. Besonders aufmerksam muss man sein, wenn ein Teil der Herde auf der einen, der andere Teil auf der anderen Straßenseite ist.
- Bei Eseln muss man besonders aufpassen, die bleiben auch ganz gerne mal auf der Straße einfach stehen.
- Kühe sind eher langsam, aber zielstrebig.
- Bei Straußen und Zebras muss man sich wenig Gedanken machen, die fliehen oft von der Straße weg.
- Warzenschweine lassen sich meist nicht stören, auch wenn man direkt daneben parkt, die interessieren sich gar nicht weiter.
- Bei Elefanten ist besondere Vorsicht geboten – die wollen ihren Weg gehen, egal was kommt. Oft sind sie aber besonders nervös und sind dabei manchmal auch überraschend schnell.
- Antilopen aller Art lassen sich eher selten direkt auf der Straße blicken.
- Bei Pavianen muss man besonders aufpassen, da sie meist in großen Familienverbänden unterwegs sind und noch dazu sind sie nicht besonders schnell, sie ignorieren aber Autos.
Insgesamt macht Autofahren in Namibia und Botswana schon richtig Spaß, aber nur dann, wenn man ein gutes Auto hat – mit einem Smart wollte ich solche Strecken nicht fahren. Mit unserem treuen Toyota Hilux hatten wir aber da genau die richtige Wahl getroffen – wie übrigens sehr viele andere Reisende in beiden Ländern.
In diesem Sinne
Eure Anke