Manchmal kommt man auf Reisen auch an Orte, die man als Urlaubsziel gar nicht wirklich auf dem Schirm hatte, die einen aber trotzdem gleich mit einem gewissen Charme überzeugen. So ging es mir mit einem kleinen Ort, der nur 6 km von Bled entfernt im Regierungsbezirk Gorenjska (Oberkrain) liegt.
Die Altstadt von Radovljica
Klein und beschaulich geht es in der kleinen Hauptstadt von Gorenjska zu. Im Stadtkern rund um die Linhartov trg sind die meisten Häuser noch aus dem späten Mittelalter erhaltengeblieben. Die Geschichte der Stadt begann im 13. Jahrhundert, als sie am Knotenpunkt mehrerer Handelsrouten lag und somit zu wirtschaftlichem Reichtum kam.
Im 16. Jahrhundert bekam die Stadt eine Doppelte Mauer und insgesamt 16 Wehrtürme. Aus dieser Zeit stammt auch das wohl am besten noch erhaltene Haus aus dem 16. Jahrhundert, das Sivec-Haus, das im Erdgeschoss eine Galerie und im oberen Stockwerk hat sich noch das mittelalterliche Wohnzimmer erhalten.
Am Ende der Altstadt findet man die gotische Hallenkirche des hl. Petrus.
Honig im mittelalterlichen Schloss Thurn
Das mittelalterliche Schloss der Herren von Thurn liegt direkt im Stadtkern. Es wurde nach einem Erdbeben von 1511 gründlich renoviert. Als es im 17. Jahrhundert an die Thurner fiel, wurde es zusätzlich vergrößert und erweitert.
Im Schloss befindet sich zudem ein Gedenkzimmer an den wohl berühmtesten Sohn der Stadt. Anton Tomaz Linhart erlangte Ruhm als Dramatiker und Historiker – nach ihm wurde auch der Platz in der Innenstadt benannt. Im Zimmer kann man sein Lebenswerk besichtigen.
Im Schloss ist dem Oberkrainer Anton Janscha ein kleines Museum gewidmet. Der wurde in Bresniza geboren und stieg mit seinen Techniken der Imkerei sogar an den Hof von Maria Theresia auf, wo er Hofimkermeister wurde. Er entwickelte den Krainer Bauernstock mit seinen bekannten bemalten Stirnbrettern.
Traditionelle Lebkuchen in der Gostilna Lectar
Im Zentrum der Stadt liegt das kleine Gasthaus Lectar. Im Keller gibt es eine traditionelle Lebkuchenbäckerei (Lectarija), in der man den Bäckerinnen beim Backen zuschauen kann. Die Lebkuchen werden traditionell in Herzform gebacken, nachdem der Teig 10 Tage geruht hat. Die fertigen Herzen werden 2 Tage getrocknet, bevor sie mit roter Lebensmittelfarbe eingefärbt und verziert werden. Der Vorteil des Trocknens: Die Kunstwerke sind zwar nicht mehr essbar, dafür halten sie aber über Jahrzehnte.
Die Lebkuchen können auch nach Wunsch dekoriert werden. In einem kleinen Workshop zeigten uns die Ladys, wie man sie mit Lebensmittelfarbe und Zuckerblumen dekorieren kann. Im Anschluss müssen die Herzen 3 Stunden trocknen.
Eine traditionelle Dekoform sind übrigens kleine Spiegel, die Herzen bekamen die Damen von den Männern geschenkt. Wenn die Dame in den Spiegel schaut, sieht sie sich im Herzen des Mannes – isst sie das Herz jedoch auf, ist es kein gutes Zeichen für die Beziehung.
Zu Besuch bei einer Ikone der Volksmusik – Das Oberkrainermuseum in Begunje
Das kleine Dorf Begunje an den Ausläufern des Gebirges ist zunächst einmal relativ unauffällig. Am Ortseingang gibt es eine große Fabrik, die viele Bewohner des Ortes anstellt. Sie gehört der berühmten Skifirma Elan, die von vielen beliebten Wintersportstars genutzt wird.
Doch gerade im Sommer wird der Ort zum Anziehungspunkt der Volksmusikfans. Denn von einer Gaststätte im Zentrum starteten die Musiker Musiker Slavko Avsenik und dessen Bruder Vilko Ovsenik ihre Karriere – besser bekannt als die Original Oberkrainer. In einem kleinen Museum, das an die Gaststätte Avsernik anschließt, wird das Leben der Musiker gezeigt – im Sommer alle 2 Jahre finden die Oberkrainer-Festspiele statt und ein echtes Highlight ist, wenn Slavkos Enkel Saso mit seinen Oberkrainern auftritt – größtenteils mit den Songs seines Großvaters.
Uroš Štefelin – Speisen beim Starkoch in der Vila Podvin
Uroš Štefelin ist einer der bekanntesten TV-Köche in Slowenien. Mit seiner Vila Podvin in Mošnje hat er sich sein erstes Restaurant in den ehemaligen Stallungen der Burg Podvin aufgebaut. Er bietet neben der gehobenen Gourmetküche auch bodenständig-slowenische Menüs. So wird hier auch ausschließlich mit lokalen Produzenten und Inhaltsstoffen gearbeitet.
Der Chefkoch selbst ist bodenständig und auch schonmal abends in der Dorfkneipe zu sehen, in der er mit den lokalen Bauern Bier trinkt und neue Lieferverträge aushandelt.
Wunderschöne Gegend! Hier fühlt man sich gleich wie zu Hause! GH Avsenik und die Oberkrainer sind meine Leidenschaft! Die Gastronomie in Radolca muss ich noch besser kennenlernen!
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