Österreich blickt auf eine lange Geschichte zurück. Und damit besonders eng verbunden sind die Habsburgerkaiser. In mehr als 600 Jahren Familiengeschichte haben die Kaiser vor allem eines gesammelt – Schlösser. Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, ein besonders verstecktes Schloss zu erkunden, das vor allem in den letzten Zügen der Monarchie eine Rolle spielte als letzter Zufluchtsort von Kaiser Karl I. auf österreichischem Boden.
Schloss Eckartsau
Das Schloss liegt etwas versteckt im Marchfeld, mit dem Auto etwa eine Stunde von Wien entfernt. Das lässt auch schon auf seine grundlegende Verwendung schließen, es diente als Jagdschloss im wildreichen Augebiet. Doch zunächst wurde hier eine vierseitige Wasserburg um 1175 erwähnt – sie war in Besitz der Herren vom Rötelstein, die sie an das Stift Klosterneuburg übergab. Sie kam in den Besitz der Herren von Eckartsau, die unter anderem als Raubritter bekannt waren.
Wie so viele Schlösser, kam auch Schloss Eckartsau zur Zeit Maria Theresias in den Besitz der Habsburger. Doch nach ihrem Tod verfiel es zusehends. Erst Erzherzog Franz Ferdinand (der später als Thronfolger in Sarajewo erschossen wurde, was als Auslöser des Ersten Weltkrieges gilt) ließ es Ende des 19. Jahrhunderts sanieren und er nutzte es ausgiebig als Jagdschloss.
Des öfteren kam auch der Deutsche Kaiser Wilhelm II. zu Besuch, angeblich mehrmals im Jahr. Er bekam sogar sein eigenes Zimmer mit Badezimmer eingerichtet. Zahlreiche Jagdtrophäen dekorieren bis heute die Wände im Schloss und in der Bibliothek. Außerdem wurde in Eckartsau eine der ersten Zentralheizungen installiert.

Wieder von Bedeutung war das Schloss nach dem Ende der Monarchie. Nachdem Schönbrunn in Staatsbesitz überging, übersiedelte Kaiser Karl I. nach seinem Regierungsverzicht im November 1918 mit seiner Familie nach Eckartsau auf den Privatbesitz der Habsburger. Er weigerte sich, sowohl in Ungarn als auch in Österreich auf die Krone zu verzichten, weshalb er im März 1919 mit der Familie ins Exil gehen musste, zunächst in die Schweiz, später nach Madeira, wo er an der spanischen Grippe starb.
Heute ist das Schloss in Verwaltung der Bundesforste.
Die Führung führt durch die prunkvollen Räume der kaiserlichen Familie. Dabei werden auch einige Skurilitäten gezeigt, etwa die Wärmflasche von Wilhelm II. oder das Toilettennäpfchen der feineren Frauen von damals. In der Bibliothek ist auch der Weihnachtsbaum aufgebaut, unter dem Karl I. mit seiner Familie das letzte Weihnachten auf österreichischem Boden verbrachte. Vieles musste nach den Plünderungen des Zweiten Weltkrieges rekonstruiert werden. Dennoch geben die Räume mit ihren prunkvollen Tapeten und Kronleuchtern, ihren Möbeln und winzigen Details einen spannenden Eindruck ins Leben der kaiserlichen Familie.
Im Dachgeschoss befanden sich die Gemächer der Bediensteten, zum Teil lebten 21 Menschen in einem Raum. Etwas creapy wird es dann auf dem Dachboden, wo es einen riesigen Haufen Geweihe zu sehen gibt, die keinen Platz mehr an den Wänden gefunden haben.
Dazu gibt es auch spannende Informationen über den Luxus, den man sich damals leistete, etwa die Funktion von Gefrierfächern, Bedienstetenklingeln oder man geht auch zum zentral beheizbaren Ofen, der das ganze Schloss beheizte.
Info
Achtung – das Schloss ist vom 2. November bis 1. April geschlossen!
Schlosspark:
ganzjährig geöffnet
Eintritt frei!
Information, Shop, Schloss Café:
01. April bis 01. November, täglich 10:00 – 17:00
Nationalpark-Ausstellung W|LD°WECHSEL:
01. April bis 01. November, täglich 10:00 – 17:00
Eintritt frei!
Schlossführung „Kaiser ohne Krone“
01. April bis 01. November, täglich 11:00, 14:00, 16:00
Erwachsene: € 10,50 Senioren/Studenten: € 9,50
Kinder (bis 18 J.): € 6,00
tolle Einblicke! ich liebe ja solche prunkreichen Decken und Kronleichter, könnte meine Augen davon nicht abwenden!
liebste Grüße auch,
❤ Tina http://www.liebewasist.com
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Danke für den Einblick in das prunkvolle Ambiente. Wir sind meistens draußen unterwegs, darum freuen wir uns immer mal indirekt nach Indoor mitgenommen zu werden.
Viele Grüße Silke
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