Dass Wien auf ein römisches Legionslager zurückgeht, dürfte vielen bekannt sein. Größtenteils auf dem Gebiet des heutigen Ersten Bezirks befand sich eine große, römische Festungsstadt. Spuren davon findet man heute hauptsächlich in der Benennung von Straßen oder aber an der Ausgrabungsstätte am Michaelerplatz.
Da das Gebiet an der Donau zwischen Klosterneuburg und Hainburg besonders gefährdet war gegenüber einfallenden Barbaren, musste hier der Limes besonders stark abgesichert werden. Eine wesentlich größere Ansiedlung von Römern befand sich daher im Gebiet der heute eher verschlafen wirkenden Gemeinden Carnuntum und Bad Deutsch Altenburg. Und gerade diese römische Siedlung wurde zum Anlaufpunkt für Exkursionen und Angriffe in das Feindesland nördlich der Donau und machte Carnuntum neben Rom zu einem der wichtigsten Orte des damaligen Reichs. Gleich mehrmals hielt sich der amtierende Kaiser hier auf – Marcus Aurelius sogar gleich mehrere Jahre. Es entstand neben dem großen Legionslager mit Auxiliarcastell eine blühende Zivilstadt mit bis zu 60000 Einwohnern.
Römerstadt Carnuntum Hauptstraße 1 A – 2404 Petronell Carnuntum – geöffnet tägl. 9-17 Uhr – Eintritt Erwachsene 11€, ermäßigt 9€, Kinder unter 11 Jahren frei
In Carnuntum kann man sich wahrlich auf eine Zeitreise begeben. Hier befinden wir uns am südöstlichen Ende der Zivilstadt, unmittelbar hinter der alten Stadtmauer. Sehr aufwendig wurden hier 4 Häuser an ihrem Originalstandort wieder aufgebaut und mittels experimenteller Archäologie auch in den Innenräumen originalgetreu ausgestattet. Bei der Rekonstruktion wurden größtenteils historische Werkzeuge genutzt, bei der Herstellung der Ziegel wurde etwa ein eigens nach historischem Vorbild gebauter Brennofen genutzt.
Unter den Häusern befindet sich eine Stadtvilla (Villa Urbana) und sogar eine römische Therme. Die Rekonstruktion des Domus quarta beinhaltet sogar das einzig im Original erhaltene römische Fussbodenmosaik von Carnuntum.
Für Kindergruppen (ab 8 Kids) werden hier übrigens extra Programme angeboten mit römischem Einkleiden und Münzprägen.


Heidentor und Arena in Carnuntum beim Parkplatz der Römerstadt – frei zugänglich
Wenige Meter vom Parkplatz entfernt befindet sich die gut erhaltene römische Arena der Zivilstadt. Hier wurde dem Volk Brot und Spiele geboten. Erst vor wenigen Jahren wurde hier von Archäologen mittels aufwendiger Bodenradarmessungen eine Gladiatorenschule (ludus) entdeckt, die in ihrer Größe nur mit der Gladiatorenschule des Kolosseum vergleichbar ist. Die Tribünen der Arena fassten einst 13000 Besucher. Eine weitere, kleinere Arena befindet sich bei der Militärstadt in Bad Deutsch-Altenburg.
Etwa 500 Meter weiter ist das wohl am besten erhaltene Monument Carnuntums. Im Feld an einer Durchgangsstraße befindet sich das mächtige Heidentor, das einst aus 4 Durchgängen mit einem mächtigen Figurensockel in der Mitte bestand. Wozu genau es diente, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden – aufgrund der gehinderten Durchfahrt durch den Sockel in der Mitte wird es aber meist als Triumphalmonument gedeutet.
Römermuseum Carnuntinum Badgasse 40, 2405 Bad Deutsch-Altenburg – geöffnet tägl. 9-17 Uhr – Kombiticket mit der Römerstadt
Das Museum Carnuntinum befindet sich auf dem Gebiet des ehemaligen Legionslagers Carnuntum. In einer eigens rekonstruierten römischen Landvilla werden die wertvollsten der rund 2 Millionen archäologischen Fundstücke gezeigt. Dazu gibt es regelmäßige Sonderausstellungen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten.
Man findet hier alte Schriften, Tongefäße, alten Schmuck – alles, was man aus dem Leben der Menschen in Militär- und Zivilstadt so entdecken kann.
Als Tipp – der Archäologiepark, die Arenen und das Museum Carnuntinum lassen sich toll mit einer Wanderung entlang der Donau verbinden. Zurück geht es dann über die Felder. Zudem wird eine „Natur- und Römer-Radroute“ ausgeschildert, alle Stationen lassen sich also auch bequem mit dem Fahrrad erreichen.
Römermuseum Vindobona Hoher Markt 3, 1010 Wien – geöffnet Di – So 9-18 Uhr – Eintritt 7€, Ermäßigt 5€, unter 19 Jahre frei – Tipp: Jeden Ersten Sonntag im Monat bietet das Wien Museum an allen Standorten freien Eintritt
Die Spuren des anderen oberpannonischen Legionslagers, Vindobona, liegen heute etwas tiefer und sind daher schwerer zu entdecken. Auch wenn beispielsweise viele Straßen im Ersten Bezirk noch heute auf das Legionslager hinweisen, die tatsächlichen Fundamente liegen eher auf Kellerniveau.
Auf dieses Niveau kann man im Römermuseum am Hohen Markt steigen. Hier wurden 1948 bei Kanalarbeiten die Überreste der Tribunenhäuser entdeckt. Doch nicht nur zu dieser Ausgrabungsstätte kann man entlang der bis zu 8m hohen Präsentationswand hinabsteigen. Die anschauliche Ausstellung bietet um einiges mehr – sie zeigt etwa Kleinfunde wie römisches Kinderspielzeug, römische Kanaldeckel oder Bronzefiguren. Die gesamte, abwechslungsreiche Ausstellung zeigt kindgerecht, wie die damals etwa 6000 Soldaten in Vindobona lebten, wie eine Taverne aussah oder wie man sich unterhielt, wenn keine Barbaren im Anmarsch waren.


Ich finde es immer so beeindruckend was alte Kulturen geschaffen haben. Ob Römer, Ägypter, Inka. Wobei mich die Mayas am meisten beeindruckt haben. Super interessant dein Beitrag. Danke!
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Nur rein aus Geschichtsbüchern kann ich mir das vergangene Leben meist nicht vorstellen. Rekonstruierte Häuser, Tore und Ausgrabungsstücke helfen meinem geschichtsmüden Hirn da immer ganz gut. Ich kann mir gut vorstellen, dass man, wenn man vorm Heidentor steht und die Geschichte dazu nachliest, sich vorstellen kann, wie das damals so war. Sicher einen Besuch wert!
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Das ist ja echt interessant, davon hatte ich bisher noch nichts gehört. Bei unserem nächsten Wien Besuch müssen wir das unbedingt mit einplanen, denn es sieht aus als wäre es ein sehr anschauliches Museum und das ist mir immer am allerliebsten.
Viele Grüße
Victoria
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Wow so viele Römerspuren in Wien! Wie cool wusste ich gar nicht, habe ich heute wieder was gelernt 🙂
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