Jordanien – Ein Winterroadtrip

Jordanien ist ja zunächst einmal ein eher außergewöhnliches Reiseziel. Wir machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Reiseziel für den Winter 2017. Die Strategie war mal wieder ganz einfach: wir suchten nach möglichst günstigen Flügen und landeten bei Eilat. Das liegt zwar im Süden von Israel am Roten Meer – aber nach Aqaba in Jordanien war es nicht weit. Und Petra in Jordanien gehört ja zu den absoluten Traum-Reisezielen – nicht nur für Kulturinteressierte.

Und so bauten wir rund um die 3 Nächte in Petra einen Roadtrip.

Visa und Einreise

Die Einreise von Israel aus über Land ist gar nicht so einfach. Am Flughafen von Amman bekommt man zwar direkt ein Visum ausgestellt, kommt man – wie wir – über den Übergang Izak Rabin, ist das nicht ganz einfach. Mit dem Auto kann man ihn nicht passieren. Wir buchten direkt einen Transfer vom Flughafen zum Grenzübergang. Von dort hieß es, zu Fuss weitergehen. Was wir nicht wussten – auf Israelischer Seite muss man 10 NIS Ausreisegebühr zahlen. Das ging dann glücklicherweise mit VISA-Karte, sonst hätten wir nämlich erst wieder zurück nach Eilat gemusst. Gebühren auf jordanischer Seite müssen bar gezahlt werden.

Das Visum müssen Deutsche und Österreicher vorab haben. Bleibt man mehr wie 3 Tage, gilt der Jordan Pass direkt als Visum. Das haben wir allerdings erst auf dem Jordanischen Konsulat erfahren, auf den Seiten des Jordan Pass hieß es nur, dass die Visagebühren erlassen werden. Weitere Unterlagen sind also nicht nötig für die Einreise – UND auch die Ausreisesteuer von 10 JD wird erlassen – Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man mehr wie 3 Nächte in Jordanien bleibt (was man ja anhand der Stempel im Pass nachweisen kann).

Aqaba (1 Übernachtung)

Wir kamen relativ spät in unserem Hotel in Aqaba an. Die Stadt ist als Taucherparadies bekannt – bei rund 15 Grad hatten wir dafür allerdings keine Bedürfnisse. Es gibt ein Aquarium, ein altes Fort und ein historisches Museum – leider war alles geschlossen. Einzig spannend war die mehr als 120 qm große Fahne über dem Hafen von Aqaba, die ist eben wesentlich größer als unsere Wohnung. Ansonsten empfand ich Aqaba als wenig spannend.

Wir übernahmen hier unser Auto von Europcar, ein Peugeot 208, mit dem wir auf den jordanischen Straßen auch sehr gut auskamen.

Kerak, Madaba, Wüstenschlösser und Mt. Nebo (2 Übernachtungen)

Von Madaba aus fuhren wir zunächst über den Desert Highway nach Kerak. Wir wussten bereits, dass es 2 Wochen vor unserem Besuch in der Kreuzfahrerburg einen Anschlag gab, bei dem viele einheimische Polizisten und eine kanadische Touristin erschossen wurden. Entsprechend geladen war die Atmosphäre, die Burg war noch gesperrt, aber die Restaurantbesitzer waren dankbar, schließlich waren wir mit die ersten Touristen, die nach Kerak zurückkamen.

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Von hier fuhren wir weiter über den Kings Highway durch das extrem malerische Wadi Mujib Tal. Die Strecke ist sehr kurvig, aber gerade zu Sonnenuntergang gibt es im rötlichen Gestein ein grandioses Lichtspiel.

Unser Nachtquartier bezogen wir in Madaba, etwas südlich von Amman. Weiter Nördlich zu fahren hatten wir leider nicht auf dem Plan – dafür war schlicht zu wenig Zeit.

Am nächsten Tag ging es zu den legendären Wüstenschlössern, die sehr eindrucksvoll an der langen Straße in Richtung Irak liegen. Ein bisschen mulmig ist es einem schon im Bauch, wenn die Kilometerzahlen in Richtung Irak Border langsam sinken. Allerdings ist der Übergang ohnehin aufgrund der Kriegswirren gesperrt und man fährt auch teils durch ein militärisches Sperrgebiet.

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Wüstenschlösser sind zum Teil mehr als 1300 Jahre alte Gebäude mitten in der Wüste, die perfekt erhalten geblieben sind. Wir besuchten 3 davon, wobei das Qasr Amra für mich ein absolutes Highlight war. Das war einst eine Art Ferienhaus eines Umayyaden-Prinzen. Charakteristisch sind hier die super erhaltenen Fresken – Besonders sind die menschlichen Darstellungen, die später im Islam verboten wurden. Das zweite Schloss war Stützpunkt von Lawrence von Arabien in Azraq. Das Schloss ist mehr mittelalterlich geprägt. Auf dem Rückweg besichtigten wir noch das Qasr Kharana, eine ehemalige Karawanserei, die man sogar in zwei Stockwerken erkunden kann.

Zurück in Madaba entschieden wir uns noch zu einem Besuch eines Biblischen Ortes. Am Mount Nebo erblickte Moses erstmals das gelobte Land, das er niemals erreichen sollte. Beim dortigen Franziskanerkloster kann man dann einen ersten, eindrucksvollen Blick auf das Jordantal und das Tote Meer werfen. In der dortigen Kirche kann man zudem uralte Mosaike bewundern.

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Jordan-Tal und Petra (3 Übernachtungen)

Am nächsten Morgen führte der Weg wieder über den Mount Nebo hinweg, diesmal aber runter ins Tal. 2 Stationen waren für den Tag geplant. Zuerst fuhren wir zum Taufzentrum. An dieser Stelle wirkte der biblische Johannes der Täufer und somit war hier, mitten im Sperrgebiet zwischen Israel und Jordanien, der Ort der Taufe Jesu.

Die Touren dort beginnen alle 30 Minuten – etwa 7 km vom eigentlichen Ort entfernt. Da Jordanien und Israel noch nicht lange Frieden geschlossen haben, liegt das eigentliche Kloster immernoch im Sperrgebiet, in dem man sich nicht alleine bewegen darf. So fährt man mit dem Bus zum eigentlichen Ort und geht dann mit einem Guide bis an den Jordan heran. Auf der anderen Seite ist dann schon Israel. Und hier ist ein echtes Pilgerzentrum, in dem Menschen in langen, weißen Gewändern zum Jordan kommen, Selphies machen und dann (bei 9°C) darin baden. Die Blicke der muslimischen Familie, die mit uns zum Fluss kam, waren wirklich unbezahlbar, ein bisschen skurril waren die Rituale dann wirklich.

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Unser Weg führte uns weiter Richtung Süden entlang des Toten Meeres. Zum Baden war es uns schlichtweg zu kalt. Die Strecke ist allerdings eher trist. Nur am nördlichen Rand gibt es ein paar Hotels, der Rest ist eher leer. Das Meer besteht aus 2 Becken, ab dem zweiten Becken kommt man entlang der zahlreichen Fabriken. Nach dem Tourismus ist der Abbau von Mineralstoffen (v.a. Pottasche) einer der größten Einnahmequellen des Königreichs Jordanien.

Am südlichen Ufer liegt zudem das „Lowest Point on Earth“ Museum, das die Geschichte der Menschen am und im Jordangraben.

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Lud nicht wirklich zum Baden ein

Von dort fuhren wir dann weiter durch das Naturschutzgebiet Dana wieder zurück in die Berge in Richtung Petra. Dort kamen wir dann am frühen Abend an.

Und gleich stürzten wir uns auf ins Indiana Jones Abenteuer. 3x pro Woche veranstalten die Beduinen nämlich ein Petra by Night Event, wo Tausende Kerzen den Weg zum legendären Schatzhaus erleuchten. Dort gibt es dann den legendären Hospitality Tee (den bekommt man auch bei Souvenirbuden und in jedem Zelt). Man nimmt auf Matten Platz und lauscht dem Flötenspiel eines Beduinen, das sich im Talkessel verstärkt. Wenn man die Gelegenheit hat, Petra in dem Licht zu sehen, sollte man das auf jeden Fall machen. Unser erster Eindruck war jedenfalls sehr intensiv.

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Und so starteten wir am nächsten Morgen gleich um 6 Uhr mit den Ersten unseren Weg in die Stadt. Man sollte dabei eins beachten – viele glauben, Petra wäre nur das Schatzhaus. Doch der Weg dorthin ist vom Dorf aus schon etwa 3 km lang, einer im Freien und zwei durch den engen Sik, eine Schlucht, die den einzigen Zugang nach Petra bildet. Doch damit ist man noch lange nicht am Ende. Es gibt mehrere Wanderungen auf die diversen Gipfel. Dort gibt es viele Opferplätze und Ruinen zu entdecken. Dazu sind noch die vielen Tempel in der Innenstadt und in der Königswand zu sehen. Wir sind in unseren 2 Tagen in Petra (laut GPS Ortung meines Handys) 42 km zu Fuss gegangen und waren einfach nur beeindruckt. Wer nicht so viel laufen möchte, kann sich helfen lassen. Die Beduinen bieten die Dienste ihrer Esel und Kamele an. Vor allem die Esel bringen einen auch auf die Gipfel. Übrigens: Als Tipp, man sollte sich unbedingt was zu Essen mitnehmen, weil zumindest in der Nebensaison nur ein sehr teures Restaurant geöffnet war. Getränke bekommt man verhältnismäßig günstig – Tee gibt es überall, gekühlte Cola oder Wasser bekommt man auch an vielen Ständen – allerdings sind sie an den abgelegeneren Stellen, vor allem auf den Wegen hinauf, wesentlich teurer als unten an der Hauptstraße. Cola bekommt man dort schon ab 1 JD. Mehr über Petra habe ich schon in einem Extra-Beitrag geschrieben.

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Wadi Rum und Eilat (1 Übernachtung)

Wir entschieden uns aufgrund der Saison GEGEN eine Nacht im Beduinen-Zelt im Wadi Rum. Nachttemperaturen von 1-2 Grad im Zelt, dafür fühlten wir uns schon etwas zu alt. Für die Tour in die malerische Wüstengegend entschieden wir uns für eine Jeep-Tour. Der entsprechende Fahrer war auch schnell gefunden. Er hatte einen alten Hilux und bat uns, gleich hinten auf der Ladefläche Platz zu nehmen. Die Szenerie ist sehr malerisch. Die Felsformationen erinnern ein bisschen an alte Westernfilme.

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Die Fahrt geht quer durch das Dorf Wadi Rum zur Tankstelle, wo erstmal die Luft für den Sand abgelassen wird und dann wird wild durch die Wüste geheizt, zuerst zu einem kleinen Beduinenzelt und dann zu diversen Felsbrücken und nubischen Felszeichnungen. Ich muss zugeben, ich bin hinten auf der Ladefläche ein bisschen seekrank geworden – nicht vergessen sollte man (auch im Winter) den Sonnenschutz, denn trotz der „nur“ 20°C bretzelt die Sonne ordentlich.

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Zurück in Aqaba gaben wir dann noch das Auto ab. Der Rückflug sollte sehr früh gehen, deshalb fuhren wir gleich weiter nach Eilat. Dort fielen wir dann auch gleich ins Bett. Die Nacht dort war leider der reinste Horror, denn Eilat ist sowas wie das Malle von Israel – laute Partymusik bis nachts um 3, das war irgendwie eher unentspannt im Vergleich zum Rest des Urlaubs.

Autofahren in Jordanien

Autofahren in Jordanien ist weit weniger spektakulär, als es sich anhört. Die Straßen – v.a. der Desert und der Kings Highway – sind in sehr gutem Zustand, der Highway Richtung Azraq ist zwar vom Asphalt her nicht in Bestzustand, mit einem Kleinwagen (wir hatten einen Peugeot 208) kamen wir aber ohne Probleme auch zwischen den vielen LKW ganz gut aus. Ein bisschen aufpassen muss man wegen der vielen Geschwindigkeitshubbel, die zum Teil sehr hoch sind und die man im Verkehr häufig erst daran bemerkt, dass die Autos vor einem plötzlich stark abbremsen.

Im Stadtverkehr ist auch eigentlich alles Easy. Im Vergleich etwa zu Griechenland fährt es sich wesentlich entspannter, man muss eben immer ein bisschen aufpassen, extrem ist es aber nicht.

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On the Road to Iraq

Es gibt zwar – vor allem am Toten Meer, aber auch sonst – zahllose Kontrollposten, bei denen die Autos kontrolliert werden. Wir – als offensichtliche Europäer – wurden aber eigentlich bis auf einmal immer weitergewunken und das eine mal wurde auch nur unser Kofferraum flüchtig gecheckt, bevor wir weiterfahren durften. Sonst mussten wir immer nur kurz sagen, wohin wir fahren und das wars dann auch. Ich halte das für sehr verständlich, gerade weil die Nachbarn ja derzeit eher zwiespältig gesehen werden. Und wenn man auf einer Straße, die direkt in den Irak führt, fährt, ist man nun mal etwas verdächtig. Man sollte entsprechend immer im Kopf haben, wo man gerade hinfahren möchte, dann ist das alles ganz problemlos.

Jordanien = Traumziel? – Jordanien = Traumziel!

Jordanien ist ein außergewöhnlich schönes Land, das auch ohne Schnorcheln im Roten Meer und Baden im Toten Meer unglaublich viel zu bieten hat.

Gerade im Winter ist der Betrieb nicht zu groß und man bekommt auch in Wadi Musa (bei Petra) ein sehr günstiges und dennoch luxoriöses Hotelzimmer und muss sich nicht durch den Sik drängeln. Petra ist im Winter sogar sehr empfehlenswert, da man dann um die teils bis zu 40°C im Talkessel, die im Sommer schonmal herrschen können, herumkommt.

Besonders in Erinnerung geblieben – neben Petra – ist die eindrucksvolle Wüstenlandschaft, in der man auf die Wüstenschlösser trifft und natürlich auch unser kleines Beduinen-Jeep-Abenteuer im Wadi Rum.

Sich alleine im Land zu bewegen ist vergleichsweise ungefährlich – natürlich kann einem immer etwas passieren, wie man ja am Beispiel der kanadischen Touristin in Kerak sieht, aber ich habe mich z.B. in Ägypten wesentlich unsicherer gefühlt. Mit dem Jordan Pass ist alles günstig und leicht zu erkunden – und mit dem eigenen Auto ist es auch wesentlich günstiger als z.B. mit dem Taxi.

Ich habe mich in Jordanien im Winter verliebt – ich denke, dieses wunderschöne Land gehört auf jedermanns Bucket List.

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Ein tolles Buch zur Reisevorbereitung (Link zu Amazon)

8 Kommentare

  1. Jordanien les ich jetzt immer öfter und ich muss sagen es würde mich auf jeden Fall auch interessieren. Die Geschichte, die Natur, das Essen und vielleicht noch Sterne schauen irgendwo ein wenig ausserhalb der Städte. Das wäre schon toll. Der Tipp mit Winter als Reisezeit ist auf jeden Fall schon einmal viel Wert.

    Viele Grüße
    Victoria

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  2. Wirklich spannend, denn von Jordanien liest man als Reiseland bisher ja doch eher weniger. Mir würden vor allem die Wüstenschlösser gefallen, die Atmosphäre dort ist sicher einmalig schön:)

    Liebe Grüße
    Nicole vom Reiseblog PASSENGER X

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  3. Wow! Jordanien sieht nach einem tollen Land aus! Vielen Dank fürs Vorstellen und die Tips! Ist echt eine gute dahin einen „Winter-Trip“ zu machen 🙂

    Liebste Grüße aus Holland

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  4. Jordanien ist ein Land, das ich so gar nicht auf dem Schirm hatte, aber was du schreibst hört sich wirklich interessant und sehenswert an. Vor allem die Bilder sind toll und haben mein Interesse geweckt. Kommt auf meine Liste!

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  5. Wow, Jordanien sieht toll aus! Und echt ein guter Tipp für den Winter! Werde ich mir auf jeden Fall mal genauer anschauen und vormerken. Danke dir!!
    Und echt ein geniales Schlussbild! 😉
    Liebe Grüße
    Julie

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  6. Das letzte Foto – ich habe jetzt schon Muskelkater vom Lachen 😀 😀
    Insgesamt ein sehr interessanter Bericht, das muss total spannend sein! Sicherlich so, als wenn man in eine andere Welt taucht. Ich muss gestehen,dass ich bis dato noch nie außerhalb von Europa war. Muss und will ich echt mal ändern. 🙂

    Die Abwechslung in Deinem Beitrag mit den Fotos immer wieder zwischendrin finde ich mega erfrischend.

    Liebe Grüße aus Berlin,
    http://www.ChristinaKey.com

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