#flashback: Istanbul 2014 – als es noch ging…

Reisen in die Türkei ist ja momentan so eine Sache… Guten Gewissens reisen viele nicht mehr in das Land des narzistischen Diktatoren Recep Tayyip Erdogan, wo plötzlich die Todesstrafe wieder im Bereich des möglichen liegt.

Unser Ziel: Istanbul…

Die Anreise erfolgte mit dem Flugzeug. Wir entschieden uns für die Billigairline Pegasus, die täglich von Wien nach Sabiha Gökcen fliegt. Das ist der kleinere der beiden Airports in Istanbul. Als Deutsche Staatsangehörige war kein Visum nötig. Österreicher können das Visum entweder online  vor Reiseantritt oder am Flughafen an einem Automaten kaufen. Letzteres ist allerdings etwas teurer.

Da er auf der asiatischen Seite des Bosporus liegt, ist die anschließende Anreise in das Stadtzentrum etwas schwieriger. Wir buchten bereits von zu Hause aus einen komfortablen Bus, der uns innerhalb von 80 Minuten in die Stadt brachte. Diese Havatas Shuttle Busse verkehren regelmäßig zwischen Sabhia Gökcen und dem Taksim Platz. Der Preis von 14 TL (bei heutigem Kurs weniger als 4€) pro Person und Strecke ist das mehr als erschwinglich.

Beim Hotel hatten wir uns ein wenig vergriffen, da wir leider bei der Buchung nur nach der Bewertung auf booking geschaut haben. Wir landeten in einer Seitengasse nahe dem Taksim Platz in einem Hotel mit geteiltem Bad. Das Zimmer war nicht sonderlich komfortabel, aber wir waren ja ohnehin nur zum Schlafen da. Aber sich mit fremden Männern das dreckige Bad zu teilen, ist eben nicht sonderlich angenehm.

#Tag 1: Zisternen, Hagia Sophia, Großer Basar

Da wir ein Hotel ohne Frühstück gebucht hatten, begannen wir den Tag am Taksim Platz bei einer großen Bäckerei bei einem türkischen Mokka und einer zuckersüßen Mehlspeise. Danach wollten wir gleich ins historische Zentrum starten.

Dazu starteten wir mit der Tünel Standseilbahn, die seit 1875 dauerhaft betrieben wird und an das Metronetz angeschlossen ist. Sie führt vom Taksim nach Karakoy. Von dort führt die Straßenbahn T1 direkt über die Galatabrücke ins historische Zentrum der Stadt.

Erstes Ziel sollten die Yereteban Zisternen sein. Diese gigantische Zisterne kennt der geneigte Dan Brown Leser natürlich als Schauplatz des Showdown von „Inferno“. Und James Bond war hier auch schon auf Verbrecherjagd. Die Zisterne besteht schon seit der Spätantike und diente als großer Wasserspeicher. Die gigantischen Säulen haben ihm den Spitznamen „Versunkener Palast“ eingebracht.

dsc01754_27118065434_o

Nächste Station wurde dann ein echtes Highlight werden. Vom Ausgang der Zisterne über die Straße kommt man auf den Sultanahmet Platz. Dort liegen die berühmtesten Wahrzeichen der Stadt, die Hagia Sophia und die Sultanahmet Moschee (auch „Blaue Moschee“).

Da die Hagia Sophia ganz weit oben auf meiner Wunschliste stand, wurde das die nächste Station – auch wenn die Schlange an den Ticketständen schon etwas länger wurde. Die byzantinische Kirche stammt aus dem 6. Jahrhundert und hat eine bewegte Geschichte. Gebaut wurde sie als Hauptkirche des orthodoxen Christentums als eine der größten Kuppelbauten der Welt. Hier wurden auch die byzantinischen Kaiser gekrönt, bis Istanbul und somit auch die Kirche von den Osmanen eingenommen wurde. Die Kirche bekam Minarette und wurde zur Hauptmoschee, was sie auch bis zum Bau der Blauen Moschee blieb. Heute ist das Gebäude ein Museum. Zum Teil wurden auch die christlichen Intarsien wieder freigelegt, die zum Teil nur von Putz abgedeckt wurden.

dsc01796_27452506960_o

27656892121_1807d468d7_k

Ein verspätetes Mittagessen nahmen wir dann in den Gassen rund um den großen Basar. Hier gibt es viele nette und günstige Grillrestaurants.

Am Nachmittag ging es dann auf den berühmten Großen Basar. Der liegt nicht weit von der Blauen Moschee entfernt. In den verwinkelten Gassen bieten die Händler ihre Waren an. In jedem Abschnitt werden verschiedene Warengruppen angeboten – T-Shirts, Leder, Silber – je näher man ins Zentrum kommt, umso teurer werden die Waren. Vielleicht muss man sich hier etwas besser auskennen, aber ich war ein bisschen enttäuscht. Irgendwie gibt es mehr T-Shirt Händler als alles andere – um echte Schnäppchen zu finden, braucht man wohl mehr Zeit.

#Tag 2: Neue Moschee, Sirkeci Bahnhof, Gewürzbasar und Galatabrücke

Am zweiten Tag in Istanbul blieben wir am Fuße des goldenen Horns, im Bereich der Galatabrücke.

Erste Station war der berühmte Sirkeci Bahnhof. Das ist heute ein kleiner Provinzhaltepunkt. Früher aber war es die Endhaltestelle des legendären Orient-Express. Den Flair versprüht heute noch ein kleines Restaurant.

27656374891_9cb98ada21_k

Danach ging es zur Neuen Moschee. Die liegt direkt bei der Galatabrücke und beim Gewürzbasar an der Einmündung des goldenen Horns. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert.

26298828870_a356a13f0c_o

Der Gewürzbasar hatte dann eher das Flair, das ich mir vom großen Basar erwartet hatte – offene Gewürzsäcke, Schokolade, Gerüche, Gedrängel, hier ist es laut, hier wird verhandelt – das ist der wahre Istanbul-Spirit.

27452656780_398cb7be61_k

27630146142_a2020c0559_k

Den Abend verbrachten wir dann in den Bars, die auf der unteren Etage der legendären Galatabrücke liegen. Auf der Brücke wird den ganzen Tag gefischt. Man bekommt hier frische Fischbrötchen. Die kommen direkt vom Grill – einfach lecker! Von der Bar lässt sich wunderbar der Sonnenuntergang über dem goldenen Horn beobachten, entspannt bei einem Tee oder einer Shisha (auf die ich aber verzichtet habe).

26545642356_812b253530_o

#Tag 3: Topkapi Palast, Taksim Platz und Istiklal Caddesi

Der alte Sultanspalast liegt hinter der Hagia Sophia. Wichtig ist hier: Früh kommen! Wir waren direkt zu Beginn der Öffnungszeit da und hatten nur wenige Leute vor uns. Als wir um 14 Uhr wieder herauskamen, standen die Leute schon mehr als eine Stunde an der Kasse.

Wir entschieden uns, auch den Harem und die Sultansgemächer anzuschauen. Auch hier hat der frühe Wurm durchaus seine Vorteile. Das Gedränge ist nicht allzu groß. Auf dem großen Gelände sollte man sich richtig Zeit lassen. Man kann sich den Dewan anschauen, wo Minister zusammentrafen. Man kann den Audienzraum anschauen. Am Beliebtesten war aber die Sammlung muslimischer Reliquien – etwa ein Fussabdruck Mohammeds. Oder auch eine der ältesten bekannten Koranausgaben wird hier ausgestellt. Wenn man ganz nach vorne durchgeht, hat man einen grandiosen Ausblick über das goldene Horn und den Bosporus.

27656516401_214ba1c42b_k

27656480031_2c49dc0db4_k

27697199066_2ce6fffacb_k

Den Nachmittag und Abend verbrachten wir rund um den Taksim Platz. Der war nur wenige Wochen vorher zusammen mit dem dortigen Ghezi-Park groß in den Medien als Zentrum der Demonstrationen in Istanbul. Besonders hübsch ist der Platz ehrlicherweise nicht. Daher führte uns der Weg von dort in die berühmte Shopping Straße Istiklal Caddesi. In der fährt eine historische Straßenbahn, es gibt zahlreiche Vergnügungslokale und Restaurants.

dsc01890_27629725242_o

#Tag 4: Blaue Moschee und Tee trinken im Gülhane Park

Der letzte Tag: Die Blaue Moschee hatten wir noch nicht geschafft. Wir waren zwar schon im Hof, aber die Zeiten für Besucher sind arg eingeschränkt – zu Gebetszeiten etwa dürfen nur Pilger hinein. Wichtig ist natürlich für Frauen, dass man ein Kopftuch dabei hat und dass man die Beine und Schultern bedeckt hält (T-Shirt und Jeans ist okay). Drinnen steigt einem der Geruch von Käsefüßen in die Nase – das passiert eben, wenn Touris im Sommer die Schuhe ausziehen. Das Gebäude an sich ist eine der wichtigsten muslimischen Gotteshäuser und das spürt man. Leider hat man im Gedrängel wenig Zeit, die wunderbaren Verzierungen ausreichend zu würdigen.

27656960411_dd7d2c319c_o

Die letzten Stunden verbrachten wir in einem Park unterhalb des Topkapi Palast, dem Gülhane Park. Hier ist etwas weniger Trubel. Und wenn man ganz nach vorne durchläuft, findet man ein kleines Café mit Ausblick auf den Bosporus. Hier ließen wir den Besuch der türkischen Metropole bei einem großen Kessel türkischen Tee in aller Ruhe ausklingen.

27118863004_c43a36b702_k

Wir haben sicher nicht alles von Istanbul gesehen – dafür bräuchte man Wochen. Aber für einen ersten Eindruck in die quirlige Metropole hat es gereicht.

Der Heimflug am Abend – wir starteten wieder mit dem Havatas in Richtung Sabiha Gökcen. Der Flughafen ist bekannt für Verspätungen – als wir dort waren, kam kein Flug pünktlich. Ein älterer, deutschsprachiger Herr klärte mich darüber auf, dass da Erdogan Schuld dran ist. Erste Anzeichen…

Die Sicherheitslage ist 2 Jahre nach unserem Trip sicherlich wesentlich angespannter – eine Reise nach Istanbul ist mit erhöhtem Sicherheitsrisiko verbunden. Mal sehen, vielleicht werden wir es noch einmal wagen, dorthin zu fahren – denn Istanbul ist sicher neben Jerusalem und Rom ein Citytrip, den man einmal in seinem Leben gemacht haben sollte…

Fliegen mit Pegasus ist in etwa mit Ryanair gleichzusetzen – es ist nicht sonderlich luxuriös, der Service ist kein Traum, aber bei rund 2 Stunden Flug kann man damit leben.

Reisetipps

  • Für Frauen ist es immer gut, einen Schal oder ein Tuch dabei zu haben. Zwar liegen bei den meisten Moscheen Kopftücher aus, die können im Sommer aber auch ordentlich stinken. Und wer hat schon gerne fremden Schweiß auf dem Kopf. Für beide Geschlechter sind bei geplantem Moscheebesuch ordentliche Socken nicht das Schlechteste. In den Moscheen wird strikt darauf geachtet, dass man die Schuhe auszieht. Ein Plastikbeutel ist da beim Tragen ganz hilfreich.

Reiseführertipps

2 Kommentare

  1. Hallo liebe Anke! Ich war auch im Herbst 2014 mit 2 Freundinnen in Istanbul. Ich war begeistert von dieser Stadt! Die Moscheen, die kulturelle Vielfalt, das orientalische Flair – alles hat mich sofort in den Bann gezogen… Und jetzt bin ich jedes Mal sehr bestürzt, wenn ich von den Anschlägen höre, die es immer wieder gibt. Nein, ich habe momentan einfach Angst und möchte das Glück nicht herausfordern. Für mich ist die Türkei momentan echt tabu. Aber es ist so wahnsinnig schade, denn Istanbul hat es mir echt angetan… Meine Reiseberichte dazu findest du unter http://www.gailtalontour.com/reisetipps-fuer-deinen-istanbul-staedtetrip/ und http://www.gailtalontour.com/istanbul-metropole-auf-2-kontinenten/.
    LG, Anita

    Like

Schreibe einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..